Betuwe Testlauf für den Katastrophenschutz

EMMERICH/REES · Die Bürgerinitiative „Betuwe - so nicht“ fordert einen Sicherheitstestlauf auf deutscher Seite. Auch der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers setzt sich dafür ein. Die Feuerwehren begrüßen den Vorstoß.

 An einem Übungszug der Bahn trainiert die Emmericher Feuerwehr einen Gefahrgutunfall auf der Strecke.

An einem Übungszug der Bahn trainiert die Emmericher Feuerwehr einen Gefahrgutunfall auf der Strecke.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Es ist ein Erfolg für die Initiative „Betuwe – so nicht“: Vor dem Hintergrund steigender Gefahrgut-Transportmengen und aktueller Unfälle hat Initiativen-Sprecher Gert Bork aus Wesel mit Erfolg angeregt, einen Sicherheits-Testlauf auf deutscher Seite zu starten. Der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers als Sprecher der Betuwe-Anliegerkommunen werde nun Kontakt mit der Bahn aufnehmen, teilte Bork jetzt mit.

Zum Hintergrund: Die Gefahrgut-Transporte auf der Trasse Oberhausen bis Emmerich werden laut Gert Bork stark zunehmen, insbesondere weil die niederländische Regierung so viele Gefahrgüter wie möglich über diese Trasse führen will. „Gefahrgut soll in den Niederlanden grundsätzlich weg von der Straße und weg von schlecht gesicherten Zugtrassen, um das Risiko von Gefahrgut-Katastrophen für alle niederländischen Bürger zu verringern“, sagt Bork. Zu diesem Zweck sei der niederländische Teil der Gleise ausgebaut zu einer Hochsicherheits-Trasse mit Vorkehrungen, die in Deutschland nicht vorgesehen seien.

In Deutschland gebe es bei Zugunfällen ein zeitraubendes Verfahren, sagt Bork. Wenn Waggons verunglücken, informiere der Fahrdienstleiter des Netzbetreibers zuerst die Notfallzentrale der Deutschen Bahn über den Inhalt der Waggons, die wiederum die Kreis-Notfall-Leitstelle in Kenntnis setze. „Diese Notfall-Leitstelle soll die Feuerwehr-Einsatzkräfte vor Ort darüber informieren, welche Stoffe in den Waggons sind. Und dann ist noch kein Notfallmanager der Bahn vor Ort“, sagt Bork. Auch die Wasserbeschaffung mit Spezialfahrzeugen sowie der Gesamtablauf würden den Bürgerinitiativen als überprüfenswert erscheinen.

Bork verweist auf mehrere Schadensereignisse: Die Entgleisung von neun Gas-Kesselwagen im Bahnhof Dinslaken, ausgelöst durch einen Tresor auf den Gleisen, oder das Bahnunglück in Meerbusch. „Das zeigt, wie komplex und zeitraubend Rettungsaktionen für die Feuerwehren sind. Die Abstimmung mit dem Notfall-Manager der Deutschen Bahn dort war viel zu zeitaufwändig“, kritisiert Bork.

Der Initiativen-Sprecher hat einen Testlauf angeregt: In Absprache mit der Feuerwehr, die großes Interesse habe, sei die Deutsche Bahn angesprochen worden. „Die Bahn zeigt Verständnis, wünscht aber eine klare Anforderung durch die Kommunen.“ Auch die Kommunen habe er für den Vorschlag erwärmen können. Am Mittwoch habe es bei einem Betuwe-Gipfel Zustimmung gegeben, berichtet Bork. Er setzt nun auf den Reeser Bürgermeister.

Die Emmericher Feuerwehr begrüßt diesen Vorstoß. Unfälle mit Gefahrgut auf den Bahngleisen hat sie schon einige gemeistert und auch trainiert. Denn gerade bei Einsätzen auf den Gleisen stehen die Helfer vor einer besonderen Problematik: „Wir reden hier von Zugverbänden, die in der Regel zwischen 400 und 700 Meter lang sind. Da dauert es schon seine Zeit, überhaupt erst einmal herauszufinden, in welchen Wagons welche Stoffe transportiert werden“, schildert Stadtbrandmeister Martin Bettray die Situation, wenn die Einsatzkräfte vor Ort sind. Beschilderungen an den Wagons helfen den Feuerwehren zwar weiter, doch ist beispielsweise bei starker Rauchentwicklung nicht sicher, dass die Informationstafeln, die über die Ladung Aufschluss geben, für die Wehrleute unter solchen Bedingungen noch leserlich sind

Eine Beschleunigung der Abläufe wäre aus Sicht von Bettray in jedem Falle wünschenswert: „Bei unseren Einsätzen leben wir von Informationen und je schneller wie die bekommen, umso zielgerichteter und effektiver können wir auch vorgehen.“

(Sebastian Peters / Markus Balser)
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