Weihnachten 2018 Glück Von Karl May und kleinen Agenten

Duisburg · Jeder verbindet den Heiligen Abend mit ganz eigenen Geschichten. Die Redakteure der RP Duisburg erzählen.

 Unsere Redakteure und Mitarbeiter schildern ihre persönlichen Weihnachtserinnerungen.

Unsere Redakteure und Mitarbeiter schildern ihre persönlichen Weihnachtserinnerungen.

Foto: dpa/Gerald Matzka

Glück bedeutet für jeden etwas anderes. Doch mit dem Weihnachtsfest verbindet so gut wie jeder glückliche Erinnerungen – so auch die Redakteure und Mitarbeiter unserer Redaktion. An dieser Stelle teilen wir mit Ihnen einige unserer schönsten Erinnerungen und Traditionen.

Weihnachten in den 60er und 70ern lief bei uns immer nach einem festen Schema ab. Und, was für uns Kinder immer besonders nervenaufreibend war: Die Bescherung war stets der allerletzte Programmpunkt. Zuvor stand der Tag vor allem im Zeichen der Musik. Zuerst, ähnlich wie bei Loriots Dickie Hoppenstedt, musste man sich ein ungemütliches Hemd und einen kratzig-bunten Pullunder mit Rautenmuster anziehen, dann wurde Blockflöte gespielt. Der Vorteil aus Kindersicht: Wer Flöte spielt, kann nicht gleichzeitig singen. In späteren Jahren wurde die C-Flöte dann durchs Klavier ersetzt. Der Höhepunkt: Mit meiner Schwester gab ich an Heiligabend Richard Eilenbergs „Petersburger Schlittenfahrt“ zum Besten – vierhändig, versteht sich. Selbst das war noch zu toppen: Als Jugendlicher spielte ich an Heiligabend Charles Gounods „Ave Maria“, begleitet von einer Tante auf der Geige. Ob die Zuhörenden tatsächlich zu Tränen gerührt waren oder ob es einfach nur schlimm war, vermag ich heute nicht mehr zu sagen. Und wenn Fehler passierten, dann aus Unkonzentriertheit – weil ich immer wieder mal zwischendurch unauffällig unter den Weihnachtsbaum schielte, ob die Päckchen wohl deckungsgleich mit meinen Wünschen waren.
Mike Michel

Das Weihnachtsfest lief bei mir in der Familie immer nach dem gleichen Muster ab. Gar keine Lust hatte ich auf den Besuch der Kirche, doch als Sohn beziehungsweise Enkel in einer katholischen Familie musste ich da (leider) durch. Während ich mit meinem Bruder und meiner Mutter die bekanntesten Weihnachts-Evergreens in der Kirche zum Besten gab – oft habe ich einfach nur die Lippen bewegt ­– haben meine Großeltern die Geschenke unter dem glitzernden Weihnachtsbaum drapiert. Wieder Zuhause angekommen, mussten mein Bruder und ich sofort in unser Kinderzimmer verschwinden und darauf warten, dass das Christkind die Geschenke „abliefert“. Dann ertönte eine Klingel.  Mein Bruder und ich wussten so, dass wir endlich die Präsente auspacken durften. Und die Augen wurden Jahr um Jahr groß. Nicht nur, weil die Geschenke meinen Geschmack getroffen haben, sondern auch weil der Tannenbaum hell erleuchtet und bunt geschmückt ein echter Hingucker war. Mittlerweile verbringt die ganze Familie Weihnachten bei den Großeltern. Seitdem verbinde ich das Fest der Liebe vor allem mit einem: gutem Essen. Noch heute schwärme ich vom Hackbraten meiner Oma. Und meine Gebete wurden endlich erhört. Denn dieses Jahr landet dieses Gericht endlich wieder auf dem großen Esstisch.
Jan Luhrenberg

