Reitsport Islandpferde-Verein: Jeder fasst im Stall mit an

Düsseldorf · Auf einer Koppel in Lohausen hält der Verein 30 Islandpferde. Geritten wird sowohl auf Freizeit- wie auch auf Turnierniveau. Besonders wichtig sind jedoch Familien – und dass jedes Mitglied seinen Beitrag an Arbeit leistet.

 Barbara Achterfeld (links) und Claudia Schlage zeigen der siebenjährigen Lena, wie sie sich auf dem Rücken von Pferd Odin halten kann.

Barbara Achterfeld (links) und Claudia Schlage zeigen der siebenjährigen Lena, wie sie sich auf dem Rücken von Pferd Odin halten kann.

Foto: Anne Orthen (ort)

Der Wind auf der Koppel in Lohausen ist stark und kalt und es regnet, es pfeift ein wenig durch die Fenster des kleinen Vereinsheims. Auf der Wiese stehen mehrere kleine, kräftige Pferde mit dickem Fell und langen Mähnen gegen Wind und Regen gestemmt. „Das Wetter gefällt den Tieren“, sagt Barbara Achterfeld. „Es erinnert sie an ihre Heimat.“

Auf über vier Hektar von der Stadt gepachteter Weidefläche, keine 500 Meter Luftlinie von den Startbahnen des Düsseldorfer Flughafens entfernt, leben 30 Islandpferde. Die Tiere gehören den Mitgliedern des Vereins Islandpferde-Reiter Düsseldorf, der sich dem Sport mit dieser speziellen Rasse verschrieben hat. Barbara Achterfeld ist die Vorsitzende des Vereins mit etwa 120 Mitgliedern, von denen ein gutes Drittel Kinder sind. Es ist nicht nur die Liebe zum Reitsport, sondern auch die besondere Beziehung zur Rasse Islandpferd, die die Mitglieder in den Verein führt. „Die Tiere sind ruhig, robust, freundlich und zutraulich“, schwärmt Achterfelds Vorstandskollegin Claudia Schlage. Außerdem beherrschen sie, anders als andere Rassen, nicht nur drei Gangarten, sondern fünf. Deswegen ist das Islandpferd auch das einzige Pferd, für das eine eigene Weltmeisterschaft ausgetragen wird – mit der Gangprüfung, einer speziellen Kategorie des Pferdesports.

Unter den Düsseldorfer Islandpferde-Reitern gibt es Hobby- und Turnierreiter, aber auch Anfänger. „Reiten zu können ist keine Voraussetzung, um bei uns mitzumachen“, sagt Schlage. Einsatzbereitschaft allerdings schon: Um den Jahresbeitrag für Vereinsmitglieder gering halten zu können, müssen alle Reiter mit anpacken. „Es gibt bei uns Pläne für alles: das Ausmisten, den Weideauftrieb, das Füttern, und jeder ist mal dran“, sagt Achterfeld. Es sei ein durchaus nennenswerter Arbeitsaufwand damit verbunden, sich um die Tiere zu kümmern. Aber die Vereinsmitglieder erbringen den nötigen Einsatz. „Alles läuft unkompliziert ab“, sagt Vereinsmitglied Bernhard Reimann. Man helfe sich gegenseitig aus, wenn es mal nicht ginge, aber Trittbrettfahrer gebe es nicht.

Dazu beitragen dürfte auch, dass die Pferde ausnahmslos den Mitgliedern gehören, nicht dem Verein. Für die Halter ein beachtlicher Kostenaufwand: „Ein Pferd kostet ab 5000 Euro, wenn man auf Turnieren reiten will, gibt es nach oben quasi keine Grenze. Ein Sattel kann auch mal schnell über 3000 Euro kosten“, rechnet Vorsitzende Barbara Achterfeld vor. Dazu kommen die laufenden Kosten für Kraftfutter, Tierarzt und Hufschmied. Allerdings muss nicht jedes Vereinsmitglied ein eigenes Pferd haben.

Die meisten Mitglieder haben eine Reitbeteiligung, dürfen also ein bestimmtes Pferd reiten, beteiligen sich dafür an dessen Unterhalt – entweder finanziell oder durch Arbeit. Die Vereinsmitglieder unternehmen häufig gemeinsame Ausritte, etwa an den Rhein oder in den Grafenberger Wald. „Da wächst man als Gruppe zusammen, aber auch mit den Tieren“, sagt Reimann.

Bei den Islandpferde-Reitern können nicht nur ganze Familien auf die Pferde steigen, sondern auch Menschen mit Behinderung. „Wir haben einige Mitglieder mit Autismus oder Down-Syndrom, und sogar zwei Rollstuhlfahrer“, erzählt Schlage. Der Umgang mit den Tieren sei eine gute Therapie, die Pferde wirkten beruhigend und freundlich, und das Reiten selbst stärke die Muskulatur. „Einer unserer Rollstuhlfahrer kann inzwischen sogar vollkommen selbstständig ausreiten“, sagt Reimann.

Auf dem Hof in Lohausen werden Stuten und Wallache getrennt voneinander gehalten, Hengste gibt es nicht, um Konflikte in der Herde zu vermeiden. Dafür können die Tiere jederzeit frei wählen, ob sie sich im Freien oder in den Ställen aufhalten wollen. „So sind unsere Pferde ausgeglichen und bereit, auch von Kindern oder Anfängern geritten zu werden“, sagt Vereinsvorsitzende Achterfeld.

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