Konzert in Düsseldorf Auf einen Weihnachtssong mit Guildo Horn

Düsseldorf · Der selbsternannte Schutzpatron der adventlichen Liebe verkündete am Wochenende im Stahlwerk in Düsseldorf einmal mehr seine frohen Schlagerbotschaften.

 Im Fledermaus-Outfit, Bademantel, mit Flügeln und auf jeden Fall oberkörperfrei: Die Fans himmeln ihren Meister Guildo Horn an.

Im Fledermaus-Outfit, Bademantel, mit Flügeln und auf jeden Fall oberkörperfrei: Die Fans himmeln ihren Meister Guildo Horn an.

Foto: Julia Brabeck

Wenn sich Jahr für Jahr in der Vorweihnachtszeit gestandene Männer mit Elchgeweihen auf dem Kopf und Frauen geschmückt wie Tannenbäume auf den Weg zum Stahlwerk begeben, dann ist eins ganz klar: Guildo Horn, selbsternannter Schutzpatron der adventlichen Liebe, wird einmal mehr seine frohen Schlagerbotschaften verkünden.

Man stelle sich folgendes Szenario einmal genauer vor: Da steht ein ein wenig in die Jahre gekommener Hühne auf einer großen Bühne, das schüttere strähnige Haar überdeckt noch ansatzweise seinen Glatzenkranz, ein Gesicht, dass bei Vergabe der Symmetrie nicht laut „Hier“ geschrien haben kann, der nackte weißbäuchige Oberkörper ein wenig untersetzt, dieser Mann glänzt, er schwitzt, von der spärlichen Brustbehaarung tropft, nein, es fließt der Schweiß. Davor: tausende jubelnder Anhänger, mit Lametta geschmückt, sie tanzen, klatschen, euphorisch reißen sie ihre Arme in die Höhe, formen sie zu Tannenbäumen (oder serbischen Fichten), rufen „Meister, Meister“ und winken ihm glückselig zu.

Aber nein: Weder handelt es sich um die Szene einer Neuverfilmung von „Einer flog über das Kuckucksnest“, noch um einen Werbetrailer für einen Reisetrip nach Absurdistan. Das, was hier passiert, ist eine Momentaufnahme aus über zwei Stunden wahrhafter Meisterleistung von Guildo Horn und seiner Combo „Die orthopädischen Strümpfe“, die mit viel Kompression (wie sich das bei einem solchen Namen gehört) den schrillen, bunten und vor allem hochprofessionellen Auftritt bis zur letzten Sekunde voran treibt. Rockklassiker werden gespielt, wie „Radar Love“, „Black Betty“ oder „YMCA“, die textlich fremdinterpretiert sind und von weihnachtlicher Sehnsucht, Herz, Schmerz und Liebe erzählen: „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ wird so zu „Für mich soll’s weiße Weihnacht werden“, der Abba-Klassiker „Chiquitita“ wird zu „dicker Dieter“ und „Papa was a rolling stone“ zu „Papa ist der Weihnachtsmann“. Was albern klingt, ist höchste Kunst, denn Guildo Horn, der im wahren Leben Horst Köhler heißt, 55 Jahre alt, Familienvater und Sonderpädagoge ist und aus Trier stammt, ist ein begnadeter Musiker, der die subtilen Botschaften der Schlagerwelt so liebevoll und intelligent persifliert, dass es einer gewissen Affinität bedarf, diese Art feinster, aber nicht vorführender Ironie zu begreifen.Ob im giftgrünen Polyesterhemd, goldenen Fledermaus-Outfit, blaurot gestreiften Frottee-Bademantel oder als Weihnachtsmann verkleidet: Meister Horn inszeniert sich als liebenden, gerührten, von sich selbst betroffenen Gefühlsmessias, der die Interaktion mit dem Publikum beherrscht wie kein Zweiter und rührende Worte findet. „Es war uns eine Ehre, Düsseldorf, kommt gut nach Hause!“ „Gigantisch“, schwärmt ein Fan und drückt den Ausknopf an seiner blinkenden Weihnachtszipfelmütze, „der Meister ist der Größte.“

Weitere Konzerte in der Nähe:

6. Dezember: Bonn (Pantheon Theater)

7. Dezember: Dortmund (FZW)

Auftritte in Hagen, Köln und Leverkusen sind bereits ausverkauft.

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