Abgeschleppter Ferrari in Düsseldorf Die Falschparker sind der neue Feind

Meinung | Düsseldorf · Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel wird gefeiert, weil er einen Ferrari aus einer Grünanlage abschleppen ließ. Die Klagen über falsch abgestellte Autos werden immer lauter. Was bedeutet das für die Falschparker-Metropole Düsseldorf?

 Dieser Ferrari am Schwanenmarkt wurde abgeschleppt – eine Entscheidung, die OB Thomas Geisel höchstpersönlich unterstützte.

Dieser Ferrari am Schwanenmarkt wurde abgeschleppt – eine Entscheidung, die OB Thomas Geisel höchstpersönlich unterstützte.

Foto: Christopher Schrage

Das Verhältnis zwischen Dessen Fahrer hatte eine kreative Lösung für die Parkplatznot in der Carlstadt gefunden – und den Sportwagen auf den Schwanenmarkt gestellt. Blöd nur, dass die 1.-Mai-Demo mit OB vorbeikam. „Der hat wohl geglaubt, im Park gäbe es kein Parkverbot“, frohlockte SPD-Unterbezirkschef Andreas Rimkus bei Facebook. „Dank Thomas Geisel ist der Fahrer eines Besseren belehrt.“

Dieser Parkplatz war ohne Zweifel dreist gewählt. Dass ausgerechnet eine Demonstration für soziale Gerechtigkeit an der Luxuskarosse vorbeizog, verleiht der Geschichte, über die die „Bild“ zuerst berichtet hat, eine hübsche Pointe.

Die Freude über die Strafe für den Parksünder passt in die allgemeine Stimmung. Lange galt Falschparken in Düsseldorf als eine Art ziviler Ungehorsam, der höchstens halbherzig geahndet und sozial breit akzeptiert wurde. Das Abstellen des Autos in zweiter Reihe war wie Einweggeschirr auf der Gartenparty – sollte man nicht machen, ist aber praktisch.

Die Zeiten ändern sich. Die Falschparker sind der neue Feind, die Ankläger geben sich die Klinke in die Hand. Die Rheinbahn beklagt Verspätungen durch falsch abgestellte Autos, die Feuerwehr regt sich darüber auf, dass die Löschfahrzeuge feststecken. Dazu kommt die immer lautere Stimme der Umweltaktivisten und Radfahrer, die – zu Recht – auf die Gefahren durch blockierte Rad- und Gehwege hinweisen. Die Forderungen nach höheren Strafen und mehr Kontrollen werden lauter.

Dass sich das Thema zuspitzt, lässt sich teilweise schlicht damit erklären, dass es in Düsseldorf immer mehr Autos gibt. Das erhöht die allabendliche Verzweiflung bei der Parkplatzsuche – und damit auch die Unverfrorenheit. Es ist aber auch ein politischer Paradigmenwechsel zu erkennen: Als vor einigen Jahren über die Umgestaltung der Benderstraße diskutiert wurde, hätten sich noch fast die Freunde des Zweite-Reihe-Parkens durchgesetzt, das damals genauso verkehrswidrig war wie heute. Das wäre heute eine aussichtslose Position.

Wie sich die Zeiten geändert haben, zeigt auch das gerade vorgestellte Park-Konzept. Erstmals formuliert die Stadtspitze die Ansicht, dass Autofahrer nicht einmal ein Recht auf eine kostenlose Lücke haben. „Der öffentliche Raum wird derzeit in weiten Teilen als unentgeltliches Wirtschaftsgut allgemein in Anspruch genommen, sodass hier wenn auch mit geringen Entgelten eine bessere Ordnung erreicht werden kann“, heißt es in dem Papier. Flächendeckende Parkgebühren? Diese Sätze bedeuten eine in Verwaltungsdeutsch versteckte Revolution.

Ungewiss ist noch, was das für die Falschparker-Metropole Düsseldorf konkret bedeutet. Da bleibt auch das Rathaus auffallend vage. Deutlich mehr Kontrollen sind bislang nicht spürbar, ein Zeitplan für das Park-Konzept fehlt. Der Kurs ist schließlich alles andere als unumstritten. Der Handel hat Sorgen, dass die gegängelten Autofahrer lieber woanders hinfahren, auch bei Anwohnern und Pendlern ist Protest zu erwarten. Dass politisch eine klare Linie fehlt, könnte die Falschparker vorerst retten. Zumindest, wenn man nicht gleich den Ferrari im Park parkt.

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