TOCCATA 2 Weltpremiere: Orgel, Jazz-Bass und Afghanistan

Das Konzert „Toccata 2“ in der Reihe der „thyssenkrupp-Orgelkonzerte am Sonntagnachmittag“ in der auch diesmal wieder gut gefüllten Philharmonie Mercatorhalle war kein gewöhnliches Orgelkonzert.

Denn zu den Ausführenden zählten neben dem Organisten Roland Maria Stangier auch der Jazz-Kontrabassist Oliver Potratz und das Ensemble des 2010 gegründeten Afghanistan National Institute of Music (ANIM). Diese Kombination dürfte eine Weltpremiere gewesen sein.

Das zentralasiatische Afghanistan liegt seit Jahrtausenden im Schnittpunkt verschiedener Kulturen. Besonders prägend waren der persische und der indische Einfluss, in der Musik vor allem die nordindische Hindustan-Tradition. Durch viele Kriege und insbesondere unter dem Taliban-Regime in den 1990er Jahren drohte die traditionelle Musik des Landes ganz zu verschwinden. In Duisburg erklang jetzt Musik der Bevölkerungsmehrheit der Paschtunen, also eigentlichen Afghanen, aber auch der ethnischen Minderheiten wie Tadschiken und Usbeken.

Die Instrumentalisten improvisierten über traditionelle Themen aus Afghanistan – einzeln, aber vor allem meistens gemeinsam, was zum einen viele Absprachen und genaues gegenseitiges Zuhören erforderte, zum anderen aber zwanglos den gemeinsamen Ursprung der Weltmusik freilegte. Die erstklassige Tontechnik sorgte dafür, dass die zarten afghanischen Instrumente dezent so verstärkt wurden, dass sie nicht von der riesigen Eule-Orgel klanglich erschlagen wurden. Khial Mahd Saqi Zada an der Kurzhalslaute „Rubab“, Mohd Murad Sarkhosh an der Kniegeige „Ghichak“, Feraydon Meyezada an der Trommel „Tabla“ und Abdul Latif Sharifi an der Flöte „Dhol“ und der Trommel „Tula“ begeisterten durch spirituelle Tiefe, unaufdringliche Virtuosität und nicht zuletzt mitreißende Rhythmen. Bei einem Stück sprang der eigentlich als Dolmetscher mitgereiste Nazim Azizi für seinen kurzfristig erkrankten Vater an der Langhalslaute „Tanbur“ ein.

Am heutigen Montag, 5. November, treten das ANIM-Ensemble und Oliver Potratz noch einmal hier auf. Das Konzert im Lehmbruck-Museum beginnt um 19.30 Uhr. Die „Toccata 3“ am Samstag, 9. Februar 2019, um 16 Uhr, ist dann wieder ein „normales“ Orgelkonzert. Christian Schmitt, „Principal Organist“ der Bamberger Symphoniker, bringt dann kraftvolle Werke von Daniel Roth, Charles-Marie Widor, Peteris Vasks und Franz Liszt.

Karten gibt es am einfachsten im Internet unter karten@theater-duisburg.de.

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