Mobile Redaktion Hellerhof Hellerhofer wollen Angebote für Senioren

Hellerhof · Die meisten Bürger können sich nicht vorstellen, in einem anderen Viertel zu leben. Doch in einigen Punkten gibt es Handlungsbedarf.

 Bei der Mobilen Redaktion sprachen die Hellerhofer Bürger (von links) Klaus und Ulrike Bachtenkirch, Ilse Peters, Klaus Lunkenheimer und Christa Schmidt mit RP-Redakteurin Nicole Kampe  über ihre Wünsche für den Stadtteil.

Bei der Mobilen Redaktion sprachen die Hellerhofer Bürger (von links) Klaus und Ulrike Bachtenkirch, Ilse Peters, Klaus Lunkenheimer und Christa Schmidt mit RP-Redakteurin Nicole Kampe  über ihre Wünsche für den Stadtteil.

Foto: Anne Orthen (ort)

Vor 20, 30 oder 40 Jahren sind viele junge Paare nach Hellerhof gezogen, und die meisten sind geblieben. Aus Paaren wurden Familien, inzwischen haben viele Enkel. Allerdings ist der Stadtteil nicht auf die alternde Bevölkerung eingestellt. Die Hellerhofer wollen hier nicht weg, aber manche Verbesserung wünschen sie sich schon.

Seniorengerechtes Wohnen Der Bürgerverein setzt sich für seniorengerechtes Wohnen ein, hat dafür auch schon ein Grundstück ausgeguckt – neben der Jugendfreizeiteinrichtung. „Unser Stadtteil ist älter geworden“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins, Harald Mikat. Bei den Hellerhofern ist die Idee gut angekommen, auch bei der Bezirkspolitik. Nur die Verwaltung spielt nicht mit, weil das Gelände als Grünfläche ausgewiesen ist. Das können Ulrike und Klaus Bachtenkirch nicht nachvollziehen, „unsere Kinder kommen in das Alter, in dem sie unser Haus übernehmen würden“, sagt Ulrike Bachtenkirch. Die Bindung der Hellerhofer an ihren Ort ist stark. „Ich möchte hier nicht weg, auch, wenn ich nicht mehr in meinem Haus leben kann“, sagt der 88-jährige Alfred Wagner.

Freizeit Weil viele Senioren in Hellerhof leben, wünschen sich die Menschen eine Begegnungsstätte. Das Johannes-Haus wäre optimal, findet Christa Schmidt aus dem Vorstand des Bürgervereins. Sie hat noch viele Ideen für das Bürgerhaus. Zum Beispiel könnte es die Räumlichkeiten der Freizeitstätte Garath nutzen, solange der große Saal umgebaut wird. Auch ein Stadtteilfest ist in der Mache, da haben sich die Hellerhofer viel von ihren Nachbarn in Garath abgeschaut. 2020 soll, wenn alles nach Plan läuft, das erste Fest gefeiert werden. Eine Eisdiele wäre schön, vielleicht auch noch eine Gastronomie, meint Gisela Balzer, „es gibt nicht so viel hier“. Immerhin soll das Hotte-Hü, das einzige Restaurant im Stadtteil, im Mai wieder eröffnen. Gisela Braun würde gerne den Trimm-dich-Pfad am Waldspielplatz reaktivieren, auch eine Bibliothek wäre schön. Mareike Roth wünscht sich mehr Reitwege. Gleich mehrere Bürger würden eine Give-Box wie in Benrath begrüßen, bei der aussortierte Kleidung und alte Bücher einen neuen Besitzer finden.

