Gelderland Obstbäume warten auf die Bienen

Gelderland · Apfel, Birne, Quitte und Kirsche stehen in voller Blüte oder sind sogar schon verblüht. Doch die fleißigen Insekten, die für die Befruchtung sorgen, sind Mangelware. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Das Wetter spielt eine große Rolle.

 Platz für viele Bienen hat Heinz Eggels geschaffen. Doch viele der Röhren in den Insektenhotels sind in diesem Frühjahr unbewohnt. Das lässt den Wankumer mit Sorgen auf seine Obstbäume blicken.

Platz für viele Bienen hat Heinz Eggels geschaffen. Doch viele der Röhren in den Insektenhotels sind in diesem Frühjahr unbewohnt. Das lässt den Wankumer mit Sorgen auf seine Obstbäume blicken.

Foto: Gottfried Evers

Quitte, Birne, Apfel und Aprikose - Heinz Eggels hat eine Reihe von Obstbäumen in seinem Garten stehen. Was die Ernte betrifft, so ist er für dieses Jahr skeptisch. Denn die Bienen, die die Blütenpracht befruchten, sind Mangelware. "Sonst summt und brummt es um diese Zeit überall. Aber jetzt zeigen die Bienen sich nur vereinzelt", beobachtet der Wankumer Hobbygärtner. Auch seine Insektenhotels sind viel leerer als normal. Gerade mal die Hälfte der Zimmer aus Eichenholz sind belegt, viele Einfluglöcher sind noch offen und die Röhren unbewohnt.

Für den Ertrag seiner Obstbäume sieht Eggels schwarz. Zwei ältere Birnbäume und eine Aprikose seien bereits verblüht und kaum befruchtet. Am Pfirsichbaum, der gut geblüht habe, zeige sich ein geringer Fruchtbestand. Die Quitte steht in voller Blüte und müsste Bienen in Scharen anlocken. Aber Fehlanzeige.

Für Eggels ist die Sache klar, er sieht die Schuld vor allem bei der Landwirtschaft. "Maisfelder verdrängen Wiesen, es wird früh gespritzt, es gibt keine Wildkräuter mehr." Zwar würden an Maisfeldern Blühstreifen angelegt, aber das reiche nicht aus.

Gelderland: Obstbäume warten auf die Bienen
Foto: Evers Gottfried

Differenzierter sieht Hermann-Josef Windeln die Sache. "Da spielen mehrere Gründe eine Rolle", sagt der Vorsitzende der Ortsgruppe Issum-Geldern im Naturschutzbund. Er nennt an erster Stelle das kalte Frühjahr. "Die Honigbienen bauen ihre Brut gerade erst auf. Deswegen gibt es wenig Honigbienen bei enorm vielen Blüten. Fast alle Frühblüher blühen bei den enorm hohen sommerlichen Temperaturen fast gleichzeitig in wenigen Wochen Abstand."

Nabu-Kreisvorsitzende Monika Hertel, zugleich Hobby-Imkerin, bestätigt diese Einschätzung. "Viele Honigbienenvölker sind aufgrund der Kälteperiode im März noch nicht so stark entwickelt wie in Jahren mit einem milderen Winter", erklärt die Straelenerin. Hinzu komme, dass zurzeit fast alles gleichzeitig blüht, was sich normalerweise über etwa sechs Wochen verteilt. Dadurch haben Bienen und Hummeln ein riesiges Blütenangebot und verteilen sich stark.

Windeln registriert, dass Allround-Insektizide im Augenblick oft wegen des Buchsbaumzünslers gespritzt würden. "Dadurch werden alle Insekten abgetötet, auch die, die sich zum Sonnen oder Ausruhen auf die oft einzigen Blätter der Umgebung setzten, den Buchsbaum." Dazu zählten auch die Wildbienen.

"Ordnungsmanie" ist aus Sicht des Gelderners ein weiterer Schlag gegen die einheimische Natur. Illegales Spritzen von Herbiziden auf Vorgärten und in Gärten verhindere, dass dort dringend benötigte Wildpflanzen blühen können, die zu Unrecht als "Unkraut" abgewertet würden. Nicht nur Wildbienen seien darauf angewiesen.

Keine Nahrung für Insekten gebe es durch Schottern, Zupflastern von Vorgärten, sterile Kugelhortensien, großblütige Petunien, sterile Geranien oder gefüllte Blütenpflanzen. Immergrüne, ausländische Bäume und Pflanzen dominieren laut Windeln die Beete in vielen Wohnvierteln. Folgen: Insekten, Vögel und Fledermäuse nehmen beängstigend ab. Nur Ringeltauben könnten von blankem Gras leben. Öffentliche Wegränder in der Nähe von Häusern würden illegal durch ständiges Mähen daran gehindert zu blühen, beklagt Windeln.

Dabei habe jeder die Möglichkeit, etwas für die Insekten zu tun. Windeln empfiehlt, Schottervorgärten mit Mauerwurz, Mauerpfeffer, Natternkopf und Flockenblumen zu bepflanzen. Auch ließen sich Füllkieshügel (statt Schotter) in Vorgärten mit Besenheide, Ginster, Natternkopf anlegen. "Die sind ideal als Brutplatz für Wildbienen - die stechen nicht."

Heinz Eggels in Wankum hat in seinem Garten noch etwas für die Bienen getan. "Ich habe Wildblumen gesät." Nur bis die blühen, ist es für die diesjährige Obsternte zu spät.

(RP)
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