Hilfe in Zeiten des Coronavirus Extra-Einkaufszeiten für Senioren in Issum

Issum · Der Rewe-Markt in Issum bietet seit Kurzem ein besonderes Angebot, das sich vor allem an Risikogruppen richtet: Eine Stunde am Tag können sie ungestört ihre Lebensmittel besorgen. Bei der Bevölkerung kommt die Aktion super an.

Marktleiter Holger Schulte-Marxloh begrüßt Helga Holt beim Einkauf zu den neuen Sonderöffnungszeiten.

Marktleiter Holger Schulte-Marxloh begrüßt Helga Holt beim Einkauf zu den neuen Sonderöffnungszeiten.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Helga Holt hat sich ein Herz gefasst. „Hör mal Robert, können wir zusammen einkaufen?“, fragte sie ihren Enkel Robert P. Hein. Zwei Wochen sei sie nicht zum Supermarkt gegangen, aus Angst, sich mit dem Coronavirus anstecken zu können, erzählt der Enkel.

Mit 82 Jahren zähle seine Oma zur Risikogruppe. Eine Stunde am Tag, von 8 bis 9 Uhr, hat der Rewe-Markt in Issum für Risikogruppen geöffnet. „Eine schöne Sache, eine nette Geste“, lobt Hein, der mit seiner Großmutter das Angebot direkt nutzte und sie zum Einkauf begleitete. „Wir haben alles bekommen, sogar Klopapier“, sagt der Issumer. Nur der Sirup mit Holundergeschmack war nicht da. „Dann haben wir eben Kirschgeschmack mitgenommen.“

In den 25 Minuten, die der Einkauf gedauert hat, habe er etwa 25 Rentner gesehen, die ebenfalls die Gunst der Stunde nutzten und in der Zeit von 8 bis 9 Uhr einkaufen gingen. Hein lobt die immer freundlichen Mitarbeiter und die Schutzmaßnahmen. „Alle Mitarbeiter tragen Handschuhe, überall sind Abstandslinien, da fühlt man sich gut aufgehoben.“ Er hoffe, dass die Initiative des Issumer Marktes ein Vorbild für andere Märkte ist, damit sich Rentner in der unsicheren Zeit sicherer fühlen.

Holger Schulte-Marxloh vom Issumer Rewe-Markt betont, dass diese eine Stunde am Morgen ein Angebot und vor allem kein Verbot für andere Gruppen sei, dann dort einzukaufen. Aber man setze auf die Solidarität und Rücksichtnahme auf Rentner und Risikogruppen. Bewusst habe man dafür die frühen Morgenstunden gewählt, damit abends die Berufstätigen nach der Arbeit ihre Einkäufe erledigen können. Bis zum 19. April wolle man das Angebot dieser besonderen Stunde für Risikogruppen auf jeden Fall aufrechterhalten. Allerdings habe er schon von einem Kollegen aus der Großstadt gehört, der das Angebot wieder zurücknehmen musste, weil es auf negative Resonanz stieß. Auf dem Land sei das anders. Man kennt sich, man weiß, wer zu wem gehört und hält zusammen.

Besonders groß war die Freude, als die Rewe-Mitarbeiter an Tag eins der neuen „Solidaritätseinkaufszeiten“ zur Arbeit kamen. In der Nacht hatte ein Unbekannter ein riesiges Kreideherz vor die Tür des Issumer Rewe-Marktes gemalt. „Danke Rewe-Team“ steht in dem Herzen und „Ihr seid der Hit“. Außerdem gibt es einen „#Klopapier“. „Liebe Issumer, ihr macht uns sprachlos“, lautete die Antwort der Supermarkt-Mitarbeiter auf Facebook.

Holger Schulte-Marxloh berührt es, dass die Leute sehen, was sein Team derzeit leistet. „Die Mitarbeiter sind in der dritten Woche im Dauerstress.“ Man versuche, Transportwege zu schaffen, damit möglichst immer alles da ist, auch Toilettenpapier. Für die Sicherheit der Kunden und Mitarbeiter gibt es sichtbare Hygienemaßnahmen, wie die Acrylschutzscheiben an den Kassen und die Abstandsmarkierungen, aber auch unsichtbare Maßnahmen. Eine Überdruckanlage und ein zusätzlicher Luftschleier sorgen dafür, dass keine Luft vom Laden hinter die Bedienungstheken weht. Erst 2018 wurde alles modernisiert.

Laut Verordnung braucht es aktuell zehn Quadratmeter Platz pro Kunde, um das Kontaktverbot einzuhalten. Auch da sieht sich der Issumer Rewe-Markt gut aufgestellt. Bei 1700 Quadratmetern dürften also 170 Issumer gleichzeitig einkaufen. Solche Zahlen würden aber beim normalen Tagesgeschäft nicht erreicht. Über den Tag verteile sich die Anzahl der Einkäufer. Und die Stunde von 8 bis 9, die gehört ab sofort den Rentnern und Risikogruppen.

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