Debatte um überzogenes Gehalt Rogg gibt Wfbm-Geschäftsführung ab

Duisburg · Roselyne Rogg, Geschäftsführerin der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, rechtfertigt sich im Skandal um ihre möglicherweise unangemessen Bezüge. Ihren Vertrag, der 2019 ausläuft, will sie nicht verlängern.

 Die Firmenzentrale der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung am Kalkweg in Wedau. Hier arbeitet Roselyne Rogg noch bis ins kommende Jahr. Sie glaubt, dass der Aufsichtsrat nicht mehr geschlossen hinter ihr steht.

Die Firmenzentrale der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung am Kalkweg in Wedau. Hier arbeitet Roselyne Rogg noch bis ins kommende Jahr. Sie glaubt, dass der Aufsichtsrat nicht mehr geschlossen hinter ihr steht.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Am Ende war es Roselyne Rogg dann doch zu viel. Nachdem die Geschäftsführerin der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung (Wfbm) über eine Stunde lang ein Statement vorgelesen hatte, in dem sie sich im Skandal um ihre möglicherweise unangemessenen Bezüge rechtfertigte, brach sie bei den letzten Zeilen ihrer Ausführungen unter Tränen zusammen. Die Konsequenz, die Rogg aus der öffentlichen Diskussion um ihr Gehalt zieht, musste ihr Kommunikationschef Jens Petershagen vortragen: „Ich habe nicht den Eindruck, dass der Aufsichtsrat geschlossen hinter mir steht. Um weiteren Schaden von meinem Unternehmen abzuwenden, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich die Geschäftsführung in andere Hände legen werde.“ Verantwortlich zu handeln heiße für sie, die Geschäfte ordentlich zu übergeben. Sie bleibe deshalb noch bis zum 30. Juni 2019 im Amt, werde ihren Vertrag dann aber auslaufen lassen.

Roggs angekündigter Verzicht auf eine Vertragsverlängerung ist der vorläufige Höhepunkt in der öffentlichen Diskussion um möglicherweise zu hohe Bezüge, die der damalige Aufsichtsratschef, Reinhold Spaniel, der Wfbm-Geschäftsführerin bewilligt haben soll. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zu dem Schluss, dass Roggs Jahresgehalt von zuletzt 370.000 Euro unangemessen ist und damit eine Gefahr für die Gemeinnützigkeit des Unternehmens sein könnte.

Rogg trat diesen in der Öffentlichkeit diskutierten Details am Dienstag entschieden entgegen und rechtfertigte ihre „zugegeben hohen Bezüge“ mit dem wirtschaftlichen Erfolg ihres Unternehmens. Außerdem präsentierte sie ein – der Öffentlichkeit bisher unbekanntes – zweites Gutachten, das die Wfbm zu Jahresbeginn selbst bei der internationalen Wirtschaftsprüfungskanzlei Warth & Klein Grant Thornten in Auftrag gegeben hatte. Dieses Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die Bezüge der Geschäftsführerin durchaus angemessen seien und im branchenüblichen Mittel liegen würden. Es zieht im Gegensatz zu dem städtischen Gutachten auch Unternehmen als Vergleichsmaßstab für die Angemessenheit heran, die nicht gemeinnützig sind und begründet das – stark vereinfacht ausgedrückt – damit, dass sich gemeinnützige und nicht steuerbegünstigte Institutionen aus dem gleichen Arbeitsmarkt bedienen.

Die Wfbm-Geschäftsführerin machte außerdem deutlich, dass alle Gehaltserhöhungen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden verhandelt worden seien. „Es gehört zu den Aufgaben des Aufsichtsratsvorsitzenden, die notwendigen Zustimmungen der Gremien einzuholen“, sagte Wfbm-Rechtsberater Simon-Alexander Zeidler. „Sollte das Gremium darüber nicht informiert worden sein, liegt das nicht in der Verantwortlichkeit von Frau Rogg.“ Auch der Oberbürgermeister, als dessen Vertreter Spaniel Aufsichtsratsvorsitzender gewesen ist, soll laut Rogg von den Verhandlungen gewusst haben.

 Roselyne Rogg kam 2009 an den Kalkweg. Sie hat die Duisburger Werkstätten grundlegend umgebaut und zukunftsfähig gemacht.

Roselyne Rogg kam 2009 an den Kalkweg. Sie hat die Duisburger Werkstätten grundlegend umgebaut und zukunftsfähig gemacht.

Foto: Christoph Reichwein (REI)/Reichwein, Christoph (crei)

Dass in den zurückliegenden Wochen nur Informationen zu dem städtischen, aber keine Details zum Wfbm-Gutachten „geleakt“ worden seien, verwunderte die Geschäftsführerin. Roselyne Rogg vermutet darin eine Kampagne, um ihre Arbeit gezielt zu diskreditieren – deshalb auch der kurze Verweis auf den Aufsichtsrat am Ende ihrer Erklärung, in dem sie deutlich machte, dass sie glaubt, dass der Aufsichtsrat nicht mehr geschlossen hinter ihr steht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort