Regiohalt wird gebaut Ein Gewinn für Bilk

Meinung | Düsseldorf · Mit dem Regiohalt Bilk wird nicht nur der ÖPNV gestärkt. Profitieren kann ab 2020 das ganze Viertel um den Bahnhof.

 Seit montag dieser Woche wird am S-Bahnhof Bilk gebaut. Für viele Zügverbindungen wurden Bus-Ersatzlienien eingerichtet.

Seit montag dieser Woche wird am S-Bahnhof Bilk gebaut. Für viele Zügverbindungen wurden Bus-Ersatzlienien eingerichtet.

Foto: Anne Orthen (ort)

Schon heute ist der S-Bahnhof in Bilk mit 10.700 Ein- und Aussteiger pro Tag ein wichtiger Knotenpunkt für Pendler . Wenn die Station zum Regiohalt ausgebaut ist, Regionalzüge aus Krefeld, Neuss und Mönchengladbach dort halten, sollen doppelt so viele Menschen in Bilk umsteigen. Die Anschlüsse sind gut,  mit Wehrhahnlinie und Straßenbahnen ist die Uni ebenso gut angebunden wie Flingern und die Innenstadt, Gerresheim und Benrath. In Bilk hält zudem der Metrobus M3, der zwischen Reisholz und dem Linksrheinischen verkehrt. Ende 2020 soll der Regiohalt fertig sein, der neben dem Hauptbahnhof und der Haltestelle am Flughafen zur wichtigsten Station in Düsseldorf wird. Vom Regiohalt Bilk versprechen sich aber nicht nur Verkehrsplaner eine deutliche Verbesserung für den ÖPNV, auch der Stadtteil selbst steckt große Hoffnungen in das Projekt. Die Düsseldorf Arcaden, die Friedrichstraße – wenn mehr Menschen die Station in Bilk nutzen, sind auch mehr Menschen im Stadtteil, die einkaufen und essen, die das Viertel beleben.

Denn der Bereich rund um den Bahnhof und die Straßen in die Innenstadt haben in den letzten Jahren gelitten. Mit dem Bau der Wehrhahnlinie kamen die Baustellen. Auf dem Kirchplatz und dem Areal gegenüber den Arcaden wurden Container und Maschinen postiert, die jahrelang dort standen, jahrelang Dreck und Staub verursachten, jahrelang das Dreieck Bilk, Unterbilk und Friedrichstadt unattraktiv machten. Auf dem Kirchplatz hat sich schon einiges getan in letzter Zeit, auch wenn immer mal wieder Investoren Flächen nutzen, um dort Material für ihre Bauprojekte zu lagern. Die Fläche gegenüber den Arcaden ist bis heute nicht entwickelt, wird als mäßig komfortabler Parkplatz genutzt. Immerhin wurde  dafür inzwischen ein Architektur-Wettbewerb ausgelobt. Das Siegerteam – Wienstroer Architekten Stadtplaner aus Neuss, die einen Entwurf mit Scape Landschaftsarchitekten ausgearbeitet haben – setzt auf eine Riegelbebauung an der Elisabethstraße und Fassadenbegrünung. Bis tatsächlich das Gelände bebaut ist, wird es noch dauern.

Bilk, Unterbilk und Friedrichstadt haben mehr zu bieten, als viele denken. Und es lohnt sich, mal ein paar Schritte durch die Straßen zu gehen. Richtung Brunnenstraße zum Beispiel, die leicht zu übersehen ist hinter dem S-Bahnhof Bilk. Ein kleines Sträßchen mit besonderem Flair, einem Filmkunstkino und einem Unverpacktladen, dem entzückenden Café „Süße Erinnerung“  und Menschen, die besonders sind. Wie Aki Chaabeni, dem das Café gehört, der mit seinen Nachbarn jedes Jahr ein Frühlingsfest feiert. Für viele ist die Brunnenstraße eine Durchgangsstraße, mit der Bahn oder dem Auto. Doch sie ist mehr. Man muss nur mal ein  bisschen schlendern. Dann wird man ihre Besonderheit entdecken.

Genau wie die der Friedrichstraße, die Bilk mit der Innenstadt verbindet. Es gibt Menschen, die haben die Straße längst aufgegeben, sehen kein Potenzial mehr in den Geschäften, glauben, dass die neue Händlergemeinschaft zu spät kommt. Ein bisschen spät sind „Die Friedrichs“ vielleicht dran, doch am Ende ist die Straße noch lange nicht. Leerstände gibt es kaum, „die Friedrichstraße hat eine gewisse Qualität, die die Leute suchen und auch finden“, sagt Dietmar Wolf von der Initiative, der nicht nur froh ist, dass die Großbaustelle Fürst & Friedrich fertig ist und damit wieder mehr Menschen auf der Straße sind. Wolf hat auch schon das Potenzial des Regiohalts für das Viertel erkannt, schon damals, als das Projekt beschlossen wurde.

Jetzt ist es an den Menschen, die das Quartier rund um die neue Haltestelle beleben können. Die statt gleich in die U-Bahn zu steigen, lieber mal zu Fuß ins Büro laufen, auf dem Heimweg eine Pizza essen mit den Kollegen oder ein paar Einkäufe machen am Gemüsestand auf dem Kirchplatz. Wenn sich  von den erwarteten 21.000 Ein- und Aussteigern pro Tag nur ein Bruchteil mit dem Viertel beschäftigt, hat nicht nur der ÖPNV gewonnen. Dann profitieren Metzgereien und Gastronomen, Reisebüros und Cafés. Und nicht zuletzt wird Düsseldorf davon profitieren. Denn wenn die Stadtteile funktionieren, funktioniert auch die Stadt.

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