Guerilla-Aktion in Düsseldorf Mit Putin im Schlepptau durch die Stadt

Düsseldorf · Hunderte von Fotografien entstanden am Montag, Jubelrufe und Sympathiebekundungen schlugen Tilly-Freund Joachim Johänning entgegen, als er mit seinem Auto durch Düsseldorf fuhr – die Putin-Skulptur am Anhänger. Unsere Reporterin ist mitgefahren.

Düsseldorf: Jacques Tillys Putin-Wagen zum Krieg in der Ukraine
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Jacques Tillys Putin-Wagen zum Krieg in der Ukraine

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Foto: Brigitte Pavetic

Vor drei Jahren war es so weit: Da rief der Architekt und Immobilienexperte Joachim Johänning Jacques Tilly einfach an und drückte ihm seine Bewunderung aus. Seither sind sich die beiden sehr gewogen. Am Rosenmontag war der 67-Jährige dann fleißig im Einsatz. Er fuhr Tillys in der Nacht gefertigte Putin-Skulptur durch die Stadt und war glücklich ob der Reaktionen am Straßenrand.

„Die Routen sind die gleichen wie im Vorjahr, als das Comitee Düsseldorfer Carneval in einer Guerilla-Aktion acht Mottowagen durch die Stadt schickte.“ Johännig saß am Steuer, auf dem Beifahrersitz hatte Tillys 23-jähriger Sohn Camillo Platz genommen. „Mein Vater hat mich heute Morgen spontan angerufen und gefragt, ob ich Joachim bei den Routen helfen kann. Keine Frage! Ich finde das toll, was mein Vater macht.“ 

Während Tilly sich auf den Weg nach Köln zu einer WDR-Sendung machte und sein Team sich nach dem Bau des Putin-Wagens in der Nacht hinlegen sollte, fuhr also das Duo durch Düsseldorf.

 Düsseldorfer Rosenmontag mal anders: Camillo Tilly (l.) und Joachim Johänning fuhren mit Jacques Tillys Putin-Plastim durch die Stadt.

Düsseldorfer Rosenmontag mal anders: Camillo Tilly (l.) und Joachim Johänning fuhren mit Jacques Tillys Putin-Plastim durch die Stadt.

Foto: Brigitte Pavetic

Unsere Reporterin, die exklusiv im hinteren Teil des Wagens mitfuhr, bekam während der ersten Tour, die um 12 Uhr an der Wagenbauhalle gestartet war, zahllose Anrufe anderer Pressekollegen mit, die deutlich machten: Diese Aktion ist von deutschlandweitem Interesse.

Mit der ersten Tour ging es nach Oberkassel, dann in die Altstadt an den Burgplatz, über die Kö, die Berliner Allee. Der Kofferraum war voll mit Äpfeln aus der Eifel – Johänning und Camillo Tilly verteilten sie an die Passanten. „Statt Kamelle“, sagte Johänning. 

 Joachim Johänning hinterm Steuer auf dem Burgplatz.

Joachim Johänning hinterm Steuer auf dem Burgplatz.

Foto: Brigitte Pavetic

Die Reaktionen waren begeisternd: Die Menschen machten zahllose Fotos, immer wieder sprachen die Menschen am Wegesrand Fahrer und Beifahrer dieses ungewöhnlichen Ein-Auto-Zuges an, die wiederum verteilten auch Äpfel an andere Autofahrer. Der größte Auftritt war auf dem Burgplatz, wo das Feiervolk aus dem Staunen nicht mehr herauskam.

Als Seelenverwandte bezeichnet Johänning sich und Jacques Tilly, den er „zutiefst bewundert“. Ihm mache es große Freude, den Satiriker und Karnevalswagenbauer zu unterstützen. Jacken mit Tilly-Karikaturen hatte er für sich und Camillo mitgebracht, eine ganze Kollektion wird es um den 29. Mai – dem Tag des verschobenen Rosenmontagszuges – zu kaufen geben.

Auf einem Grundstück in Düsseldorf soll ein Tilly-Haus entstehen – hinter allem steckt Johänning. „Ich bin schon lange Fan“, sagte er auf der Fahrt. „Mit dieser Plastik schafft er noch einmal mehr ein Bewusstsein für den Ukraine-Konflikt, das ist bewundernswert. Er gehört in die Championsleague.“

 Der spöttische Wagen von Jacques Tilly wurde durch die ganze Stadt gefahren.

Der spöttische Wagen von Jacques Tilly wurde durch die ganze Stadt gefahren.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Glücklich, aber auch nachdenklich war Camillo Tilly: „Corona war schockierend. Der einzige Vorteil war, dass man selber viel tun konnte. Maßnahmen ergreifen, sich an Regeln halten, sich und andere schützen. Im Falle von Putin erschreckt mich dieser völlige Kontrollverlust. Man weiß nicht, was noch kommt, und wir können nicht viel tun. Umso glücklicher bin ich, dass es diesen Wagen gibt.“

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