Emmerich Strom: Holland macht Tempo

Emmerich · Manchen erinnert es an die Betuwe: Bei der neuen, grenzüberschreitenden Superstromleitung mit 380 KV sind die Niederländer schon viel weiter. Die Pläne sind ab morgen in Rees und Isselburg zu sehen.

Am Wochenende haben Demonstranten an der Grenze in Anholt vehement Kabel in der Erde gefordert. Gestern erteilte das Energieunternehmen Amprion diesem Wunsch noch einmal eine klare Absage: "Nach dem Energieleitungsaustauschgesetz wird es Erdkabel nur auf vier Pilotstrecken geben. Die Trasse von Rees über Isselburg nach Doetinchem gehört nicht dazu", sagt Dr. Andreas Preuß von Amprion.

Angst vor Strahlung

Wie mehrfach berichtet, sorgt die geplante Trasse für Diskussionen. Vor allem, weil dafür riesige Masten nötig sind, die bis zu 55 Meter in die Höhe ragen, 20 Meter höher als die vorhandenen. Zum Vergleich: Die Mariä Himmelfahrtkirche in Rees ist 36 Meter hoch. Die Höhe ist nötig, um den erforderlichen Abstand wegen der Strahlung zu bekommen. Eben diese Strahlung macht Anwohnern Angst, die die Leitungen im Boden sehen wollen.

Pikant macht die ganze Sache, dass die Leitung grenzüberschreitend ist und bei manchem Erinnerungen an die Betuwe wachruft. Denn während die Güterstrecke auf niederländischer Seite längst in Betrieb ist, wird auf deutscher Seite noch geplant. Ein ähnliches Szenario wäre beim Strom denkbar. Denn Holland ist bei der 380-KV-Trasse schon viel weiter. Hier liegt ein sogenannter Vorbereitungsbeschluss vor. In dem teilt das niederländische Wirtschaftsministerium mit, welches Gebiet für die Leitung auf niederländischer Seite genutzt werden soll. Dieser Beschluss samt Karte liegt ab morgen in den Rathäusern in Isselburg und Rees aus. "Ich bin gespannt, was wir da bekommen", sagt die Reeser Bauamtsleiterin Elke Strede.

Die Unterlagen sind nur zur Information bestimmt. Nach niederländischem Recht ist es nicht möglich, dagegen Widerspruch einzulegen. Gezeigt wird auch nur das niederländische Gebiet.

Während Holland aufs Tempo drückt, gab es auf deutscher Seite bisher nur eine Art Abstimmungstermin. Die Antragsunterlagen von Amprion liegen bei der Bezirksregierung noch nicht vor. Ende des Jahres sollen sie in Düsseldorf eingereicht werden, einige Monate später in Münster. Die Inbetriebnahme der Trasse ist für 2016 angepeilt. Der Bau der 35 Kilometer langen Trasse wird ein Jahr dauern.

Die Niederländer werden nach Deutschland schauen, denn im Unterschied zur Betuwe geht bei ihnen nichts, bevor nicht auf deutscher Seite ausgebaut ist. "Daher werden die Planungen in Deutschland und den Niederlanden eng abgestimmt", so Preuß.

(RP/rl)
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