Emmerich Spital: Vorbild Niederlande unerreichbar

Emmerich · In der Diskussion um Hygiene in Krankenhäusern gelten niederländische Kliniken als vorbildlich. Doch der Sprung über die Grenze gelingt nicht. Auch das grenznahe Willibrord-Spital kann sich am niederländischen Modell kein Beispiel nehmen, erklärte Dr. Jochen Heger, Hygieneverantwortlicher Arzt am Spital.

Emmerich: Spital: Vorbild Niederlande unerreichbar
Foto: markus van offern

"Das lässt sich in Deutschland nicht einfach so umsetzen", stellte er fest. In den Niederlanden wird unter anderem jeder Patient nach der Aufnahme auf gefährliche Keime getestet und bleibt isoliert in einem Einzelzimmer, bis das Ergebnis da ist. Der zusätzliche Aufwand koste Geld, und nicht zuletzt müssten Krankenhäuser dafür anbauen — man bräuchte jede Menge Räume.

Emmerich: Spital: Vorbild Niederlande unerreichbar
Foto: Stade, Klaus-Dieter

"So etwas müsste politisch motiviert werden, und es müsste auch bezahlt werden", sagt Heger. Er fordert: "Das Bewusstsein für die Hygiene muss weiter ausgebaut werden. Aber auch der finanzielle Hintergrund muss gegeben sein — dafür müssen Stellen geschaffen werden." Deutsche Krankenhäuser arbeiten häufig unter großem Kostendruck.

Auch seien die Niederlande lediglich bei der Bekämpfung der gegen viele Antibiotika resistenten MRSA-Bakterien in der klaren Vorreiterposition. Was das generelle Infektionsrisiko auch mit weniger gefährlichen Erregern betreffe, halte er das Bild von den Zuständen in den Niederlanden für "ein bisschen übertrieben".

Im Willibrord-Spital gibt es derzeit zwei speziell geschulte "Hygienebeauftragte Ärzte", einer davon ist Dr. Jochen Heger. Außerdem gibt es in den Reihen des Pflegepersonals eine ausgebildete "Hygienefachkraft", eine weitere "Hygienefachkraft" steht vor Beendigung ihrer Ausbildung.

(RP/rl)
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