Prozess gegen Fiftyfifty-Streetworker Streit zwischen Düsseldorfer Obdachlosen-Hilfe und Stadt eskaliert

Düsseldorf · Die Wohnungslosen-Hilfe aus Düsseldorf protestiert heftig gegen die Stadt und startet eine neue Offensive – ausgerechnet vor dem Prozess gegen einen ihrer Streetworker.

 Vor der Ratssitzung vergangenen Donnerstag protestierte Fiftyfifty zuletzt gegen OSD und Straßenordnung.

Vor der Ratssitzung vergangenen Donnerstag protestierte Fiftyfifty zuletzt gegen OSD und Straßenordnung.

Foto: Laura Ihme

Die Lage zwischen Düsseldorfs bekanntester Wohnungslosen-Hilfe und der Stadt spitzt sich zu. Für Ordnungsdezernent Christian Zaum hat Fiftyfifty eine Grenze überschritten, als die Organisation vor gut einer Woche zwei Mitarbeiter des städtischen Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) mit Namen und Foto bei Facebook angeprangert hat. „So geht man nicht miteinander um“, sagt er. Er sei stets bereit zu Gesprächen über angebliche Missstände. „Aber wenn OSD-Mitarbeiter an den Pranger gestellt werden, sind wir im Bereich von Straftaten.“

Brisant ist der Zeitpunkt, zu dem Fiftyfifty seine Protest-Offensive gestartet hat: An diesem Montag beginnt der Prozess gegen den Fiftyfifty-Streetworker Oliver Ongaro, in Düsseldorf auch bekannt als Sprecher des linken Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, eine Mitarbeiterin des OSD verletzt zu haben, als ein Streit um die Verwarnung eines Wohnungslosen eskalierte.

Im Vorfeld des Prozesses hat Fiftyfifty nun vier Fälle von angeblicher Schikanierung von Wohnungslosen kritisiert – und immer war nach Angaben von Fiftyfifty die OSD-Mitarbeiterin dabei, die der Streetworker verletzt haben soll. Ongaro sagt, dies sei Zufall. Er habe durch seinen Fall ein Bild der Mitarbeiterin gehabt, und wenn in jüngster Zeit Wohnungslose ihre Fälle geschildert hätten, „habe ich gefragt, ob es diese Dame war – und sie war es“.

Fiftyfifty ist bekannt für seine Straßenzeitung und die eigene Kunstgalerie. Die Organisation übt oft scharfe Kritik im Namen von Wohnungslosen. So wirft Fiftyfifty der Stadt vor, den Paragraphen 6 der Straßenordnung („Störendes Verhalten auf Straßen und in Anlagen“) gezielt zum Vertreiben von Wohnungslosen einzusetzen. Dies weist man im Rathaus zurück.

Wegen des Prozesses gegen Ongaro war auch Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) in die Kritik geraten. Die CDU-Opposition hatte ihm vorgeworfen, sich nicht genug hinter seine Mitarbeiter zu stellen, weil er eine außergerichtliche Einigung vorgeschlagen hatte. Über die Veröffentlichung von Name und Bild der OSD-Kräfte hat sich der OB bei Fiftyfifty-Chef Hubert Ostendorf beschwert. Unklar ist seine Haltung zu den jüngsten Beschwerden über den OSD. Wie es heißt, läuft die Prüfung noch.

Fiftyfifty hat die Fotos der OSD-Mitarbeiter inzwischen entfernt, ließ die Namen aber stehen. Die Stadt hat deshalb Strafanzeige gestellt. Fiftyfifty-Chef Hubert Ostendorf verteidigt das Vorgehen: „Wir haben bewusst eine Grenze überschritten“, sagt er. Man habe Sorge, dass das Thema sonst im Sande verlaufe. Die OSD-Kräfte hätten auch persönliche Verantwortung. „Man muss im Umgang mit den Wohnungslosen nicht so handeln, wie sie es getan haben.“

Andere Träger der Obdachlosenhilfe schätzen die Arbeit des OSD weniger problematisch ein. „Wir arbeiten gut zusammen. Wenn es zum Beispiel Probleme mit Lagern gibt, dann werden unsere Streetworker immer einbezogen“, sagt Peter Hinz von den Franzfreunden. Er kritisiert, dass Fiftyfifty die Fotos ins Netz gestellt hat: „Ich finde es nicht gut, dass man die Menschen so an den Pranger stellt.“ Diakonie-Vorstand Thorsten Nolting berichtet auch von einem guten Miteinander: „Es gibt regelmäßig Runden, in denen man Probleme ansprechen kann.“

Christian Zaum zeigt sich überzeugt, dass insgesamt der Umgang des OSD mit Wohnungslosen professionell sei. Meist laufe der Kontakt reibungslos. Der OSD müsse aber Beschwerden von Bürgern nachgehen, die sich etwa über aggressives Betteln, Vermüllung oder illegales Campieren beschweren.

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