Tanzprojekt in Duisburg „Carmina Burana“ für den sozialen Wandel

Im Duisburger Theater lief wieder einmal die bewährte Community-Choreografie von Royston Maldoom. Dabei machten auch einige Duisburger Schulen mit. Es ging dabei um die Frage, wie man das Glück erreichen kann.

 Für die engagiere Vorstellung gab es am Ende verdienten Beifall.

Für die engagiere Vorstellung gab es am Ende verdienten Beifall.

Foto: Andre Symann

Beim Community-Tanz geht es darum, Menschen unabhängig von Talent, Erfahrung, Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Religion, ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Herkunft sowie Beheimatete und Heimatsuchende über einen gewissen Zeitraum hinweg in einem Tanzprojekt zusammenzubringen – Menschen, die sich im Alltag niemals begegnet wären.

Über die Dauer des Projekts wird eine eigene Community gebildet, die ein gemeinsames Ziel verfolgt, gemeinsame Regeln akzeptiert, kein destruktives Verhalten zeigt, nach Gemeinsamkeiten sucht und nicht trennen will. Der Körper wird dabei zum Instrument, das Grenzen überwindet. Dies geschieht im Sinne eines neuen Menschenbildes, bei dem Respekt für sich und den anderen im Zentrum stehen. Das führt zu einer hohen Achtsamkeit.

Community-Tanz setzt auf Potenziale und nicht auf vermeintliche Defizite von Menschen. Dies steigert darüber hinaus bei den Mitwirkenden Selbstvertrauen, Kraft und Eigenverantwortung. Gefördert wird somit sowohl die individuelle Entwicklung als auch der soziale Wandel.

Schon 1990 brachte der britische Choreograf Royston Maldoom seine Interpretation der „Carmina Burana“ von Carl Orff erstmals in Duisburg auf die Bühne, gemeinsam mit dem Tanztheater Ulla Weltike – und lange, bevor er durch den Dokumentarfilm „Rhythm Is It“ für seine Projekte weltberühmt wurde.

Dieses Community-Tanzprojekt war hier wieder 2016 zu erleben (als „Tanzen für ein besseres Leben – Exile“), dann 2018 im Rahmen der Akzente „Nie wieder Krieg?“ („Begegnungen“) und jetzt wieder im Theater.

Die Überschrift „O Fortuna – Glück für alle?!“ erklärt sich diesmal damit, dass die Aufführung ursprünglich für die Akzente 2020 geplant war, die unter dem Motto“ Glück“ standen und wegen Corona abgebrochen werden mussten.

Es geht um die Frage, wie man das Glück erreichen kann, vor allem für möglichst viele Menschen. Maldooms Choreografie passt perfekt dazu, denn in ihrem Mittelpunkt steht die Lebenslust und der Lebenswille aller Menschen. In ebenso kurzen wie ausdruckstarken Bildern wird darin der Geschichte des Lebens nachgespürt, insbesondere der Entwicklung des Dialogs zwischen Männern und Frauen.

Es tanzten diesmal etwa 100 Menschen, nämlich Schülerinnen und Schüler aus der Gesamtschule Mitte, dem Landfermann-Gymnasium, dem St. Hildegardis-Gymnasium, dem Sophie-Scholl-Berufskolleg, Studierende aus der Sprachschule Akoun und Scholten, Jugendliche und Erwachsene aus dem Verein Internationales Jugendtanztheater Duisburg e.V., der Tanzwerkstatt und dem Duisburger Tanztheater Ulla Weltike, Mitglieder der „Missed in Action Dance Company Duisburg“ von Mia Jabado-Bilitza sowie nicht zuletzt Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine.

Hinter den Tanzenden auf der Vorbühne quetschten sich die musikalischen Ausführenden auf die eigentliche Bühne. Es waren Antje Bitterlich (Sopran), Ulrich Cordes (Tenor), Heiko Trinsinger (Bariton), der Philharmonische Chor Duisburg, der Kinderchor am Rhein, einstudiert von Sabina López Miguez, und die Duisburger Philharmoniker unter der recht straffen Leitung von Marcus Strümpe. Das recht zahlreiche Publkum zeigte sich sehr begeistert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort