Perfluorierte Tenside in Düsseldorf Wo das Umweltgift PFT im Düsseldorfer Boden steckt

Düsseldorf · Perfluorierte Tenside stehen unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. Sie sind bisher in drei Gebieten nachgewiesen worden. Trinkwasser kann weiter unbedenklich genutzt werden, aber auch Vorsicht ist geboten.

 Eine PFT-Sanierungsanlage in Gerresheim geht in Betrieb. Die Anlage befindet sich auf dem Brachgelände westlich des Bau- und Handwerkermarktes.

Eine PFT-Sanierungsanlage in Gerresheim geht in Betrieb. Die Anlage befindet sich auf dem Brachgelände westlich des Bau- und Handwerkermarktes.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Im Stadtgebiet ist das Grundwasser in drei großflächigen Gebieten mit sogenannten perfluorierten Tensiden (PFT) verunreinigt. Sie befinden sich in Lohausen/Kaiserswerth, in Gerresheim und Hilden/Benrath. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Dinge mit Auskünften der Stadt.

Was sind überhaupt PFT? Bei PFT handelt es sich um eine Gruppe von synthetisch hergestellten organischen Stoffen, die in der Natur nicht vorkommen und biologisch nicht abgebaut werden. Sie stehen unter Verdacht, krebserregend zu sein. Aus Vorsorgegründen ist es deshalb untersagt, Grundwasser aus den verunreinigten Bereichen zu benutzen.

Was passiert in Lohausen/Kaiserswerth? Im Bereich der drei Eintragsstellen wird seit 2015 gegen die PFT-Grundwasserverunreinigung angekämpft. Eine Eintragstelle ist der Ort, wo PFT in den Boden gelangt. Seit 2018 wird ein erster Abschnitt auch in Lohausen saniert. In diesem Jahr werden in der Nähe des Feuerlöschübungsbeckens und an der Feuerwache Nord des Flughafens Anlagen zur Sanierung errichtet. Wie die Stadt informiert, erfolgen zusätzlich weitere Erkundungen „zur Abgrenzung der Verunreinigungen und zur Sanierung der Eintragsstellen“.

Was passiert in Gerresheim? Seit 2016 läuft im Bereich der Eintragsstelle ein aufwendiger Pumpversuch mit einer Fördermenge von 30 Kubikmetern pro Stunde. Aktuell werden weitere Versuche zur Forschung und Entwicklung durchgeführt. Der Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung NRW fördert dies und stellt Geld zur Verfügung. Parallel werden die Möglichkeiten zur Errichtung einer Pumpe geklärt, um eine PFT-Ausbreitung in dem Gebiet, in der sogenannten Fahne, zu vermeiden. Des Weiteren wird ein Gesamtsanierungskonzept erstellt, in dem sowohl die Sanierungsmöglichkeiten der Eintragsstelle als auch des gesamten Gebietes in mehreren Abschnitten geplant werden.

Was passiert in Hilden/Benrath? Die Abschirmung der Haupteintragsstelle außerhalb des Stadtgebietes Düsseldorf wird derzeit vorbereitet. Weitere mögliche Eintragsstellen werden durch Boden- und Grundwasseruntersuchungen überprüft. Die Ergänzung der zwei bestehenden Grundwassersanierungsanlagen auf Düsseldorfer Stadtgebiet zur Mitbehandlung PFT-belasteten Grundwassers wird vorbereitet.

Wann machen sich die Sanierungen bemerkbar? Grundwasserschäden sind Langzeitschäden. Kurzfristige Veränderungen des Ausmaßes der Verunreinigungen sind nicht zu erwarten. Deutlich erkennbare Erfolge werden sich erst nach mehrjährigem Betrieb der Sanierungen einstellen.

Wo kommen die PFT her? Die PFT stammen zum größten Teil aus PFT-haltigen Löschschäumen. Sie wurden sowohl beim Löschen von Großbränden als auch zu Übungszwecken eingesetzt. Darüber hinaus liegen Verunreinigungen im Bereich von zwei Galvanikstandorten und einer Altablagerung vor, teilte die Stadt mit.

Werden sich die PFT weiter in Düsseldorf verbreiten? Ohne Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen breiten sich die PFT – wie alle anderen im Grundwasser gelösten Schadstoffe auch – in Hauptströmungsrichtung mit dem Grundwasser aus. Die Grundwasserverunreinigungen Lohausen/Kaiserswerth und Hilden/Benrath haben auf Düsseldorfer Stadtgebiet in sehr geringen Konzentrationen bereits den Rhein erreicht. Seitens der Stadt heißt es auf Anfrage: „Bei allen anderen PFT-Grundwasserverunreinigungen ist die Ausbreitung in andere Stadtteile in Abhängigkeit von der Lage und der Dimension der Verunreinigung nicht auszuschließen.“

Was kostet die Sanierung und wer ist für sie zuständig? Die Stadt kann keine Angaben zu den Kosten machen. „Zur Sanierung von PFT-Grundwasserverunreinigungen liegen bisher nur geringe Erfahrungen vor“, so die Begründung. Für die Kosten aufkommen müssen nach dem Bundesbodenschutzgesetz der Verursacher oder der Grundstückseigentümer. Können diese nicht zahlen oder nicht ermittelt werden, werden die notwendigen Sanierungsmaßnahmen durch die Behörde durchgeführt.

Worauf müssen Bürger achten? Die PFT-Verbindungen reichern sich in Organismen an und werden auch von Pflanzen aufgenommen. Wenn also belastetes Grundwasser aus Gartenbrunnen zum Gießen benutzt wird, können sich die Schadstoffe in den Boden und in die Pflanzen verlagern. Da PFT über Obst und Gemüse vom Menschen aufgenommen werden, können sie sich im Körper anreichern. Außerdem raten die Experten von Gesundheits- und Umweltamt vom Verzehr der Fische aus den Kaiserswerther Seen (Lambertus-, Fliedner- und Suitbertussee) ab. An der Stadtgrenze zu Hilden ist auch das Angelgewässer Schlupkotensee von einer Verunreinigung betroffen. Obwohl PFT in nur geringen Mengen eingesetzt werden, werden sie weltweit in Wasser, Tieren, Lebensmitteln und auch in menschlichem Blut und Muttermilch nachgewiesen.

Was ist mit dem Trinkwasser? Das Trinkwasser aus dem öffentlichen Trinkwassernetz kann unbedenklich genutzt werden. In diesem Fall kann die Stadt Entwarnung geben. Aber: Grundwasser aus Gartenbrunnen ist grundsätzlich kein Trinkwasser und deshalb auch nicht für Kinder-Planschbecken oder zum Waschen von Lebensmitteln geeignet.

Gibt es viele besorgte Bürger? Nach der Veröffentlichung der Allgemeinverfügung für den Bereich Benrath und Teile von Urdenbach haben sich etwa 80 Personen beim Umweltamt gemeldet und um nähere Informationen gebeten.

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