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Konzert-Experiment Ein Roboter dirigiert im Schumann-Saal

Die Mensch-Maschine: Zum Auftakt des Festivals „Hi, Robot“ tritt eine japanische Kreation, der Roboter „Alter 3“, ans Pult.

Roboter-Dirigent „Alter 3“ wird im Schumann-Saal auftreten.

Roboter-Dirigent „Alter 3“ wird im Schumann-Saal auftreten.

Foto: Kenshu Shintsubo

In Düsseldorf wird nun ein ähnliches, aber doch anderes Experiment gewagt. Hier wird am Mittwoch die Musik eines Komponisten aus Fleisch und Blut aufgeführt, dirigiert wird das Orchester allerdings von einem Roboter. „Alter 3“ heißt die Maschine mit menschlichen Zügen, die im Robert-Schumann-Saal ans Pult treten wird, um die Japanischen Philharmoniker Düsseldorf durch eine Komposition von Keiichiro Shibuya zu führen.

„Die Zusammenarbeit von Orchester und Dirigent ist an sich schon eine komplexe Angelegenheit“, sagt Bettina Masuch. „Uns interessiert, was passiert, wenn man ein Element aus der Gleichung herausnimmt.“ Die Intendantin des Tanzhaus NRW, welches das Konzert ausrichtet, hat den Roboter-Dirigenten bei einer Recherche-Reise durch Japan kennengelernt. Nun holt sie ihn zum Auftakt des Festivals „Hi, Robot“ nach Düsseldorf.

Konstruiert wurde „Alter 3“ unter anderem vom japanischen Robotik-Experten Hiroshi Ishiguro, der einst berühmt geworden war, als er einen Roboter vorstellte, der seiner selbst ähnelte. In Ishiguros Institut in Osaka war Masuch vor zwei Jahren zu Besuch, und fand eine „faszinierende Mischung aus High-Tech-Labor und Schrauberwerkstatt“ vor.

Von Doktoranden in weißen Kitteln sei sie herumgeführt worden, erzählt Masuch. Vorgeführt wurde dort unter anderem der Prototyp eines Roboters, der einmal in Altersheimen eingesetzt werden soll. Das Ding, das wie eine Puppe aussieht, ermöglicht Menschen die Kommunikation mit dementen Angehörigen. Das Gerät funktioniert wie ein Telefon, nur dass man es sich auf den Schoß setzen kann. Das ist allerdings nur eine Vorstufe: Eines Tages, so die Forscher, soll die Puppe autonom mit den Heimbewohnern kommunizieren können – als Stellvertreter von Kindern und Enkelkindern. Sie erlebte dort, in Ishiguros Wekstatt-Labor, einen „Gänsehaut-Moment“, sagt Masuch. „Eine solche Dimension von Vermischung der Realität mit Fiktion, kennen wir bei uns nicht“, sagt die Intendantin des Tanzhaus.

In Japan herrsche indes längst ein anderer Umgang mit den Mensch-Maschinen, so Masuch, dort habe sie in einem Hotel übernachtet, wo der Concierge ein Roboter war. Die Debatte, was wir wollen und wo der technische Fortschritt hinführen soll, hält sie für wichtig. Auch ihr Programm für „Hi, Robot“ changiere zwischen Skepsis und Affirmation. Irgendwo dazwischen möchte es Masuch verorten. „Es gibt eine große Faszination für das, was möglich ist.“

Damit zurück zu „Alter 3“, seinem Konzert im Schumann-Saal und dem, was möglich ist: Der Roboter sieht zwar noch aus wie ein Roboter, man sieht ihm das Maschinelle am unverhüllten Metallskelett an. Sein menschengleiches Antlitz verrät aber schon Emotionen. Er hat Mimik und Gestik, er kann mit Körpereinsatz reagieren und den Musikern im Konzert Geschwindigkeit und Lautstärke anzeigen, wenn nötig justiert er nach. Singen kann „Alter 3“ übrigens auch. „Scary Beauty“ heißt sein Konzertabend in Düsseldorf – beängstigende Schönheit.

Dass die Maschinen bald die Vorherrschaft übernehmen, darüber muss sich allerdings noch niemand sorgen machen. „Alter 3“ kommt zerlegt im Gepäck seiner Konstrukteure nach Düsseldorf. Selbst ins Flugzeug steigen, so Masuch, kann er noch nicht.

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