Erzählnachmittag im Ludgerustreff Hier schwingen viele Erinnerungen mit

Heiligenhaus · Erzählnachmittage im Ludgerustreff sind gefragt. Besonders der im Advent. „Weihnachten früher“ heißt das letzte Thema 2018.

 Wie war Weihnachten früher? Irina Wisthoff moderierte die Runde im Ludgerustreff.

Wie war Weihnachten früher? Irina Wisthoff moderierte die Runde im Ludgerustreff.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Viele Lebenserinnerungen klingen an, ganz himmlisch und ganz weltlich zugleich. Es riecht nach Kaffee und Weihnachtsgebäck – und die Plätze reichen nicht rund um den langgestreckten Tisch im Ludgerustreff. „Zehn Gäste waren angemeldet. Mehr als doppelt so viele sind gekommen“, sagt Ingrid Niering. Die Chefin im Ludgerustreff hat damit null Problem. Alles eine Frage von Stühlerücken und Kaffeenachschub im Laufe eines gemütlichen Nachmittags, der nur ein ganz kurzes Thema hat: „Weihnachten früher“.

Bei einer einzigen Deko-Idee gehen die Meinungen am Tisch auseinander. Mitten auf der Kaffeetafel steht ein Räuchermännchen - klassisch-originelles Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge. Jeder im Raum kennt die kegelförmigen Räucherkerzen mit den eigenwilligsten Duftnoten, die da hineingehören. Aber nicht jeder mag sie. Folglich bleibt das Räuchermännchen an diesem Tag Nichtraucher. Anna-Maria Baude erinnert sich an alte Weihnachtspakete aus der damaligen DDR: „Die bekam ich immer aus Annaberg.“ Einmal sei ein Spinnrad dabei gewesen - lang vergangene Zeiten.

Postpakete sind das eine, selbst verpackte Geschenke eine ganz andere Welt. „Früher habe ich das Geschenkpapier noch gebügelt zum Wiederverwenden. Und alle Schleifchen schön glattgelegt.“ Evi Fischer und die Runde finden das überhaupt nicht antiquiert: „Das mache ich heute noch so.“ Ein leichter Hauch von Sarkasmus kommt auf, wenn es um die Erinnerungen ans Baumschmücken geht: „Heute müssen Smartphones drin hängen, damit etwas blinkt“, heißt es.

Früher dagegen hatte man Hausmittelchen, um für weihnachtlichen Glanz zu sorgen. „Frische Äpfel wurden in den Baum gehängt, blankgeputzt mit einem Hauch Margarine und dann mit einem Bändchen drum geschmückt.“ Welches Smartphone könnte da mithalten? Erinnern an Weihnachten früher ist für die Runde eng verbunden mit den Weihnachtsfesten der Kriegs- und Nachkriegszeit. Kinder-Weihnachten unter Bedingungen, die so gar nichts mit der Vorweihnachts-Atmosphäre der Gegenwart zu tun haben. Da war der Vater, der aus Latten und Speckschwarten Skier für die Kinder baute. Da war der selbstgemachte Metallschlitten, der auf kurzen verschneiten Abfahrten in Hofermühle in Dienst genommen wurde. Da war die blaue Puppenwiege, die Weihnachten 1944 als schönstes Geschenk unter dem Baum lag – „im Januar dann mussten wir aus Ostpreußen fliehen und sie zurücklassen“. Und da sind Geschenke, die die Zeit überdauert haben. Wie der Modellbauernhof, den Peter Krieger vor 70 Jahren geschenkt bekam. Mitsamt Tieren aus Gips. Das ganze Ensemble steht heute noch bei ihm im Keller. „Auch meine inzwischen erwachsenen Enkel haben noch damit gespielt.“

Bei allem Vorbereitungsrummel durfte früher die musikalische Untermalung nicht fehlen. Hier gegen die Geschmäcker am Tisch auseinander - aber irgendwie haben alle ihre Hör-Erinnerungen, auch abseits traditioneller Weihnachtslieder: Peter Alexanders CD ,Setz dich zu mir und lausche’ stand bei der einen Familie hoch im Kurs. „Freddy auf hoher See“ war anderswo nicht zu überhören. „Und beim Putzen lief an Heiligabend James Last Instrumental.“ Nur an ein einziges Weihnachtsfest hat Peter Krieger so gar keine Erinnerungen: „Am Heiligabend habe ich als 21-Jähriger meine Führerscheinprüfung in Velbert bestanden.“ Das habe er auf dem Rückweg zu Fuß nach Heiligenhaus mit einem Freund wohl etwas ausgiebig gefeiert.

Die Folge: Mutter steckte den jungen Mann ins Bett. „Aufgewacht bin ich erst am Ersten Weihnachtsfeiertag.“

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