Sauberkeit Zu wenig Papierkörbe, kaum Aschenbecher, keine öffentliche Toilette, Unkraut, Schlaglöcher – manchmal, da haben die Hellerhofer das Gefühl, „dass wir hier unten ein bisschen vergessen werden“, sagt Jochen Tiemann, der sich noch gut an den Besuch des Oberbürgermeisters vor einem Jahr erinnern kann, als im Stadtteil jede Zigarettenkippe aufgesammelt wurde. „Sonst macht die Stadt kaum etwas“, sagt Harald Mikat, der bei der Mobilen Redaktion vor dem Edeka-Markt in Hellerhof auf den Parkplatz gegenüber zeigt, wo die überfüllten Container stehen. „Außerdem haben wir Wildpinkler hier, weil es keine öffentliche Toilette gibt“, sagt Mikat. Dabei seien die Anschlüsse da. Was auch dringend in Angriff genommen werden muss, ist das Entree zu Düsseldorf, also der Ortseingang. Die Brücke, die über die Frankfurter Straße verläuft, hätte längst saniert werden müssen, findet Mikat, „außerdem wäre eine Ortstafel schön“. Dann sind da noch die vielen Schlaglöcher auf der Frankfurter Straße „und die Stolperfallen im Viertel“, sagt Ludwig Siemensmeyer. „Das ist sehr gefährlich“. Gisela Braun beklagt außerdem den Zustand der örtlichen Spielplätze: Der Sand dort sei seit mehreren Jahren nicht ausgetauscht worden, sei voller Katzenkot. Außerdem gebe es spitze Kanten, die für Kinder ein Verletzungsrisiko darstellen würden.

ÖPNV Die Verbindung mit Bus und Bahn in den Düsseldorfer Norden „hat sich deutlich verschlechtert“, sagt Maria Franzen. Vor allem die Unzuverlässigkeit der S68 ärgert viele Hellerhoferer, „die fällt so oft aus oder es kommen Kurzzüge“, sagt Jochen Tiemann. Die Verbindung in den Süden existiert gar nicht. Gisela Balzer zum Beispiel ist gern in Langenfeld unterwegs. Um dorthin zu kommen, muss sie erst über Benrath fahren und in Berghausen ein Zusatzticket lösen, weil ab Langenfeld ein anderes Verbundgebiet zuständig ist. Das ist ein Grund, aus dem viele Einpendler aus Langenfeld nach Düsseldorf ab Hellerhof starten, ein Einzelticket von Langenfeld ins Düsseldorfer Zentrum kostet sechs Euro, ab Hellerhof 2,90 Euro. Seit der halbe P&R-Parkplatz vor dem Einkaufszentrum nur noch zeitlich begrenzt genutzt werden darf, sind Pendler-Plätze Mangelware. „Wieso baut man nicht ein paar Parkdecks auf den Platz?“, schlägt Henry Klahn vor.

Verkehr Außerdem fragt sich Cordula Klahn, warum die Monheimer und Baumberger längst mit dem Bau des Radschnellwegs angefangen haben. Im nächsten Jahr sollen die ersten Abschnitte schon fertig sein. „Und in Düsseldorf dauert das alles so lang“, sagt Klahn. Jochen Tiemann stimmt ihr zu, der sich mehr Informationen wünscht, „etwa ob der Weg durchs Industriegebiet führt“. „Wir haben gehört, dass an der Kreuzung Hellerhofweg/Carlo-Schmid-Straße/Bertha-von-Suttner-Straße die Ampel durch einen Kreisverkehr ersetzt werden soll“, sagt Harald Mikat, gar nicht überzeugt von der Idee. Denn sobald es in der Urdenbacher Kämpe Hochwasser gebe, würde der Verkehr über die Hellerhofer Straße ausweichen, „es wird Staus bis nach Monheim geben“, fürchtet Mikat. Dieter Riehl hingegen ist für einen Kreisverkehr: „Die Kreuzung ist ziemlich gefährlich, die Ampelintervalle zu kurz. Ein Kreisverkehr könnte für mehr Sicherheit sorgen“, sagt er.

Heimatliebe Trotz dieser Kritikpunkte wollen die Bürger ihrem Stadtteil treu bleiben. „Wir leben hier wie im Paradies“, sagt Harald Mikat. Und Alfred Wagner fügt hinzu: „Es war eine gute Entscheidung, damals nach Hellerhof zu ziehen und hier zubleiben.“ Bezirksbürgermeister Uwe Sievers erklärt den besonderen Zusammenhalt im Viertel: „Es gab damals den Pioniergeist, einen neuen Stadtteil mit Leben zu erfüllen. Wir waren alle in derselben Lebenslage, junge Paare und Familien. Da war der Zusammenhalt in der Nachbarschaft stark – und er ist es bis heute geblieben.“

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