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Lesung im Heine-Haus Simon Strauß schwärmt von Rom

Der 30 Jahre alte Schriftsteller stellte im Heine-Haus sein Buch „Römische Tage“ vor.

 Autor Simon Strauß.

Autor Simon Strauß.

Foto: Musacchio/Ianniello/Pasqualini

Ein junger Deutscher fährt im Sommer für zwei Monate nach Rom. Bisher hat er diese Stadt auf seinen Reisen regelrecht ausgespart, obwohl sie ihm ungeheuer wichtig ist. Denn Simon Strauß, so heißt der 30-jährige Autor, der den Rom-Aufenthalt des jungen Mannes zu einem Buch mit dem Titel „Römische Tage“ verarbeitet hat, ist in Altertumswissenschaften promoviert worden.

Im Heine-Haus stellte er jetzt sein Buch vor und sprach mit dem Verleger Tom Kraushaar. Thema war natürlich die klassische Italienreise eines deutschen Intellektuellen. Man musste einfach über die zahlreichen „Vorläufer“ an Reisenden sprechen, über Ingeborg Bachmann oder Rolf Dieter Brinkmann, vor allem aber über Goethe. Gleich im ersten Satz von „Römische Tage“ erinnert Strauß an den großen Rom-Dichter, der die ewige Stadt 231 Jahre und acht Monate vor ihm in die deutsche Literaturgeschichte einschrieb. Zumal der junge Autor, im Hauptberuf als Feuilletonredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ tätig, mit einem Stipendium der Villa Massimo auf der Via del Corso, gegenüber der „Casa di Goethe“ sein römisches Sommerquartier bezog.

Mit seinen 142 Seiten ist der schmale Band ein Text, der sich Genre-Zuschreibungen entzieht. „Dieses Buch ist ein Abenteuer für Leute, die viel lesen,“ lobte Tom Kraushaar das neue Produkt aus seinem kleinen Tropen-Verlag, das Simon Strauß nach der römischen Buchpremiere im Goethe-Haus zusammen mit ein paar Freunden nachts im menschenleeren Villa-Borghese-Park vergrub. Derart esoterisch kam der sympathisch wirkende Schriftsteller im Heine-Haus nicht rüber. Im Gegenteil: Seine gelesenen Betrachtungen und Beobachtungen aus der Stadt am Tiber hatten ebenso wie seine Äußerungen im Gespräch etwas intellektuell Zögerndes, ohne irgendwelche selbstbezügliche Koketterie.

In der „ewigen Stadt“, übrigens eine Bezeichnung, die ihm sehr gefällt, traf Strauß auf alte Historiker, Generäle und Kardinäle. Mit ihnen führte sein Ich-Erzähler lange Gespräche. Dabei befiel den studierten aber erlösungsbedürftigen Jüngling das Gefühl, „Teil der Jahrtausende“ zu sein. In den zahlreichen Kirchen der Stadt suchte er nach einer romantischen Heilsidee, die ihn wieder aufrichten könnte, „wenn er demnächst im überfüllten Bordbistro zwischen Kassel und Fulda feststeckt“.

Zwei Dinge wurden an dem schönen Sommerabend an der Bolkerstraße nicht angesprochen. Zum einen die Tatsache, dass hier der Sohn von Schriftsteller Botho Strauß auf dem Podium saß, dessen wortgewaltige Zivilisationskritik im Kulturbetrieb des Landes immer noch nachhallt. Zum anderen die Frage, warum in dem Buch die aktuelle politische Situation Italiens nur einen marginalen Raum einnimmt. Ja, es gab auch den Besuch in einem Flüchtlingslager und einige politische Gespräche. Doch insgesamt überwiegt auf diesen Seiten die Schwärmerei für einen südlichen Ort, „wo sich das Licht ausruhen kann, nicht einfallen oder etwas durchbrechen muss, sondern schlicht da ist und bleibt“.

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