Stadtteil-Check Reisholz Reisholz ist ein bunter Stadtteil

Der Stadtteil wird immer noch dominiert von den ansässigen Industrieunternehmen wie Henkel und Vallourec. Die Bewohner wünschen sich eine Belebung der Henkelstraße.

 Karl Reiland, der sogar als Hausgeburt in Reisholz geboren wurde, spielt seit 20 Jahren im Mundarttheater Schnibbeltheater.

Karl Reiland, der sogar als Hausgeburt in Reisholz geboren wurde, spielt seit 20 Jahren im Mundarttheater Schnibbeltheater.

Foto: Anne Orthen (ort)

Wenn man von jemanden behaupten kann, er sei ein Alteingesessener, dann von Karl Reiland. Im 82. Lebensjahr lebt er in Reisholz. 1938 kam er als Hausgeburt in einer Mietwohnung zur Welt. Seine Eltern bauten anschließend nur 100 Meter entfernt ein Eigenheim, das im Weltkrieg allerdings zerstört wurde. Karl wurde mit seiner Mutter in die Eifel zur Oma geschickt. Nach dem Krieg bauten seine Eltern das Haus wieder auf, in dem Karl Reiland heute immer noch mit seiner Frau lebt. Zwei Söhne wurden dort großgezogen und zunächst erst seine und dann ihre Eltern im Alter aufgenommen.

Geht man nach dem Straßenverzeichnis der Stadt, lebt der 81-Jährige inzwischen in Hassels. „Die Stadt hat bei einer Reform die Stadtteilgrenzen anders gezogen.“ Doch ihm ist das egal. „Ich sage immer noch, ich bin Reisholzer.“ Wobei, wenn ihn jemand fragt, der im Norden der Stadt lebt, wo er wohnt, dann sagt er, er wohne im Düsseldorfer Süden. Denn die Hochhaussiedlung, auf die er schauen kann, ist nicht gerade die beste Wohnlage. Mit den Nachbarn, die auf der anderen Straßenseite leben, kommt er gut klar. „Da sind Italiener, Griechen, Marokkaner und Russen eingezogen.“ Was ihm imponiert ist, dass diese dann oft mit Tee und Kuchen vorbeikommen, um sich vorzustellen.

Toll findet er, dass eine neue Generation die Reisholzer Quatschköpp weiterführt. Reiland, der sich auch seit 20 Jahren als Schauspieler im Schnibbeltheater engagiert, darf beim Umzug am Karnevalssonntag durch Hassels und Reisholz aus dem Wagen mit den Promis moderieren. Ein Highlight. Die Henkelstraße gefällt ihm hingegen gar nicht mehr. „Da gab es doch früher so viele Geschäfte. Es wäre schön, wenn die Straße wieder mit mehr Läden belebt werden könnte.“

 Andre Piller hat an der Henkelstraße zum 1. Mai das Café Grüngold eröffnet.

Andre Piller hat an der Henkelstraße zum 1. Mai das Café Grüngold eröffnet.

Foto: Andrea Röhrig

Andre Piller ist ein Reisholzer Neubürger der besonderen Art. Er hat zum 1. Mai an der Ecke Walzwerkstraße/Henkelstraße das Café Grüngold eröffnet. Schon seit einigen Jahren trug sich der heute 48-Jährige mit dem Gedanken,  sich selbstständig machen zu wollen. Seine letzte Arbeitsstätte war im Benrather Schlosscafé. Seine ersten gastronomischen Erfahrungen machte der gelernte Koch im „Schmitz‘ Katz“, dem Szene-Café in Flingern, in der sich vom Blaumannträger über Punker bis zum Normalo alle trafen.

Ein bisschen davon hat er nun unter der Woche täglich von 10 bis 16 und am Samstag von 10 bis 15 Uhr in seinem Café an der Reisholzer Einkaufsstraße. Aber darüber freut sich Andre Piller, der mit Frau und Sohn in Rath lebt. „Als ich vor der Eröffnung Flyer verteilt habe, waren hier alle sehr nett zu mir“, erzählt er. Seine Angebote – belegte Brötchen, selbst gebackener Kuchen und ein täglich wechselnder Mittagstisch – nutzen alle. Die Angestellten der Spielhalle genauso wie die Rentnerin von gegenüber. Die Bewohner der Häuser mit Sozialwohnungen genauso wie die, die im schmucken Eigenheim leben.

Natürlich habe er sich am Anfang Gedanken über den Ruf des Stadtteils gemacht; sagt Piller, doch bislang findet er nur positive Worte über das bunte Miteinander im Viertel. „Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden“, berichtet der Gastronom. Der nächste Kunde kommt zur Tür herein. „Was darf es heute sein?“, fragt Piller, der stolz darauf ist, dass er schon Stammkunden hat: „Hier wird ganz viel geduzt“, sagt er mit ein bisschen Stolz in der Stimme, dass er schon dazu gehört.

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