Serie: Starke Polit-Frauen (5) Die Schlagkräftige

Düsseldorf · Gisela Piltz ist Vorsitzende des FDP-Kreisverbands und sitzt seit 2002 für die Liberalen im Bundestag. Bei der Kommunalpolitik hat sie dennoch einen Fuß drin - und gibt, wenn's sein muss, OB Erwin auch mal lautstark Kontra.

 Auf dem Rad durch die Jägerhofallee im Hofgarten: Frühmorgens durchquert Gisela Piltz (FDP) lieber joggend den Park.

Auf dem Rad durch die Jägerhofallee im Hofgarten: Frühmorgens durchquert Gisela Piltz (FDP) lieber joggend den Park.

Foto: RP/Andreas Bretz

Disziplin und Kultur liegen bei Gisela Piltz ganz nahe beieinander. Zumindest, wenn der Wecker kurz nach 6 Uhr klingelt und sie sich wenig später mit ihrer Freundin am Eingang des Hofgartens trifft, um im Duett durch die Parkanlage zu joggen. "Kulturweg" nennt die Vorsitzende der Düsseldorfer FDP ihre morgendliche Route, vorbei an Ehrenhof und Tonhalle, Oper und Ehrenmal, den Büsten von Immermann und Gründgens. Endspurt ist auf der - Zufall? - Seufzerallee.

"Wenn ich in Düsseldorf bin, laufen wir die Strecke drei- bis viermal pro Woche", sagt Piltz. Aber sie sitzt für die FDP auch im Bundestag, ist innen- und kommunalpolitische Sprecherin der Fraktion, verbringt also viele Tage in Berlin. "Der Vorsatz ist da, ein zweites Paar Laufschuhe habe ich mir schon in meine Parlamentswohnung gestellt." Doch meist fehlt die Zeit. Manche Tage in der Hauptstadt beginnen um 7.30 Uhr mit dem ersten Termin und enden um 23 mit dem letzten.

Piltz' Handy klingelt die Titelmelodie von "Sex and the City". "Früher hatte ich ,Mission impossible', aber das ist vorbei." Denn unmögliche Missionen gibt es für die 42-Jährige kaum. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, hat keine Scheu, auch mal unbequeme Positionen zu beziehen, ist schlagkräftig, nicht nur wegen des goldenen Krokodils von Kort Kieselstein, das sich um ihren Finger windet ("die legalste Form des Schlagrings"). Seit der Schulzeit liegt ihr auch das Rebellentum im Blut. Damals auf dem Luisen-Gymnasium seien die meisten Mitschüler bei der Jungen Union gewesen. Aufgewachsen als einziges Kind eines liberalen Politikers, von klein auf in Wahlkämpfen dabei, trat Piltz mit 16 der FDP. "Wir waren die Revoluzzer der Schule."

Als Revoluzzer fühlt sie sich manchmal auch auf der Oppositionsbank, auf der Piltz und ihre liberalen Mitstreiter - an erster Stelle Guido Westerwelle, ihr Duz-Freund seit 25 Jahren - nach der Bundestagswahl 2005 Platz nehmen mussten, obwohl die FDP mit knapp zehn Prozent ein beachtliches Ergebnis eingefahren hatte. "Mir war klar, dass die große Koalition keine gute Politik machen wird", sagt Piltz. "Für dringende Reformen sind wieder vier Jahre verloren."

Dafür sitzt die FDP seit 1999 in Düsseldorf mit an den Hebeln der Macht. Piltz und Joachim Erwin (CDU), die sich bereits viele Jahre zuvor kennen gelernt hatten, waren nach dem Wahlsieg 1999, als Erwin OB, Heinz Winterwerber Bürgermeister und Piltz dessen Nachfolgerin als Chefin der Ratsfraktion wurde, ein richtig gutes Team. "Die ersten eineinhalb Jahre haben wir sehr gut, sogar freundschaftlich zusammengearbeitet", erinnert sie sich. Nach dem Motto privat vor Staat zog das Bündnis beim Verkauf von Stadtwerkeanteilen und -wohnungen an einem Strang, man war sich einig darin, aus Düsseldorf eine Stadt machen zu wollen, "die in der obersten Liga mitspielt".

Erste Misstöne gab es bei den Arena-Plänen, später folgte ein lautstarker Disput zwischen den Alphatierchen Erwin und Piltz. Die zog 2002 in den Bundestag ein - ausgerechnet am 11.11. Den Draht zur Kommunalpolitik hat Piltz aber nie verloren, bis heute sitzt sie im Planungsausschuss. Als die Stadt hinter dem Rücken der FDP die Arena-Betreibergesellschaft zurückkaufte, kündigten die Liberalen 2005 das Bündnis auf. Und nehmen sich seitdem regelmäßig das Recht auf eigene Meinung heraus. Vor allem wenn es um die Zuschuss-Schüssel Arena geht, deren Aufsichtsrat Piltz vorsteht. "Die Arena wird die Stadt auf Jahre Millionen kosten - das muss man den Bürgern auch klar sagen." Kein leichter Job.

Leichter ist: der DEG zujubeln, feiern, Schuhe kaufen. Und essen gehen. "Ich bin nämlich dankbar, dass es Menschen gibt, die können, was ich nicht kann - kochen - und sich dafür bezahlen lassen."

Nächste Folge: Beatrix Philipp, CDU-Bundestagsabgeordnete.

(RP)
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