Serie: starke Politfrauen Die bodenständige Romantikerin

Düsseldorf · Die Altbauwohnung an der Ecke zur Nordstraße hat einige Macken. Die Elektrik lässt zu wünschen übrig, über den kleinen Balkon ist raschelnde Folie gespannt, damit er nicht zum Nistplatz für Tauben wird. Die Holzdielen aber sind sorgsam abgeschliffen, die Stuck-Elemente freigelegt. Im CD-Regal steht Bachs Weihnachtsoratorium neben den "Sex Pistols", unter einem lachenden Buddha steht Rudi Dutschkes Biografie. Über dem Bett ein großes Marienbild. Ohne Frage eine Wohnung mit Charme.

 Hat ihre Wohnung passend zum Kristalllüster gesucht: Mona Neubaur, Sprecherin der Düsseldorfer Grünen.

Hat ihre Wohnung passend zum Kristalllüster gesucht: Mona Neubaur, Sprecherin der Düsseldorfer Grünen.

Foto: RP, A. Bretz

"Das war uns das Wichtigste", sagt Mona Neubaur, seit März Chefin der Düsseldorfer Grünen. Denn eigentlich hat die 30-Jährige eine Wohnung gesucht, in die ihr Kristallleuchter passt. Den hat ihr nämlich ihr Lebensgefährte Peter Haverkamp vor drei Jahren zum Geburtstag geschenkt. Nicht etwa einfach so, sondern im Grafenberger Wald, wo er Schlag Mitternacht mit einem kleinen Aggregat die kristallene Lampe in den Bäumen zum Leuchten brachte. Welcher Frau ginge da nicht ein Licht auf? Natur und Licht, Klima und Energie sind ohnehin die Themen, die Mona Neubaur am meisten bewegen. Oder auf einen lokalen Nenner gebracht: das neue Kohlekraftwerk, das die Stadtwerke auf der Lausward im Hafen bauen wollen und das die Grüne unumwunden als "klimapolitischen Irrsinn" bezeichnet. "Damit wird die Stadt bei den CO2-Emissionen auf den Stand von 1990 zurückgeworfen", ist sie sich sicher. Keine Frage also, dass Neubaur beim Aktionsbündnis gegen den Kraftwerksbau an vorderster Front dabei ist. Wenn es nach ihr geht, gehört die klimapolitische Zukunft nämlich Öko-Strom-Produzenten. Für einen davon hat sie gearbeitet, bis sie vor drei Wochen ihren neuen Job antrat. Bei der Böll-Stiftung in Dortmund, die ebenfalls den Grünen nahe steht, setzte sich Neubaur gegen 169 Mitbewerber durch und ist nun Bildungsmanagerin für Ökologie, Jugend und Kultur. "Ein toller Job, weil ich meine Ausbildung mit meiner politischen Überzeugung verbinden kann."

(RP)
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