Umbenennung von Straßennamen in Düsseldorf Stockumer Straße wird zum zweiten Mal umbenannt

Düsseldorf · Warum die kleine Straße an der Messe nun erneut umbenannt werden soll und wer davon betroffen ist, wurde bei einer Bürgerveranstaltung vorgestellt.

 Dieses Straßenschild der Heinz-Ingen­stau-Straße in Stockum soll bald der Vergangenheit angehören.

Dieses Straßenschild der Heinz-Ingen­stau-Straße in Stockum soll bald der Vergangenheit angehören.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Elf Straßen, deren Benennungen aus den Bereichen Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus kommen, sollen neue Namen erhalten. An dem Prozess wird die Öffentlichkeit beteiligt, die unter anderem Wünsche zu einem neuen Straßennamen machen kann. In den betroffenen Bezirksverwaltungsstellen finden dazu Informations- und Diskussionsveranstaltungen statt. In Kaiserswerth ging es nun um die Umbenennung der Heinz-Ingenstau-Straße in Stockum. Und während die Veranstaltungen in anderen Bezirken sehr gut besucht waren, kamen hier gerade einmal zehn Bürger und Politiker.

Doch das ist eigentlich nicht sonderlich verwunderlich, denn die Heinz-Ingenstau-Straße, die an der Messe vorbeiführt, hat nur wenige Häuser und nur einen Anwohner, der dort in einer Dienstwohnung lebt und somit von der geplanten Änderung betroffen ist. Er kennt zudem das Verfahren, denn eine Umbenennung musste er bereits vor 19 Jahren mitmachen. Denn damals hieß seine Straße noch Europaplatz. Der Platz wurde 2004 umbenannt, um damit Ingenstau zu würdigen, der sich als Stadtdirektor unter anderem um die Ansiedlung der Messe verdient gemacht hat.

Allerdings leistete Ingenstau schon während seines Referendariats am Düsseldorfer Oberlandesgericht ehrenamtliche Arbeit in verschiedenen NS-Organisationen, war unter anderem Anwärter auf die Mitgliedschaft der SA. Er arbeitete als Jurist beim Gau-Ehrengericht und Gauschatzamt, prüfte unter anderem Verträge für die NSDAP.

Heinz Ingenstau (1910-1971) gilt zwar als einer der fähigsten leitenden Beamten der Nachkriegszeit, der Düsseldorf in wirtschaftlicher Hinsicht vorangebracht hat. Dennoch, so die Einschätzung des wissenschaftlichen Beirats, bestehend aus dem Leiter des Stadtarchivs Benedict Mauer und dem Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Bastian Fleermann, ist seine Arbeit in den nationalsozialistischen Organisationen und die Anwartschaft für die Mitgliedschaft in der SA Grund, seinen Namen nicht weiter im Stadtbild zu würdigen.

Aus den 330 Vorschlägen für neue Straßennamen, die von Politik und Bürgern beim Vermessungs- und Katasteramt eingegangen sind, wurden drei Frauennamen für die Umbenennung der Stockumer Straße ausgewählt und nun vorgestellt. Frauen sollen vorrangig behandelt werden, da sie bislang bei den Straßennamen unterrepräsentiert sind. Dabei handelt es sich um Hannelore „Loki“ Schmidt, die Ehefrau des Bundeskanzlers Helmut Schmidt, die deutsch-jüdische Schriftstellerin Hilde Domin, deren Eltern aus Düsseldorf stammten und die Konzeptfotografin Hilla Becher, die mit ihrem Mann die Düsseldorfer Photoschule gründete und lange im Düsseldorfer Norden arbeitete und lebte – zunächst in der Einbrunger Mühle, dann in der ehemaligen Kaiserswerther Schule.

Einen neuen Namenswunsch brachte aber noch der einzige Anwohner der Heinz-Ingenstau-Straße ins Spiel. Er würde sich wünschen, dass seine Straße den Namen Beckbuschstraße erhält. Denn der kurze Straßenabschnitt ist ohnehin eine Verlängerung der Beckbuschstraße. „Und diese ist allgemein bekannt und wir sind somit viel leichter auffindbar, als unter einem völlig neuen Namen“, sagt der Anlieger. Wie die Heinz-Ingenstau-Straße, aber auch die anderen belasteten Düsseldorfer Straßennamen künftig lauten werden, wird der Stadtrat abschließend entscheiden.

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