Eine zeremonielle Tradition gab es bei uns zu Hause an Heiligabend eigentlich noch nie. Es wurde nie gesungen oder Blockflöte gespielt. Und auch Rituale wie die Tür mit einem Vorhang abzuhängen und auf die Klingel des Weihnachtsmannes zu warten, haben sich seit ich dem Kindesalter entwachsen bin verflüchtigt. Das heißt aber nicht, dass es bei uns überhaupt keine Traditionen gibt. Sie sind nur, naja...etwas anders. Neben dem Schmücken des Tannenbaums und einem Stück Mokka-Torte, gehört zu Heiligabend am Mittag stets ein Karl-May-Film. Warum? Weil es so schön anders ist. Wenn jemand stirbt, dauert es handgestoppte zehn Sekunden bis der Schurke zu Boden sinkt. Das mag unrealistisch sein, macht aber eben den Charme solcher Filmklassiker aus. Ich liebe Actionfilme und manchmal auch die sogenannten Plot-Filme mit viel Tiefe. Aber an Heiligabend brauche ich das nicht. Hier siegt die Einfachheit. Und eben auch die Gewohnheit. Spät am Abend ist bei uns nämlich noch ein weiterer TV-Hit Pflicht: Familie Heinz Becker – alle Jahre wieder. Vor dem hessischen Akzent möchte vor allem mein Vater zwar oft davon rennen. An Situationskomik ist das Stück aber nicht zu überbieten. Und das reicht an diesem Abend. Heiligabend ist bei uns einfach und schön – und einfach schön. Die Tradition mit dem Türabhängen und der Klingel gibt es bei Beckers übrigens noch. Und es ist herrlich.
Daniel Brodhuhn

Weihnachten war für mich und meine Familie eigentlich immer gleichbedeutend mit Heiligabend im Wintergarten meiner Tante. Da in dem Architektenhaus Platz für einen Baum in Übergröße war, fand die Bescherung immer dort statt. Unter einem mindestens drei Meter hohen Baum präsentierten sich die weihnachtlichen Gaben für uns als etwas Magisches. Doch bevor es an die Bescherung ging, war Musizieren und Singen Pflicht. So sehr diese Tradition unsere kindlichen Nerven strapazierte – in der Nachbetrachtung machte genau das den Abend zu etwas ganz Besonderem. Während wir sangen und Gitarre spielten, liefen wir immer einmal kurz zu den zugezogenen Vorhängen zwischen Wohnzimmer und Wintergarten, um zu lünkern, ob das so sehnlich gewünschte Spielzeug auch den Weg unter den Baum gefunden hatte – natürlich vollends davon überzeugt, dass man unseren kleinen Verstoß gegen die weihnachtliche Etikette nicht bemerken würde. Wir fühlten uns wie kleine Geheimagenten. Natürlich bemerkten die Eltern unseren kleinen Spionageeinsatz jedes Mal, doch sie sahen großmütig darüber hinweg. Heute feiere ich Heiligabend bei der Familie meiner Freundin. Meine Eltern, Tanten, Onkel feiern aber  noch immer so wie früher – und ich bin froh darüber. Die Magie, die mein Bruder und ich erlebten, wird nun meinen kleinen Cousinen zuteil.

Tim Harpers

Bereits als kleiner Junge sah ich gerne Natur- und Tierfilme. Der erste Film, den ich mit meinen Eltern im Kino ansah, war eine Tierdokumentation. Noch heute erinnere ich mich ganz genau an die Aufnahmen von einem über die Anden segelnden Kondor. Der Kinobesuch fand um die Weihnachtszeit statt. Mein Hauptgeschenk war eine Eisenbahn, keine elektrische, sondern eine mechanische, die man mit Schlüssel und Feder aufziehen konnte. Je weiter man den Schlüssel drehte, desto schneller fuhr am Ende auch die Eisenbahn. Das war schon sehr schön. Aber irgendwann hatte ich von der Bahn genug. Ich nahm dann den Nussknacker, spannte ihn auf und ließ ihn, stets nur sanft bewegt, über Tisch, Sofa und Sessellehnen kreisen: El Condor pasa...

Peter Klucken

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