Welle der Hilfsbereitschaft Der Krieg gegen die Ukraine bewegt Düsseldorf

Update | Düsseldorf · Die Stadt Düsseldorf stellt sich auf unterschiedliche Weise auf die Aufnahme von Flüchtlingen ein. Am Montagabend startet eine zentrale Aufnahme in einem Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs.

 Vor der Kirche stapeln sich die Kartons mit Spenden.

Vor der Kirche stapeln sich die Kartons mit Spenden.

Foto: Ingel/Marc Ingel

Der Krieg gegen die Ukraine bewegt die Düsseldorfer auf vielen Ebenen. Die Stadt stellt sich auf die Unterbringung von Flüchtlingen ein, es wird vielerorts gesammelt – auch Wagenbauer Jacques Tilly griff den Überfall Russlands auf.

Die Stadt Die Hilfsbereitschaft ist groß: Schon rund 200 E-Mails sind bei der Stadt eingelaufen. Es geht um Sachspenden, Unterbringungs- und Unterstützungsangebote. „Wir sortieren dies jetzt und bereiten uns auf mehreren Ebenen auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor“, sagt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, der am Montag den Krisenstab geleitet hat. In Düsseldorf sind aktuell 5471 Menschen aus der Ukraine gemeldet. Sie dürften einige Verwandte und Freunde aufnehmen, die geflohen sind oder dies noch tun. Am Freitag sind bereits 17 Menschen aus der Ukraine in Düsseldorf ohne Visum angekommen. 16 Personen wurde geholfen, einen Asylantrag bei der Landeserstaufnahmestelle in Bochum zu stellen.

Aktuell dürfen sich die Flüchtlinge aus der Ukraine zwei Mal 90 Tage ohne Visum in Deutschland aufhalten. Im Amt für Migration wartete man Montag auf die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie der EU, die Kriegsflüchtlingen ohne ein aufwendiges Asylverfahren Schutz in der EU garantiert. Dann kann auf eine Einzelfallprüfung verzichtet werden, es wird vermutlich eine Aufenthaltserlaubnis zunächst für ein Jahr ausgesprochen.

Die Stadt richtet sich auf den Zustrom über private Wege oder Landeszuweisungen ein. „Wir schaffen neue Kapazitäten“, sagt Hintzsche. Es seien einige Hotelzimmer und Wohnungen angeboten worden, auch städtische Gebäude und Grundstücke würden geprüft. In einem Hotel nahe dem Hauptbahnhof wurde am Montag eine Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge eingerichtet, 35 Zimmer hat die Stadt angemietet. Bis Montag, 18 Uhr, wurden elf Personen im Hotel aufgenommen und 30 Personen an private Angebote vermittelt.

 Von Urdenbach aus soll an diesem Montag ein Hilfstransport in Richtung Ukraine starten.

Von Urdenbach aus soll an diesem Montag ein Hilfstransport in Richtung Ukraine starten.

Foto: Andrea Röhrig

130 Plätze für die Unterbringung sind in Reserve, sie dürften jedoch rasch belegt sein. Die Caritas bringt das erst Ende Januar aufgegebene Klara-Gase-Haus in Wersten ins Spiel. Es wurde in den 1980er-Jahren eröffnet, hat 13 Einzel- und 24 Doppelzimmer. Je nach Art der Unterbringung könnten hier kurzfristig 60 bis 80 Menschen einziehen. Caritas-Chef Henric Peeters spricht von großer Hilfsbereitschaft, allein der Caritas seien mehr als zehn Wohnungen und Zimmer angeboten worden. 

 Konstruktives Chaos herrscht im Keller der Heilig-Geist-Kirche beim Sortieren der Hilfsgüter.

Konstruktives Chaos herrscht im Keller der Heilig-Geist-Kirche beim Sortieren der Hilfsgüter.

Foto: Ingel/Marc Ingel

Private Hilfe An mehreren Stellen in der Stadt wird für private Hilfstransporte gesammelt. Beispiel Urdenbach: Von dort wurden noch am Montag Hilfsgüter aus einer privaten Sammelaktion an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht. Gestartet hatten den Aufruf in den sozialen Netzwerken Ralf und Christine Oetinger. „Als ich am Samstagmorgen Nachrichten hörte, war mir klar, wir müssen was tun“, sagt Ralf Oetinger, von Beruf Polizist.

Aus einem Lkw mit Anhänger sind gleich zwei geworden. Insgesamt vier Männer machten sich auf die Reise, die wohl um die 27 Stunden dauern wird. Mit dabei haben sie warme Kleidung, Wolldecken, Schlafsäcke, Spielsachen, Medikamente, Hygieneartikel und Lebensmittel. Überwältigend sei die Resonanz auf ihren Aufruf gewesen, berichtet Christine Oetinger. Bereits am Samstagnachmittag mussten sie die Sammelaktion beenden. In ihrem Garten stapelten sich da schon die Kartons.

Düsseldorf: Jacques Tillys Putin-Wagen zum Krieg in der Ukraine
23 Bilder

Jacques Tillys Putin-Wagen zum Krieg in der Ukraine

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Foto: Brigitte Pavetic

Hilfe der Kirche Die Ukrainisch-Katholische Gemeinde hält in der Heilig-Geist-Kirche an der Moltkestraße ihre Gottesdienste ab. Eigentlich ist Mykola Pavlyk dort Priester, doch an Predigen ist momentan nicht zu denken. Der Geistliche versucht stattdessen, den Überblick zu behalten – über die vielen Hilfsgüter, die in Kartons am Straßenrand stehen: „Es sind auch viele Deutsche gekommen, die helfen wollen, das hat mich schon überrascht.“

Kleidung kann er momentan nicht mehr annehmen, „es wird einfach zu viel, dafür haben wir hier nicht die Lagerkapazitäten“. Aber Medikamente, alles, was zu kriegen ist, darauf wartet er noch dringend. Drei Lastwagen sollen sich bald auf den Weg in die Ukraine machen, Pavlyk hofft, dass sie bis an die Grenze Kiews fahren können.

Putin-Wagen Der Rosenmontagszug ist auf den 29. Mai verschoben, deswegen hat das CC auch keinen aktuellen Putin-Wagen in Auftrag gegeben. Wagenbaumeister Jacques Tilly und sein Team bauten als Eigeninitiative von Sonntagnachmittag bis Montagfrüh einen Wagen, der dann durch die Stadt fuhr – und von vielen bejubelt wurde. Darauf will der russische Präsident die Ukraine verschlingen. Das blau-gelb angestrichene Land hat Tilly mit einer klaren Botschaft für den Despoten versehen: „Erstick dran!!!“.

Moskau Nachdem die Städte-Partnerschaft mit Moskau auf Eis gelegt ist, berät die Stadtspitze über konkrete Projekte. „In den nächsten Tagen werden alle Projekte der Verwaltung mit russischer Beteiligung zusammen getragen und einzeln auf den Prüfstand gestellt“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage. Zudem werde Oberbürgermeister Stephan Keller mit den Fraktionsspitzen über dieses Thema sprechen.

Die Schirmherrschaft bei den deutsch-russischen Filmtagen hatte er bereits niedergelegt. Die Städte kooperieren in vielfältiger Weise miteinander, es gab neben Wirtschaftsprojekten beispielsweise immer wieder Kulturprogramme oder Jugend-Austauschreisen

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