Sport Gerresheimer Ringer schlagen Alarm

Gerresheim · Der Verein klagt über mangelhafte Bedingungen. Dabei wächst der TuS gerade durch die Aufnahme von Flüchtlingen. 

 Die Gerresheimer Radmehr (blaues Trikot) und Radman Mohsen (rotes Trikot) haben einen Heidenspaß am Ringen.

Die Gerresheimer Radmehr (blaues Trikot) und Radman Mohsen (rotes Trikot) haben einen Heidenspaß am Ringen.

Foto: Marc Ingel

Wenn die Ringer des TuS Gerresheim Training haben, müssen die Kampfsportler immer ein ganzes Stück früher kommen. Denn in der kleinen Halle an der Heyestraße sind die Bedingungen alles andere als professionell. Die Athleten müssen zunächst die verschlissenen Mattenelemente zusammenschieben und dann versuchen, die eigentliche Mattendecke drüber zu stülpen. Das ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, da das farbige Tuch, das die Kampffläche bildet, quasi in Fetzen hängt. „An Heimkämpfe ist da nicht zu denken“, bedauert Ejup Shabani, Chefcoach des Bezirksligisten.

Wenigstens hat er ausreichend Ringer, die beim Aufbau helfen können. Bis zu 35 junge Sportler kommen zum Training, auch Kinder und Jugendliche sind darunter –  viel zu viele eigentlich, für sein Team braucht er allenfalls zehn Athleten. Wegschicken will Shabani aber niemanden, denn ein Großteil der Freistil- und Griechisch-Römisch-Spezialisten kommt direkt aus Flüchtlingsunterkünften. „Wir haben vor allem viele Afghanen und Iraner. In diesen Ländern genießt Ringen einen ganz anderen Stellenwert“, sagt Daniel Palic, der in dem Gerresheimer Verein als Ringer und Boxer tätig ist, und für die Abteilung nun eine Lanze brechen will: „Wir haben sogar Kriegsversehrte; wir kümmern uns um diese Menschen, holen sie quasi von der Straße. Sprachbarrieren gibt es kaum, der Sport überbrückt so etwas. Aber die Bedingungen sind schlicht katastrophal, allein schon die Verletzungsgefahr ist wegen der kaputten Matte enorm. Und keiner hilft uns“, so Palic.

Natürlich denkt er dabei zuerst an die Stadt, Hilfe würde der Verein aber von allen Seiten annehmen. Eine neue Ringermatte kann bis zu 10.000 Euro kosten, „aber vielleicht gibt es ja auch Vereine, die eine nicht mehr ganz so gute ausrangiert haben, die dann aber immer noch in einem besseren Zustand als die unsere ist“, hofft Palic. Auch Trainingsmaterialien wie Seile fehlen. Es mangelt nicht zuletzt an Desinfektionsmitteln, größtenteils Kleinigkeiten also. „Womöglich hat eine Firma wie Henkel so etwas in die Abstellkammer stehen. Aber wir würden alles nehmen.“ Palic will jetzt auf jeden Fall den Weg über die Politik gehen, sich an die Bezirksvertretung im Stadtbezirk 7 wenden, eventuell könnten auch Stiftungen Gelder akquirieren.

 Said Baseti (l.) und Reza Koroni sind die besten Ringer beim TuS Gerresheim.

Said Baseti (l.) und Reza Koroni sind die besten Ringer beim TuS Gerresheim.

Foto: Marc Ingel

Ungeachtet der Misere ist Trainer Ejup Shabani zuletzt mit einigen seiner Ringer zu Turnieren gefahren, denn der ein oder andere ist wirklich gut. Said Baseti und Reza Koroni etwa sind für die Bezirksliga eigentlich zu stark, dem TuS Gerresheim halten sie aber die Treue. „Die haben alle ihre Gegner in Grund und Boden gerungen, die brauchen aber natürlich vernünftige Trainingsbedingungen, um in Form zu bleiben“, sagt Shabani. Überhaupt hätten viele der Flüchtlinge sich sportlich enorm weiterentwickelt, „und menschlich noch dazu“, betont Palic. „Wenn du so der Langeweile entkommst und im Sport Bestätigung erfährst, hilft dir das im normalen Leben weiter“, sagt der Gerresheimer. Dass gerade die Flüchtlinge nicht in der Lage sind, den Mitgliedsbeitrag zu zahlen, liegt auf der Hand, so dass die finanzielle Lage beim TuS immer prekärer wird. Palic: „Bei Auswärtskämpfen fallen ja auch Sprit-Kosten an. Geld, das wir eigentlich nicht haben.“

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