Tag der Archive in Düsseldorf Die Bewahrer der Vergangenheit

Düsseldorf · Der Tag der Archive dauert in Düsseldorf eine ganze Woche. Das kann auch daran liegen, dass es in der Landeshauptstadt eine ganze Reihe spannender Archive gibt. Zum Beispiel das der Heimatfreunde in Bilk und das von Fortuna Düsseldorf.

 Hille Krause (links) erzählt Besucher Andrew Hammel im Bilker Heimatarchiv Geschichten über die Sternwarte. 

Hille Krause (links) erzählt Besucher Andrew Hammel im Bilker Heimatarchiv Geschichten über die Sternwarte. 

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die offizielle Bezeichnung „Tag der Archive“ ist in Düsseldorf eigentöich ein Etikettenschwindel. Eine ganze Woche lang – bis zum 14. März – veranstalten verschiedene Archive in der NRW-Landeshauptstadt Führungen, Referate, Spurensuchen, Vorführungen, Diskussionsrunden oder Sonderausstellungen.

„Wir haben ein dichtes Programm. 19 Archive bieten während der Woche 30 Veranstaltungen an“, erläutert der Leiter des Düsseldorfer Stadtarchivs Benedikt Mauer. „Dabei machen wir keine Vorgaben, obwohl das Oberthema des bundesweiten Archivtags ‚Kommunikation. Von der Depesche bis zum Tweet‘ ist. In Düsseldorf bevorzugen wir die ‚rheinische Lösung“ und stellen allen teilnehmenden Archiven frei, was sie anbieten.“

Im Archiv der Bilker Heimatfreunde war Andrew Hammel der erste Besucher. Der in Houston (Texas) geborene Wahl-Düsseldorfer war Jura-Professor an der Heinrich-Heine-Universität und hat sich auf den ersten Blick in Bilk verliebt. „Ich bin 2003 nach Düsseldorf gekommen, und Bilk hat es mir von Anfang an angetan“, gesteht Hammel. „Hier gibt es eine herrliche Vielfalt von Ethnien und Kultur. Ich wollte schon lange mal ins Heimatarchiv, und jetzt habe ich etwas über den Tag der Archive im Internet gelesen. Also bin ich da.“

Er findet Heimatvereine und Heimatarchive gar nicht spießig. „Im Gegenteil, es ist phantastisch. Es gibt so viel Interessantes zu entdecken. Zum Beispiel habe ich nicht gewusst, dass die Sternwarte in Bilk so groß war.“ Und Hammel erfuhr, dass in der Sternwarte Bilk Robert Luther im 19. Jahrhundert 24 Kleinplaneten und den veränderlichen Stern „T Piscum“ im Sternbild Fische entdeckte.

So sind Archive nicht nur Informationsquellen für Geschichtsinteressierte, sondern auch lebendige Zeitzeugen der Vergangenheit, die Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft haben. „Es geht um den sicheren Erhalt von Geschichte und Geschichten, von Fakten und Stories, von Anekdoten und Erkenntnissen“, meint Fortuna-Archivar Tom Koster. „In Archiven kann man Abläufe und Zusammenhänge erkennen und dadurch erfahren, warum heute etwas so ist, wie es ist.“

Archivare sind aber auch so etwas wie auch Jäger der verlorenen, zumindest aber verlierbaren Schätze. „Archive kümmern sich ums Bewahren und damit auch um die Wahrheit“, so Koster. „Informationen sind heute flüchtige Dinge. Es zählt die News, oft auch fake news, und nicht die Recherche. In Archiven dagegen findet man Belege.“

So war das Stadtarchiv zusammen mit der „Mahn- und Gedenkstätte“ federführend bei der Überprüfung der in die Kritik geratenen Straßennamen und wird immer wieder bei der Provenienzforschung von Kunst um aufklärende Mitarbeit gebeten. Archivarbeit hat also nur entfernt mit verstaubten Akten und Historiennerds zu tun.

„Vieles kann man nur verstehen, wenn man weiß wo es herkommt“, meint der Präsident der Bilker Heimatfreunde Dirk Jehle. „Das bezieht sich auf Stadtgeschichte, Stadtentwicklung, Gebäude, Vereine, Parteien, Menschen – auf praktisch jeden Bereich des Lebens.“ So ruht im Bilker Heimatarchiv etwa . ein Originaldokument der Perfidie des nationalsozialistischen Regimes. „Es ist die Originalrechnung an Mia Statz, die 432,62 Reichsmark für die Hinrichtung ihres Mannes Leo Statz bezahlen musste“, erklärt Jehle. Auf der Rechnung sind die einzelnen Positionen, wie 300 Reichsmark Gebühr für das Todesurteil, Transportkosten und Porto akribisch aufgeführt. Solche und ähnliche Dokumente findet man in jedem Archiv. Besonders leicht zugänglich während der „Woche der Archive“ in Düsseldorf.

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