Kolumne Leben wie Hans im Glück?

Erkelenz · Theo Schläger hat sich der heimischen Mundart verschrieben. Er leitet den Arbeitskreis Mundart im Heimatverein der Erkelenzer Lande. Dieses Mal schreibt er nicht „Op Platt“, sondern lässt seine Gedanken schweifen.

 Theo Schläger, Autor, Musiker und Mundart-Kenner.

Theo Schläger, Autor, Musiker und Mundart-Kenner.

Foto: M. Eickmeier

Immer wieder hören und lesen wir an vielen verschiedenen Stellen vom „Leben danach“. Wir suchen vielleicht schon jetzt und auch vielleicht voller Ungeduld nach dem „neuen Leben“ nach der Krise. Wie soll das wohl aussehen? Haben wir eine präzise Vorstellung davon?

Ich kann noch so recht keine genaue finden. Auf der Suche aber stieß ich mal wieder auf das Märchen von Hans im Glück, das ich auch in der Schule öfter in meinen Unterricht als Impuls eingebaut habe, um danach zu suchen, was „wert-voll“ sein könnte. Vielleicht eine Hilfe?

Denken wir also einmal darüber nach. Hans hatte zuerst einen Klumpen Gold für seine treuen Dienste bekommen. Eine besondere Anerkennung für ihn, auf die er durchaus stolz sein konnte.

Dann sah er einen Reiter mit Pferd. Das reizte ihn so, dass er den Klumpen Gold dafür hergab. Genau so ging es weiter mit der Kuh, dem Schwein, der Gans. Bei allem glaubte er etwas Besseres zu finden und tauschte es gegen etwas – in unseren Augen – weniger Wertvolles. Zufrieden und glücklich aber wurde er da noch nicht. Als er endlich auch die schweren Schleifsteine von seinem letzten Tausch im Brunnen verloren hatte, war er der vermeintlich glücklichste Mensch auf der Welt.

Naiv? Unbedacht? Neben der Spur? Folgte er nur seinen spontanen Wünschen? Vielleicht sollten wir doch einmal der Sache mehr und genauer auf den Grund gehen. Alles, was ihm zu schwer oder nicht mehr passend schien, tauschte er gegen etwas vermeintlich Besseres. Als „normaler“ Mensch machen wir uns vielleicht lustig darüber.

Aber warum war er am Ende wirklich glücklich? Doch erst, als er wieder sorgenfrei zu Hause war, unbelastet wieder bei seiner Mutter, bei denen, die er gern hatte, in seiner gewohnten Umgebung, in seiner Heimat, einer Art Wohlfühl-Oase!

Wie wäre es, wenn wir auch alles, was uns bedrückt und belastet, wonach wir unbedingt immer wieder streben und doch nicht so ganz zufrieden sind, eintauschen würden gegen all die Dinge, die wir zum wirklichen Glücklichsein brauchen, und alles Andere zurücklassen und streichen? Ein jeder mal für sich und in seiner Situation?

Denken wir einmal darüber nach, was genau und wie das wohl sein könnte. Nicht so naiv wie Hans, aber um so glücklich zu werden wie er. Ich kann mir vorstellen, dass wir fündig werden. Ich werde es jedenfalls versuchen und wünsche mir, dass es gelingen mag.

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