Konzert mit den Wasserfuhr-Brüdern Jazz-Wiedergeburt im Eifgen-Biergarten

Wermelskirchen · Zum fünften Mal spielten am Samstagabend die Jazz-Brüder Roman und Julian Wasserfuhr im Haus Eifgen. Bei schönstem Sommerwetter schmeckten Bier und Musik gleichermaßen gut.

 Julian und Roman Wasserfuhr gaben bei ihrem Konzert auch einen Ausblick auf das kommende Album.

Julian und Roman Wasserfuhr gaben bei ihrem Konzert auch einen Ausblick auf das kommende Album.

Foto: Jürgen Moll

Es ist also erwiesenermaßen so, dass Gott ein Jazz-Freund ist. Denn bei all den Wettereskapaden dieses Sommers war ausgerechnet am Samstagabend bestes Wetter, als die Jazz-Brüder Roman und Julian Wasserfuhr zum ersten bergischen „Schnafftival“ seit Ausbruch der Pandemie vor anderthalb Jahren in den gemütlichen Biergarten im Haus Eifgen einluden.

„Schnafftival“ - das ist die Kombination aus hochklassiger Jazzmusik und selbstgebrautem Bier. Eine fraglos gute, wie der Blick auf die zahllosen Schnaff-Gläser mit dem naturtrüben Hückeswagener Bier deutlich machte.

Spielfreudig wie eh und je betraten die Musiker um kurz nach 18 Uhr die Bühne, um gleich einen brandneuen, während der Corona-Pandemie entstandenen, Song zu präsentieren. Der huldigte indes keineswegs dem Corona-Blues, sondern war ein weiteres, kleines Juwel im Soundkasten der beiden Musiker. Über mittlerweile sechs Alben haben der trompetende Julian und der klavierspielende Roman Wasserfuhr sich ihre ganz eigene Nische erspielt. Der ureigene Trompetenklang, immer ein wenig mit Effekten verfremdet, aber so weich wie Butter bei 30 Grad im Sommer, war wirklich überall herauszuhören. Und auch Romans Klavierspiel, mal fordernd, mal leichtfüßig, war im Zusammenspiel mit seinem Bruder eindeutig zuzuordnen.

Das Konzert am Samstagabend war in gewisser Weise eine Art von Wiedergeburt. Zwar war es nicht das erste Konzert der beiden Musiker seit Ausbruch der Pandemie. Aber es war das erste in ihrer bergischen Heimat. Und dass die Jazz-Brüder nach der langen Zwangspause richtig heiß auf die Live-Situation waren, dürfte auch nur wenig überraschen.

Nach dem Beginn als Duo kam als erster Begleiter des Abends Cellist Jörg Brinkmann auf die Bühne, mit dem die Brüder das Album „Relaxin‘ In Ireland“ aufgenommen hatten. Songs wie „Cello Bello“ oder „Moondance“ wurden so leidenschaftlich gespielt, dass der anhaltende Applaus mit lauten Bravorufen die selbstverständliche Konsequenz war.

Nach der Pause ging es dann in Quartett-Besetzung weiter. Statt „Cello Bello“ waren dann Oliver Rehmann am Schlagzeug und Markus Schieferdecker am Kontrabass sowie der Blues-Klassiker „St. James Infirmary“ zu hören – durchaus ein wenig konventioneller als das ungewöhnliche und fraglos hervorragende Zusammenspiel mit Brinkmann. Aber eben auch ein wenig eingängiger und energischer – was bestens zum lauen Sommerabend im Eifgen-Biergarten passte. Die große Klammer darüber waren aber die beiden Wasserfuhr-Brüder. Das wurde einmal mehr deutlich, weil man eben, in egal welcher Besetzung, den ureigenen Stil der beiden erkennen konnte.

Auch im zweiten Set gab es dann neben den Klassikern neue Stücke zu hören, die auf dem siebten Album landen sollen, das im nächsten Frühjahr erscheint. Einer dieser neuen Songs trug den schönen Titel „Hoptimistic“ und war nicht nur entsprechend fröhlich und lebendig, sondern begeisterte mit einer Bass-Linie, die an die „Jackson 5“ erinnerte und entsprechend eine gute Portion Funk transportierte. Nein, die Jazz-Brüder hatten tatsächlich im Lockdown keineswegs die Köpfe in den Sand gesteckt – denn wenn man „Hoptimistic“ als Gradmesser für das neue Album sehen konnte, dürfte es sich dabei fraglos um ein weiteres Meisterwerk handeln. Was auch das Publikum so sah und einmal mehr in spontanen und begeisterten Zwischenapplaus ausbrach.

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