Der Corona-Freizeit-Tipp Zwischen Rhein, Kastanie und Käuzen

Himmelgeist · Im Himmelgeister Rheinbogen finden Spaziergänger etwas Ruhe in der Großstadt. Zwischen Ackerland, Kopfweiden und dem Rhein lässt es sich auch im Winter gut spazieren.

 Der Steinkauz ist ein seltener Bewohner des Himmelgeister Rheinbogens. Der Vogel nistet in den alten Kopfweiden.

Der Steinkauz ist ein seltener Bewohner des Himmelgeister Rheinbogens. Der Vogel nistet in den alten Kopfweiden.

Foto: Pauline van Marle

Wenige Stadtteile Düsseldorfs haben sich über die Jahre hinweg ihren dörflichen Charakter so sehr erhalten können wie Himmelgeist und Itter. In einer Flussbiegung gelegen schirmen sie ein Stück niederrheinischer Landschaft von der Stadt ab, wie man es in Düsseldorf nur noch selten finden kann: Den Himmelgeister Rheinbogen mit dem Naturschutzgebiet Jücht. Ein rund sechs Kilometer langer Rundweg führt beispielsweise parallel zum Deich zur Rheinkehre Himmelgeister Schlaufe und durch Ackerland zurück zum Ausgangspunkt.

Im Sommer gab es immer wieder Ärger zwischen Ausflüglern und Anwohnern. Im Herbst hat sich die Lage entspannt und der Spaziergänger kann im Rheinbogen Ruhe und Stille finden. Vor allem, wenn die Nächte nun auch frostig werden und sich am Morgen Raureif und Nebel auf den Wiesen und Feldern bildet, ist der Rheinbogen einen Besuch wert.

Ein Rundgang durch das Himmelgeister Naturschutzgebiet beginnt am besten am kostenfreien Parkplatz zwischen Nikolausstraße und Kölner Weg. Von dort aus führt die Tour in die Jücht, Infotafeln zeigen interessante Punkte und die Wege an. Ein knapp sechs Kilometer langer Rundweg führt beispielsweise parallel zum Deich zur rheinkehre Himmelgeister Schleife und durch Ackerland zurück zum Ausgangspunkt.

Weitere Anlaufstellen sind der großzügige Park von Schloss Mickeln und der Schlossmeierhof mit seinen 300 Jahre alten Zedern. Der wohl bekannteste Baum des Rheinbogens jedoch steht allein auf weitem Feld: die Himmelgeister Kastanie. Sie ist einer von nur zwei Bäumen in Deutschland, die eine eigene Postanschrift haben. Der markante Baum wurde 2015 zu einem Stumpf zurückgeschnitten und zu einem Kunstwerk geschnitzt. Seither wächst wenige Meter entfernt eine neue Kastanie heran, die ähnlich fotogen werden soll.

Der Himmelgeister Rheinbogen erinnert beim Spaziergang an eine ländliche Rheinlandschaft, wie man sie eigentlich ein ganzes Stück nördlich von Düsseldorf am Niederrhein erwarten würde. Landwirtschaftlich genutzte Flächen liegen an Streuobstwiesen und alten Kopfweiden, vom Deich aus ist ein Blick über den Fluss und auf das Dorf Stürzelberg auf der anderen Flussseite möglich. In den alten Bäumen ist der Steinkauz heimisch, den Spaziergänger mit etwas Glück vor allem in der Dämmerung beobachten können.

In den kommenden Jahren könnte sich das Gesicht dieses Naturraums jedoch verändern: Der genannte Deich ist marode und bietet im Fall eines extremen Hochwassers nicht genug Schutz für die hinter ihm liegenden Stadtteile. Er soll daher – am besten möglichst schnell – saniert werden. Für Diskussionen sorgt jedoch für die Frage, ob dies an der bisherigen Stelle geschehen soll oder ob der Deich weiter ins Landesinnere verlegt werden könnte. Letzteres wird von Umweltschützern gefordert. Sie hoffen, dass sich auf diese Weise ein besonders arteinreiches und von Menschen unberührtes Biotop bilden könnte. Außerdem würde so verhindert werden, dass der Rheinbogen bebaut werden kann. Entsprechende Gerüchte waren in der Vergangenheit aufgekommen, wurden von der Stadt jedoch dementiert. Eine Verlegung des Deichs würde jedoch eine neue Planung notwendig machen, die zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen wird – und die Chancen erhöht, dass ein Hochwasser in Himmelgeist schwere Schäden anrichtet.

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