Debatte um den Heimatverein Wir wollen Jonges werden
Meinung | Düsseldorf · Oder wären wir dann „Mädche“? Diese Frage stellte sich natürlich erst, wenn es ernst würde und der Heimatverein endlich Frauen aufnähme. Dabei sein möchten nämlich viele.
Es wird wohl keiner behaupten, die Jonges hätten prinzipiell etwas gegen Frauen. Immer wieder lädt der Heimatverein Vertreterinnen der Stadtgesellschaft als Rednerinnen oder Talkgäste ein; die Frauenbeauftragte Elisabeth Wilfart war schon da, Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke (SPD), FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Vor einigen Wochen war ich zum ersten Mal selbst bei einem Heimatabend – ich habe dort den SPD-Politiker Thomas Kutschaty interviewt. Es war ein schöner Abend.
Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven, der solche Gast-Auftritte stets gefördert hat, hat bisher offengelassen, ob er im Fall einer Abstimmung für Frauen als Mitglieder votieren würde. Das ist schonmal kein klares Nein. Noch schöner wäre aber ein klares Ja. Denn noch ist zu beklagen, dass den weiblichen Gästen die Möglichkeit fehlt, danach einen Mitgliedsantrag zu unterschreiben, sich einzubringen, das Engagement des Vereins zu unterstützen – und, nicht zuletzt, von seinem Netzwerk zu profitieren. Mitglied der Jonges zu sein, heißt eben auch, sich mit einem Kreis von Düsseldorfern zu vernetzen, die in der Stadt oft ein Wort mitreden. Und mir sagen viele Frauen, dass sie dabei sein möchten.
Männer sollten auch mal unter sich sein dürfen, wird immer wieder von denen angeführt, denen die Frauen-Debatte unangenehm aufstößt. Und das sollen sie auch – Männerabende wie Frauenabende haben ihre Berechtigung und ihren Reiz. Bei den Jonges aber wird nicht (nur) geklönt; es wird auch Einfluss ausgeübt. Wirtschaftslenker, Politiker, Multiplikatoren sitzen an den Tischen, der Verein selbst mischt als Akteur mit, wenn die Zukunft Düsseldorfs besprochen wird.
Als der Verein vor 90 Jahren gegründet wurde, war es nicht ungewöhnlich, dass Frauen bei solchen Gesprächen fehlten. Doch das ist jetzt anders. In Düsseldorf war bereits eine Frau Oberbürgermeisterin, es gibt eine Uni-Rektorin, aktuell werden die Dezernate Stadtplanung und Umwelt sowie die Kämmerei von Frauen geleitet, drei Bundestagsabgeordnete aus Düsseldorf sind Frauen, an der Spitze der Stadtsparkasse sitzt eine Frau. Und so sollten Frauen auch selbstverständlich Platz finden können in einem Verein, der in einer modernen Gesellschaft Mitsprache für sich reklamiert, wie es die Jonges tun.
Die Beispiele bedeuten aber natürlich nicht, dass nur Beigeordnete und Politikerinnen in den Heimatverein gehören. Die breite Basis der Jonges sind schon jetzt mehr als 3000 Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen, die sie dort einbringen. Und ebenso könnten künftig auch ganz unterschiedliche Frauen die Jonges bereichern, Lehrerinnen, Anwältinnen, Feuerwehrfrauen – mindestens letztere sind ohnehin daran gewöhnt, sich in einer ehemaligen Männerdomäne zu behaupten.
Es muss und sollte Männern heutzutage keine Sorge bereiten, wenn in ihrem Heimatverein auf einmal Frauen mitreden. Und ob es dann wirklich auch „Jonges und Mädche“ heißen müsste, darüber kann man immer noch reden. Viel wichtiger ist doch: Der Verein bekäme mit neuen Heimatfreundinnen noch mehr Wirkmacht, noch mehr Impulse, noch mehr Stimmen. Das zeigt schon ein Blick auf die Frauen, die bereits ihr Interesse bekundet haben. Und heißt die weibliche Form von Baas eigentlich Baasine?