Unterricht auf dem Atlantik Klassenzimmer unter Segeln

Reisholz · Ein halbes Jahr lang segelten der Reisholzer Schüler Jens Künstler und sein Lehrer Kai Regener über den Atlantik. Auf der „Thor Heyerdahl“ gab es Unterricht, Seemannsarbeit – und exotische Orte zu besichtigen.

 Der Dreimastschoner „Thor Heyerdahl“ war ein halbes Jahr lang die Heimat von 34 Schülern und 16 Crew-Mitgliedern.

Der Dreimastschoner „Thor Heyerdahl“ war ein halbes Jahr lang die Heimat von 34 Schülern und 16 Crew-Mitgliedern.

Foto: RP/Kai Regener

Ostern ging es in Kiel zurück an Land. 189 Tage verbrachte Jens Künstler auf einem Segelschiff. Er überquerte den Atlantik, machte eine Segelausbildung und hatte Unterricht an Bord. Ein Abenteuer von dem er sagt: „Es gibt nicht diesen einen faszinierenden Moment, sondern sehr, sehr viele“. 34 Mädchen und Jungen waren mit ihm an Bord, dazu eine 16-köpfige Crew. Der gehörte sein Deutsch- und Geographie-Lehrer Kai Regener an, für ihn war es schon die zweite Teilnahme am Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“.

„Mein Fernweh wurde auf der Reise tatsächlich noch größer“, stellt der Schüler des Freien Christlichen Gymnasiums fest. Geweckt hatte das sein Geographielehrer Regener bereits in der siebten Klasse, als er nach seinem ersten Törn im Unterricht davon berichtete. „Da stand für mich fest, dass ich mich bewerbe“, sagt Jens Künstler. Das Konzept: Der normale Klassenraum wird auf ein Segelschiff verlegt. Die Unterrichtszeiten passen sich dem Schiffsbetrieb an. „Man hat an drei Tagen Unterricht“, sagt Kai Regener, der beim aktuellen Törn für die Hälfte der Reise auch die Projektverantwortung trug.

Neben 25 Stunden Schule stehen der Wachbetrieb, nautisches Grundwissen und die Möglichkeit, an Bord verschiedene Handwerke auszuprobieren, auf dem Programm. Vieles ist möglich, jeder kann neue Erfahrungen sammeln. „Wir mussten beispielsweise das Essen planen und lagern“, sagt Jens Künstler. Segel setzen und bergen, das sei auch bei Sturm eine spannende Erfahrung, erinnert er sich. Dass sich 189 Tage auf engem Raum niemand verstellen kann und die Gruppe harmonisch funktionierte, stellt der Schüler fest. „Streit funktioniert auf dem Schiff nicht“, sagt Kai Regener. Die dreieinhalb Wochen dauernde Überquerung des Atlantiks beeindruckte beide: „Diese Etappe ist schon ein richtiges Highlight“, sagt Jens Künstler. „Da kommt ein besonderer Rhythmus rein“, stellt Kai Regener fest.

Ihre Reise, die in den Herbstferien in Kiel begann, führte über Teneriffa, die Kleinen Antillen, St. Vincent and the Grenadines und Grenada, nach Panama und Kuba. Dort gab es auch längere Landaufenthalte. Auf Kuba fuhren die Schüler 300 Kilometer Rad und erkundeten die Insel. „Uns beeindruckte der total freundliche Empfang“, erinnert sich Jens Künstler.

Die festen Mahlzeiten an Bord waren zunächst eine Umstellung für ihn, auch kam hin und wieder die Sehnsucht nach Schokolade auf. Das Essen an Bord loben beide: Lasagne mit Feta und Spinat oder der Rheinische Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen zu Weihnachten gehörten dazu.

 Jens Künstler bei der Arbeit: Auf dem Schiff lernten die Schüler alles über das Handwerk auf See.

Jens Künstler bei der Arbeit: Auf dem Schiff lernten die Schüler alles über das Handwerk auf See.

Foto: RP/Kai Regener
 Schule an Bord: Während der großen Reise fand der Unterricht durch Kai Regener und die anderen Lehrer auf Deck statt.

Schule an Bord: Während der großen Reise fand der Unterricht durch Kai Regener und die anderen Lehrer auf Deck statt.

Foto: RP/Kai Regener

Die Seekrankheit überstand Jens Künstler gut, stürmische Zeiten an Bord seien eine tolle Herausforderung. „Die Azoren haben mir gut gefallen“, sagt er. Für seinen Lehrer Kai Regener gab es viel zu tun: „Sicherheit ist an Bord extrem wichtig“, sagt er. Jens Künstler empfiehlt das Projekt Jugendlichen: „Wer abenteuerlustig ist und Lust hat, seinen Alltag mal zu tauschen, sollte es wagen“, sagt er. Gerade sind drei weitere Schüler des Freien Christlichen Gymnasiums schon in der Bewerbungsphase für das „Klassenzimmer unter Segeln“.

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