Emmerich Hygiene: Spital muss mehr tun

Emmerich · Jeder 30. Patient wird im Krankenhaus mit Keimen infiziert. Am Willibrord-Spital wartet man noch auf klare Zahlen zu Infektionsraten. Bei der so wichtigen Händedesinfektion hat sich bereits herausgestellt: Es gibt Arbeitsbedarf.

 Versorgung eines Patienten im Kernspintomographen. Keime sind im Krankenhausalltag allgegenwärtig.

Versorgung eines Patienten im Kernspintomographen. Keime sind im Krankenhausalltag allgegenwärtig.

Foto: end, kds, mvo

Im Mai erst wollte das Willibrord-Spital das Bewusstsein für Hygiene schärfen. Reihenweise Mitarbeiter desinfizierten sich unter Aufsicht die Hände und ließen danach die Keimbelastung testen. Das Ergebnis: 75 Prozent schnitten "gut" ab, 20 Prozent "befriedigend", der Rest schlechter. Wobei zu bedenken ist: Es herrschten Idealbedingungen. Mitgemacht hat nur, wer das wollte, wohl wissend, worauf es dabei ankam.

 "Händetest": 75 Prozent der Tests fielen "gut" aus, der Rest schlechter.

"Händetest": 75 Prozent der Tests fielen "gut" aus, der Rest schlechter.

Foto: markus van offern

Dennoch meint Dr. Jochen Heger, Hygieneverantwortlicher Arzt am Spital: "Das ist eigentlich ein guter Wert. Wenn auch verbesserungswürdig, keine Frage."

 Dr. Jochen Heger, Hygieneverantwortlicher Arzt am Willibrord-Spital.

Dr. Jochen Heger, Hygieneverantwortlicher Arzt am Willibrord-Spital.

Foto: Stade, Klaus-Dieter

Emmerich hat mitgemacht

Jeder 30. Patient wird nach einer Studie des Robert-Koch-Institutes im Krankenhaus durch Klinik-Keime infiziert. Das Willibrord-Spital hat sich als eines von 134 Krankenhäusern in Deutschland an eben jener Studie beteiligt, seine Ergebnisse hat es aber noch nicht erhalten. "Das ist unbefriedigend", sagt Heger. Erst mit diesen Ergebnissen sei klar, "wo wir stehen".

Rein gefühlsmäßig halte er eine Infektionsrate von 3,33 Prozent aber für "sehr hoch gegriffen". Am Willibrord-Spital wird bei jedem Nachweis von Keimen — bei Krankheiten, in Wunden oder an Kathetern — dokumentiert, ob der Patient den Erreger in sich getragen hat oder in der Klinik infiziert wurde. Allerdings hat man dieses Verfahren erst Mitte vergangenen Jahres mitsamt einem neuen Hygieneteam eingeführt, und es gibt noch keine Auswertung: "Wir sind bei unseren Zahlen noch im Aufbau."

Die — weniger verlässlichen — Datensätze der Vergangenheit klingen immerhin beruhigend: Im Jahr 2010 wurden 44 Fälle von Infektionen durch Klinik-Keime festgestellt. Das entspräche einer Infektionsrate von 0,4 Prozent. Bei Überprüfungen von Keimbelastungen in den Räumen des Spitals gebe es keine Auffälligkeiten, "auch nicht, was multiresistente Erreger betrifft. Wir stehen bei den Statistiken im Bundesdurchschnitt", stellt Heger fest. Wobei allerdings klar ist: Das Auftreten gefährlicher Keime nimmt bundesweit zu.

Das Willibrord-Spital wartet jetzt mit großer Spannung auf die detaillierte Auswertung der Studie des Robert-Koch-Institutes. Angekündigt war diese bereits für April: "Dann haben wir wirklich aussagekräftige Zahlen."

(RP)
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