Düsseldorf U 79: Rheinbahn startet Sanierung ohne Duisburg

Düsseldorf · Die Nachbarn haben derzeit kein Geld für die dringende Sanierung, hoffen aber später mitmachen zu können.

Eine Bahn der Linie U 79 auf der Route Düsseldorf-Duisburg – hier auf der Kaiserswerther Straße.

Eine Bahn der Linie U 79 auf der Route Düsseldorf-Duisburg – hier auf der Kaiserswerther Straße.

Foto: Andreas Endermann

Nachdem der Duisburger Rat nun entschieden hat, die Sanierung der Straßenbahnlinie U 79 nicht mit Düsseldorf gemeinsam anzugehen, wird die Rheinbahn die Sanierung allein in Angriff nehmen. Allerdings hofft man immer noch, dass die Duisburger demnächst doch noch hinzukommen, wenn sie es schaffen, über entsprechende Zuschüsse die Finanzlücke zu schließen.

In einer Stellungnahme der Rheinbahn von gestern Nachmittag sagt deren Geschäftsführer, Dirk Biesenbach: "Aufgrund des fortgeschrittenen Alters unseres Systems können wir aber nun nicht länger warten und müssen für unser Gebiet die Zugsicherung ausschreiben. Im Rahmen der Unternehmenskooperation 'Spurwerk.NRW' wurde von den Verkehrsbetrieben hierfür ein einheitlicher Standard erarbeitet, der auch aktuell bei der Wehrhahnlinie und beim Ersatz auf der U79 zur Anwendung kommt.

Es wird bei der Ausschreibung sichergestellt, dass Duisburg aufgrund einer sogenannten offenen Schnittstelle des Systems noch zu einem späteren Zeitpunkt mit einsteigen kann. Wir gehen weiterhin fest von einer gemeinsamen Zukunft der U79 in bewährter Kooperation von DVG und Rheinbahn aus!" Damit ist die drohende Kappung der Verbindung an Düsseldorfs Stadtgrenze zu Duisburg im Bereich Froschenteich erst einmal vom Tisch. Sie ist allerdings nur aufgeschoben, da heute überhaupt nicht absehbar ist, ob und wann Duisburg das Geld aufbringen wird, seinen Teil der Strecke auf den neuesten Stand zu bringen. Wie ist das Problem entstanden?

Die Sicherheitssysteme der Bahnen, vor allem die in den Tunneln und U-Bahn-Strecken, funktionieren zwar noch, sind aber in Teilen aus den 80er Jahren. Sie müssen dringend ausgetauscht werden. Wie lange sind die Systeme noch wirklich sicher?

Experten der Verkehrsbetriebe meinen, noch mehrere Jahre. Aber da es heute bereits schwierig ist, Ersatzteile zu finden oder kompetente Techniker, ist man dazu gezwungen, die Erneuerung bald auf den Weg zu bringen. Denn die Fachleute für diese veraltete Technik kommen ins Rentenalter und werden bald nicht mehr zur Verfügung stehen, heißt es bei der Rheinbahn. Bis wann soll der Austausch abgeschlossen sein?

Das Ganze wird bis ins nächste Jahrzehnt dauern, das Jahr 2024 wurde genannt. Wegen der langfristigen Planung drängt die Rheinbahn auf die Entscheidung, weil eine nun erfolgte Ausschreibung einen langen Vorlauf hat. Die Verzögerung durch Duisburg verursacht weitere Verlängerung der Ausbesserung. Könnte Düsseldorf nicht die gesamte Sanierung bezahlen?

Theoretisch schon, praktisch wird es dazu nicht kommen. Denn die zu erneuernden Anlagen liegen auf Duisburger Stadtgebiet und damit in der Verantwortung der Stadt Duisburg. Wie konnte diese Finanzklemme überhaupt entstehen?

In den 80er Jahren haben sich viele Kommunen durch üppige Zuschüsse dazu verleiten lassen, neue und teure Nahverkehrssysteme zu bauen. An die langfristigen Folgekosten hat damals keiner gedacht. Nun hat sich im Laufe der Zeit ein hoher dreistelliger Millionenbetrag angehäuft, den NRW-Kommunen für die Sanierung der Bahnen investieren müssten. Die meisten können sich das auf keinen Fall leisten, Hilfe vom Land gibt es kaum. Das Problem wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen, erste Städte — wie beispielsweise Mülheim an der Ruhr — denken schon laut über die Stilllegung einzelner Bahnstrecken nach. Sollte Duisburg auch später nicht einsteigen können — was würde passieren?

Duisburg meint ohnehin, mit seiner Technik noch einige Jahre fahren zu können. Würde Düsseldorf vorher modernisieren, wären die Systeme nicht kompatibel — Fahrgäste müssten an der Stadtgrenze in Bahnen der jeweils anderen Stadt umsteigen.

(RP)
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