Werkstatt-Skandal WfbM: Aufsichtsrat kritisiert Arbeit der Wirtschaftsprüfer

Mit „Zorn und großer Ratlosigkeit“, aber auch mit Kritik an der beauftragten Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft hat Uwe Käbe, bis Frühjahr 2018 ordentliches Mitglied des Aufsichtsrates der Duisburger Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM), auf die Gehalts- und Finanzaffäre der langjährigen und fristlos entlassenen Geschäftsführerin der WfbM, Roselyne Rogg, reagiert.

 Der Sitz der Werkstatt-Verwaltung am Kalkweg.

Der Sitz der Werkstatt-Verwaltung am Kalkweg.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Käbe wehrt sich gegen den Vorwurf, als Mitglied des verantwortlichen Aufsichtsrates unaufmerksam oder blauäugig gewesen zu sein. Uwe Käbe, selber Vater eines behinderten Sohnes, saß als Vorstandsmitglied des Vereines für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Duisburg (VMK) und somit als Vertreter des Mitgesellschafters der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung gGmbH im Aufsichtsgremium der Werkstatt.

Ihm sei damals „schlichtweg die Spucke weggeblieben“, bekennt Käbe jetzt, als er im August des vergangenen Jahres 2018 die Schlagzeilen von dem hohen Gehalt und den heimlichen vollzogenen, maßlosen Gehaltserhöhungen für Frau Rogg gelesen habe. Käbe: „Wir, die Mitglieder des Aufsichtsrates, wurden getäuscht und betrogen.“ Außer einer einzig vertraglich vereinbarten Gehaltserhöhung zu Beginn der Amtszeit von Frau Rogg habe sich der Aufsichtsrat niemals mehr mit diesem Thema beschäftigt. Und „Bestellung und Abberufung, wie alle Änderungen im Arbeitsvertrag der Geschäftsführung“, so Käbe, seien natürlich die Aufgabe des kompletten Aufsichtsrates und nicht nur die Aufgabe des Vorsitzenden, damals Stadtdirektor Reinhold Spaniel.

Wie konnte all dies dem Aufsichtsrat entgehen? Er sei in den knapp zehn Jahren seiner Zeit als Aufsichtsrat ein einziges Mal im Büro der Frau Rogg gewesen, sagt Käbe. Ob dort Ikea-Möbel oder teure Designer-Möbel standen, könne er nicht sagen. Auch sei er kein Autoexperte, um zu wissen, wie preiswert oder teurer ein Dienstwagen sei. Er sei als Aufsichtsrat aber auch nicht dazu da, zu überprüfen, „ob die Geschäftsführung in Saus und Braus“ lebe.

Er prüfe Jahresberichte. Er sei kein Buchprüfer, der Belege über Möbelkäufe oder Champagnerflaschen einzeln prüfe; das sei der Job der ebenfalls beauftragten Wirtschaftsprüfung. Die schaue jedes Jahr in die Belege. Kritik übt Käbe an dem eingesetzten Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Die Wirtschaftsprüfer, so Käbe, hätten bereits nach dem Finanzskandal aus 2008/09 um den Rogg-Vorgänger die Zusatzaufgabe gehabt, die Zahlungsflüsse zwischen der Gesellschaft und der Geschäftsführung gesondert unter die Lupe zu nehmen. Sie hätten als Aufsichtsrat geglaubt, mit diesem Zusatz-Prüfauftrag hätten sie „maximalen Schutz.“ Offenbar ein Irrtum. Die Wirtschaftsprüfer, so sagt Käbe, müssen die Gehaltssteigerungen der Geschäftsführung erkannt haben.

(sten)
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