Chor- und Posaunenkonzert in Hückeswagen Venezianische Mehrchörigkeit in der Pauluskirche

Hückeswagen · Mit einem besonderen Passionskonzert überraschte und beeindruckte der evangelische Kammerchor „Vocale“ unter Leitung von Inga Kuhnert die Zuschauer in der Pauluskirche.

 Beim Passionskonzert in der Pauluskirche begeisterten der Kammerchor „Vocale“ unter der Leitung von Inga Kuhnert (r.) und das Kölner Barockposaunen-Ensemble.

Beim Passionskonzert in der Pauluskirche begeisterten der Kammerchor „Vocale“ unter der Leitung von Inga Kuhnert (r.) und das Kölner Barockposaunen-Ensemble.

Foto: Jürgen Moll

Die Passionszeit steht für Momente der Verzweiflung und Trauer, bringt aber zugleich die Erwartung von Ostern in Form von Hoffnung, Freude und Zuversicht. Eine besondere Freude brachte das Passionskonzert am Sonntagabend in der Pauluskirche: Der Kammerchor „Vocale“ der Evangelischen Kirchengemeinde präsentierte zusammen mit dem Bläser-Ensemble Köln vielstimmige und mehrchörige Stücke aus der Spätrenaissance. Kantorin und Konzertleiterin Inga Kuhnert nutzte für die Klangvielfalt die Möglichkeiten des Kirchengebäudes gut aus. So teilte sich der Chor im Kirchenschiff auf und sang ebenso von der Empore herab. Das Barockposaunen-Quartett des Kölner Bläser-Ensembles mischte sich teilweise unter die Sänger oder spielte aus dem Eingangsbereich der Kirche. Durch den steten Wechsel entstand ein immer neues Klangbild, das gepaart mit der Mehrstimmigkeit zu einem harmonischen Gesamtwerk wurde.

Mit gut 80 Konzertbesuchern, die sich auf jede zweite Bank im Kirchenschiff verteilten, war die Pauluskirche gut gefüllt. Der langanhaltende Schlussapplaus machte deutlich, dass das Konzept und die Ausführung bei den Zuhörern bestens ankam. „Es war sehr schön und auch schwierig – eine große Leistung“, lobte der derzeit pausierende Mitsänger des Chors, Wolfgang Höttermann, der als Zuschauer das Konzert verfolgt hatte. Ein Lob gebührte aber auch Inga Kuhnert, der es gelungen war, ein knapp einstündiges Konzert auf diesem Niveau und in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt und mit den Sängerinnen und Sängern einstudiert zu haben.

Die Herausforderung bestand vor allem in der venezianischen Mehrchörigkeit, die Mitte des 16. Jahrhunderts in Italien aufgekommen war. Im Markusdom, der Keimstätte dieser Musikform, sangen Teilchöre oder spielten Instrumentalisten auf der Empore, in Nischen und aus dem unteren Kirchenschiff. Giovanni Gabrieli (1553-1612), seinerzeit Organist am Markusdom in Venedig, war einer der Komponisten, dessen Stück „O Domine Jesu Christe“ von dem Hückeswagener Chor vorgetragen wurde.

„Das zweite Thema des Konzerts ist die Passion Jesu, da viele Texte darauf Bezug nehmen“, kündigte die Chorleiterin vor dem Konzert an. Teilweise waren in der Pauluskirche parallel vier dreistimmige Chöre in Begleitung von Orgel und Posaunen zu hören – zunächst gesanglich nacheinander, dann gegeneinander und später miteinander zu einer Gesamtharmonie verschmelzend. Die Posaunisten Bertram Voll, Michael Scheuermann, Raphael Vang und Christoph Hamborg demonstrierten als Quartett den weichen Klang ihrer Barockinstrumente; Elvira Persian übernahm das Orgelcontinuo.

Mit den Proben für das Konzertprogramm hatte der Kammerchor erst im Januar begonnen, umso erstaunlicher war die hervorragende Leistung der Akteure. Da kein Eintrittsgeld verlangt wurde, sammelte der Chor am Ausgang Spenden, die zu einem Teil dem Gustav-Adolf-Werk und damit den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zugutekommen soll.

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