Freie Kantorei mit neuer Dirigentin Anker im Musikleben der Stadt

Duisburg · Vor 35 Jahren gründete Bernhard Quast die Freie Kantorei Duisburg, die seitdem aus dem Kulturleben der Stadt nicht wegzudenken ist. Vor kurzem übernahm die Musikpädagogin Ilona Baum die musikalische Leitung des Chors.

 Freie Kantorei Duisburg mit neuer Leiterin Ilona Baum

Freie Kantorei Duisburg mit neuer Leiterin Ilona Baum

Foto: Andreas Probst/Andreas Probst (apr)

1984 gab die Freie Kantorei Duisburg ihren Einstieg. Seitdem ist der Chor ein fester Anker in Duisburgs Musik- und Kulturleben. Den guten Ruf hat die Freie Kantorei vor allem ihrem Gründer Bernhard Quast zu verdanken. Unter seiner Leitung wurde der Chor, dessen Mitgliederzahl zwischen 40 und 50 Sängerinnen und Sängern schwankt, einer der profiliertesten Chöre der Region. Im Laufe der Jahre hat er viele kulturelle Akzente gesetzt. Bis zum Jahr 2016 leitete Bernhard Quast den Chor. Als er nach einem Schlaganfall das Dirigentenamt aufgeben musste, wusste anfangs niemand, wie es mit der Freien Kantorei weitergehen sollte. Glücklicherweise erklärte sich Georg Bünk, selber Chormitglied und Musiklehrer, bereit, den Chor so lange zu leiten, bis eine neue musikalische Leitung gefunden wird. Und genau das ist jetzt passiert!

Ilona Baum heißt die neue Dirigentin der Freien Kantorei. Die studierte Klavier- und Gesangspädagogin sowie Stimmbildnerin (Jahrgang 1971), die sich  bei mehreren Meisterkursen weitere Qualifikationen als Chorleiterin und Orchester-Dirigentin erworben hat, war für die Mitglieder der Freien Kantorei erste Wahl. Unter zahlreichen Bewerbern für die Chorleiterstelle votierten die Chormitglieder einstimmig(!) für Ilona Baum. „Ilona hat uns sowohl fachlich als auch menschlich überzeugt“, sagt Ulrich Rauter, Vorsitzender des Chors. Und umgekehrt gilt das gleiche, wie die RP bei einem Probebesuch mit der neuen Dirigentin feststellen konnte. Ilona Baum sagt es so: „Die können richtig schön singen, und sind auch noch nett dazu.“

Ilona Baum kennt im übrigen das Geschehen in einem Chor von beiden Seiten, nicht nur als Dirigentin, sondern auch als Sängerin. Sie gehört selber als Sopranistin der semiprofessionellen Kölner Kantorei an. Musikalisch möchte sie das fortführen, was Bernhard Quast und in der Interimsphase Georg Bünk aufgebaut haben. Ein Schwerpunkt wird auf anspruchsvolle geistliche Lieder gelegt, angefangen bei mittelalterlichen Gesängen der Hildegard von Bingen bishin zu geistlichen, mitunter auch weltlichen Gesängen von Gegenwartskomponisten.

Für ein Weihnachtskonzert am 21. Dezember, 17 Uhr, in der denkmalgeschützten Mündelheimer St.-Dionysius-Kirche werden beispielsweise neben Werken von Johannes Brahms, Benjamin Britten und Felix Mendelssohn-Bartholdy auch Kompositionen von Wolfram Buchenberg (Jahrgang 1962), Morten Lauridsen (Jahrgang 1943) und Daniel Pinkham (1923 – 2006) einstudiert. Zum Profil der Freien Kantorei gehört die Verbindung von alter und neuer Musik, wobei die neue Musik bei Ilona Baum in guten Händen ist, schließlich ist ihr eigener Heimatchor, die Kantorei Köln, bekannt dafür, auch mit avantgardistischen Kompositionen sein Publikum zu finden.

Wer in der Freien Kantorei mitsingt, tut das, weil er die Musik liebt, die dort gesungen wird. Auch das Zwischenmenschliche spielt eine wichtige Rolle. So duzt man sich dort selbstverständlich. Natürlich müssen ihre Mitglieder auch Gesangstalent haben. Zum guten Ton des Chors gehört, dass an der Stimmbildung seiner Mitglieder hart, aber mit Freude und stets motivierend gearbeitet wird. Bevor die Noten ausgepackt werden, gleichen die Proben einer besonderen Art von Yoga-Stunden. Da macht Ilona Baum Lockerungsübungen vor, die Schulter sollen kreisförmig bewegt werden, beim Atmen rotieren die Arme, An- und Entspannung sollen sich abwechseln, und dann sollen die Chormitglieder „wie ein Hund in sommerlicher Hitze“ hecheln. Darauf folgen die Gesangsübungen. Eine wegen ihrer Vokale berühmte Süßware (wir verraten sie mal: „Maoam“) wird die Tonleiter rauf und runter gesungen, gefolgt von einem Stakkato aus „List, Lust, Last“ und anderen klingenden Kunstworten. Erst nach solchen Übungen, bei denen auch immer wieder gelacht wird, beginnen die Proben an den Werken, die man später bei den Konzerten hören wird.

Ilona Baum zeigt sich kompetente Dirigentin, die ein großes Repertoire an Chorliteratur beherrscht und die Chormitglieder professionell zu schulen vermag. Darüber hinaus versteht sie es, zu motivieren und beweist ganz nebenbei, dass Singen Spaß machen und das Leben bereichern kann.

Das vielleicht schönste Kompliment bekommt sie dabei von ihrem Vorgänger Bernhard Quast, der, gut genesen, nun als Sänger in der Freien Kantorei mitwirkt: „Ilona macht das alles großartig!“, sagt er.

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