URDENBACH Ein Geburtstagskonzert an der Orgel

URDENBACH · In der Urdenbacher Dorfkirche gab Oskar Gottlieb Blarr ein Konzert. Das Publikum war begeistert.

 Oskar Gottlieb Blarr spielte zu seinem 85. Geburtstag ein Orgelkonzert.

Oskar Gottlieb Blarr spielte zu seinem 85. Geburtstag ein Orgelkonzert.

Foto: Anne Orthen (ort)

  Die Evangelische Kirche in Urdenbach war sehr gut gefüllt bei der gestrigen ‚Orgelmusik am Sonntag‘. Das war in erster Linie dem Jubilar zu danken, den Kantor Jörg-Steffen Wickleder begrüßte: Oskar Gottlieb Blarr. Der langjährige Organist an der Neanderkirche und Professor an der Robert-Schumann-Musikhochschule wird am heutigen 6. Mai 85 Jahre alt.

Und wo feiert ein Organist? Natürlich da, wo Hände und Füße Manuale, Pedal und Registerzüge mit viel Luft dahinter zu Verfügung haben. Oscar Gottlieb Blarr tat dies sehr gerne in der Evangelischen Kirche in Urdenbach, wo er sich von 2008 bis 2013 als Präsident des Kurratoriums im Förderverein um die Rekonstruierung der Schöler-Orgel von 1754 kümmerte. In vielen Beratungsstunden mit den Gemeindegremien und dem beauftragten Orgelbaumeister Hubert Fasen ist Oskar Gottlieb Blarr dieses Instrument ans Herz gewachsen.

Blarr ist rastlos unterwegs und forscht stets auch nach weniger bekannten Orgelkompositionen. So präsentierte er nach einem Begrüßungsapplaus zunächst „Gaudete filiae Jerusalem“ aus der Danziger Tabulatur von 1591. Da der Meister möglichst zeitgemäß musizieren wollte, wurde der Blasebalg dabei nicht vom Motor mit Luft gefüllt, sondern von Kantor Wickleder mit Hilfe seiner Beine bedient. Der Meister machte durch passende Registerwechsel den gespannt lauschenden Zuhörern deutlich, was der Titel heißt: Freuet euch, ihr Töchter Jerusalems. Das taten stellvertretend die Pfeifen der Orgel, mal verhalten fein, mal mit prächtigen Klängen.

Auch bei Johann Sebastian Bachs „Fuga super Magnificat“ verzichtete Blarr auf motorische Unterstützung und verließ sich lieber auf Wickleders beinstarke Lufterzeugung. In dieser Fuge lässt Bach die Orgel wie Maria nach der Verkündigung jubeln „Hoch preiset meine Seele den Herrn“ und schließt prächtig in D-Dur. Dass Oskar Gottlieb Blarr nicht nur ein ausgezeichneter und deshalb weitgereister Organist, sondern auch ein Komponist ist, belegte der am Tag vor seinem Auftritt in Urdenbach vom Konzert aus Israel zurückgekehrte mit „Lieder aus Israel“, die er 1981/82 unter dem Eindruck seines dortigen Studienaufenthaltes schrieb. Blarr gibt dabei einer Sopranistin, einer Harfe und dem Organisten die tragenden Rollen, verwendet Texte von David Rokeah, Else Lasker-Schüler, Lola Landau, Recha Freier und aus Psalmen.

Blarr ist es gelungen, die nachdenklichen Worte auf ebensolche Musik zu betten. Die Schwierigkeiten, große und ungewohnte Intervalle aneinander zu reihen, fordern von den Ausführenden hohe Konzentration. Hinzu kommt das passgenaue Musizieren der Beteiligten, wenn noch eine Entfernung zwischen Sopran und Harfe vor dem Altar und dem Organisten auf der Empore zu überwinden ist.

Clementine Jesdinsky mit ihrem wunderbar klaren Sopran und Harfenistin Xenia Narati gelang das zusammen mit Oskar Gottlieb Blarr an der Orgel ausgezeichnet. Das Publikum verfolgte sichtlich ebenso konzentriert die Darbietung; bei den zum Teil sehr zarten Klängen hätte man die sprichwörtliche Nadel fallen hören können. Im „Psalmus“ am Ende wird an die Hilfe des Herrn appelliert, der zweite Text hebräisch gesungen. So waren die Lieder eine vortreffliche Auswahl für das Konzert am Sonntag „Misericordias Domini“, Barmherzigkeit des Herrn.

Großer Applaus war der Dank für eine eindrucksvolle Musikdarbietung und die Leistung des 85-jährigen Komponisten und Organisten.

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