Das ist der Bundesfreiwilligendienst Im Dienst für die Gesellschaft

Düsseldorf · Während in der Politik regelmäßig diskutiert wird, ob ein soziales Jahr verpflichtend für junge Menschen sein soll, entscheiden sich dafür viele freiwillig. Plätze für den Bundesfreiwilligendienst gibt es auch im SOS-Kinderdorf.

 Merle arbeitet derzeit für ein monatliches Taschengeld als Bundesfreiwillige bei SOS.

Merle arbeitet derzeit für ein monatliches Taschengeld als Bundesfreiwillige bei SOS.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Merle (18) ist seit über einem Monat „Bufdi“ im SOS-Kinderdorf. Sie absolviert dort den sogenannten Bundesfreiwilligendienst. Sechs Monate lang wird sie jetzt im Einsatz sein; dazu hat sie sich nach dem Abitur im Frühsommer entschieden. Da sie noch nicht wusste, was sie studieren möchte, wollte sie die Zeit sinnvoll nutzen. „Deshalb dachte ich mir, ich schaue mich nach einem freiwilligen Dienst um“, sagt sie.

Schon jetzt hat sie viele Einsatzbereiche: „Angefangen habe ich im Café, dann kamen die Essensfahrten, wir beliefern drei Kitas und eine Schule. Mittags haben wir dreimal die Woche Schulaufsicht“, sagt sie. Dann beaufsichtigt sie die Mittagspause an der Theodor-Litt-Realschule. „Bei SOS kommen immer viele Gäste ins Café, mit denen man sich unterhalten kann“, beschreibt sie ihre Aufgaben. Bald soll sie in die Kinderspielgruppen schnuppern, und in der Küche hat sie ebenfalls schon mitgeholfen. „Da habe ich mit der Konditorin Kaffeeplätzchen und Waffelteig vorbereitet“, sagt sie.

Im Team sind normalerweise gleich drei Bundesfreiwilligendienstler. Eine „Bufdi-Stelle“ ist aktuell aber unbesetzt. Dringend werden deshalb im Garather SOS-Zentrum weitere Bewerberinnen und Bewerber gesucht. Sabine Kopka, Bereichsleiterin für die offene Stadtteilarbeit: „Der Bundesfreiwilligendienst ist ein wichtiger Bestandteil in unserer täglichen Arbeit.“

Flexibilität sei wichtig, denn es gebe unterschiedliche Einsatzbereiche. Die „Bufdis“ springen auch schon mal dort ein, wo kurzfristig Hilfe benötigt wird. „Das kann in einer Kindergruppe sein oder dem Café“, sagt Sabine Kopka. Wer Interesse an einem Bufdi-Dienst hat, kann sich bei SOS mit einem Lebenslauf bewerben. Interessierte sollten ein offenes Wesen haben und sich zutrauen, gut mit Menschen verschiedenen Alters zurechtzukommen, sagt Kopka. Koordinator Nicolai Klosse fügt an: „Es kommt nicht auf den Schulabschluss an; wir schauen, ob der Mensch hierhin passt. Man hat hier Kindergruppen am Vormittag und Senioren am Nachmittag. In dieser Bandbreite hat man das als junger Mensch sonst oft nicht.“ Damit beide Seiten wissen, was auf sie zukommt, findet ein rund zweiwöchiges Praktikum statt.

Auch Merle lernte die Aufgabenbereiche und das neue Gebäude-Ensemble des SOS-Kinderdorfs an der Matthias-Erzberger-Straße so kennen. „Toll wäre, wenn die Interessenten einen Führerschein haben, denn wir beliefern ja eine Schule und die Kitas mit Essen“, sagt Sabine Kopka. Der sei allerdings kein Muss für den Start im Bundesfreiwilligendienst im SOS-Zentrum in Garath. Mindestens 17 Jahre sollten die künftigen Bewerber alt sein. Zwischen sechs Monaten und einem Jahr dauert ein Einsatz im Bundesfreiwilligendienst. Es gibt dafür ein Taschengeld, das im SOS-Kinderdorf jetzt bei rund 400 Euro im Monat liegt. Auch Veranstaltungen müssen vor- und nachgeplant werden. Sie bieten auch für die „Bufdis“ Einsatzchancen. „Wir erleben immer eine Entwicklung; die jungen Menschen orientieren sich bei uns“, sagt Nicolai Klosse.

Er ist sich sicher, dass diese Persönlichkeitsentwicklung die „Bufdis“ für ihren weiteren Weg stärken. „Das große Plus ist, dass sie hier das ganze Spektrum der sozialen Arbeit kennenlernen“, sagt Sabine Kopka. Dazu zählen kreative Angebote, die Schulsozialarbeit, Berufsfelder der Kinderpfleger, Erzieher und Heimerzieher in den Kinderdorfhäusern, außerdem der Gastronomiebereich und Garten-, Landschaft- und Handwerkerbereich bis zum Hausmeisterservice und die Verwaltung mit Bürotätigkeiten. Es böten sich aber auch Freiräume, das eine oder andere auszuprobieren.

„Um festzustellen, ob man im sozialen Bereich irgendwo weitermachen will, ist es eine gute Erprobung“, sagt Sabine Kopka. Für die „Bufdis“ gibt es außerdem Schulungen des Bundesfreiwilligendienstes und interne Schulungen im SOS-Kinderdorf. Interessenten können sich unter der E-Mail: nicolai.klosse@sos-kinderdorf.de melden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort