Kommentar Viel Wunschdenken

Emmerich · Wenn es in einer Stadt nur zwei Schulen gibt und damit die Auswahl für die Eltern äußert beschränkt, ist es wichtig, dass diese Einrichtungen gut funktionieren. Dass die Politik beim Neubau der Gesamtschule nervös wird, ist daher verständlich. Das läuft was schief.

 Redaktion Emmerich, Christian Hagemann

Redaktion Emmerich, Christian Hagemann

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)/Stade,Klaus-Dieter (kds)

Manchmal sind es Details, die so viel erzählen. Beim Neubau der Emmericher Gesamtschuler ist es die Größe der Klassenräume, die gebaut werden sollen. Sie werden kleiner als die bisherigen.

Das liegt nicht daran, dass die Planer glauben, die Zahl der Kinder werde abnehmen und deshalb würden in Zukunft einfach weniger Kinder in den Räumen sitzen.

Tatsächlich ergeben sich die kleineren Räume durch Wünsche, die die Schule selbst geäußert hat. Zum Beispiel einen Konferenzraum für die Lehrer.

Den haben die Architekten eingeplant. Weil aber der Gesamtkörper des Baus nicht größer werden sollte, musste an anderer Stelle eingespart werden.

Eben an den Klassenräumen.

Das Architekturbüro Hausmann aus Aachen, das schon eine ganze Reihe von Schulen gebaut hat, sprach von einer „knackigen Zahl“. Gemeint waren die Quadratmeter für die Schüler, die von jetzt fast 70 künftig in Richtung 60 gehen sollen.  Natürlich alles im Bereich des Erlaubten. Aber weil wohl auch den Verantwortlichen das Ganze unangenehm ist, erklärte der Hausmann-Architekt der Politik, man könne in der neuen Schule Tische und Stühle für die Kinder auf die Flure stellen. So sei Platz und Möglichkeit für Gruppenarbeit. Die Lehrer, die mit ihrem neuen Raum gleich nebenan seien, könnten den Schülern dabei helfen.

Das hört sich doch sehr nach Wunschdenken an. Glaubt jemand, dass ein 14-Jähriger den Platz vor dem Klassenzimmer dafür nutzt, mit seinem Mitschüler vertieft einem Lernprojekt nachzugehen?

Die Forderungen aus der Politik sind daher richtig, die Klassenräume größer werden zu lassen. Das wird mehr als eine Million Euro kosten, weil der Kubus vergrößert werden müsste.

Doch ebenso wie ein großer Raum, in dem die Lehrer unter vernünftigen Bedingungen Konferenzen abhalten können, richtig ist, sind auch große Klassenräume für die Kinder notwendig.

Dass darüber überhaupt geredet wird, ist der Hartnäckigkeit der Emmericher Politik zu verdanken, die sich nicht mit den Informationen aus dem Rathaus zufrieden gegeben hat. Die Ratsmitglieder haben Einsicht und Teilnahme an den Planungen gefordert.

Die bekommen sie nun. Das ist gut. Schlimm genug, wenn schon die Baukosten ansteigen und der Zeitplan nicht mehr einzuhalten ist, so dass wohl frühstens in sechs Jahren die neue Gesamtschule steht (für 35 Millionen Euro oder mehr).

Wenn dieser Neubau dann aber wenigstens (schul)alltagstauglich ist, ist doch viel erreicht.

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