Dormagen Veruntreuung: Kolmorgen unter Verdacht

Dormagen · Die Deutsch-Hispanische Gesellschaft hat Strafanzeige gegen ihren Präsidenten Ingo Kolmorgen gestellt. Es geht um 24.000 Euro.

 Ingo Kolmorgen 2012 zu Besuch in Toro: mit den Bürgermeistern Jesûs Sedano und Peter-Olaf Hoffmann (r.).

Ingo Kolmorgen 2012 zu Besuch in Toro: mit den Bürgermeistern Jesûs Sedano und Peter-Olaf Hoffmann (r.).

Foto: Stadt Dormagen

Ein ungutes Gefühl beschlich Lucie Heydt, als sie vor gut zwei Wochen bei einer Bank in Dormagen Geld für die Übernachtung von 80 Gästen aus der spanischen Partnerstadt Toro überweisen wollte. Das Konto war zur großen Überraschung der Geschäftsführerin der Deutsch-Hispanischen Gesellschaft leer gefegt. "Ich habe abends dann unseren Präsidenten und Schatzmeister Ingo Kolmorgen angerufen. Er hat sofort eingeräumt, dass er Geld von dem Konto genommen hat." Der Vorstand räumte ihm mehrmals eine Frist ein, weil Kolmorgen immer wieder versprach, das Geld zu besorgen. Der letzte Termin lief Mittwochmorgen ab, dann stellte Heydt zusammen mit Vize-Präsidentin Sigrid Scheuss Strafanzeige wegen des Verdachts auf Veruntreuung von Vereinsgeldern. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei gegenüber unserer Zeitung. Den Schaden beziffert Heydt auf mindestens 24.000 Euro. Am Morgen hatte sich Kolmorgen noch bei ihr gemeldet und, so die Geschäftsführerin, gesagt: "Es ist aus, ich bin verloren."

 Ingo Kolmorgen 2012 zu Besuch in Toro: oben (l.) mit den Bürgermeistern Jesûs Sedano und Peter-Olaf Hoffmann (r.).

Ingo Kolmorgen 2012 zu Besuch in Toro: oben (l.) mit den Bürgermeistern Jesûs Sedano und Peter-Olaf Hoffmann (r.).

Foto: Stadt Dormagen

Der Vorstand der Deutsch-Hispanischen Gesellschaft steht unter Schock. "Das kommt aus heiterem Himmel", so Heydt. "Unsere Kasse ist immer in einem guten Zustand." Rund 70 Mitglieder zählt die Gesellschaft, deren Vorsitzender Kolmorgen seit 2010 ist. Er löste damals als Schatzmeister den ausgeschiedenen Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann ab, der zum Ehren-Präsidenten gewählt wurde. Wenig später übernahm Kolmorgen übergangsweise auch das Amt des Schatzmeisters. Inzwischen hat er seinen Rücktritt von seinen Ämtern erklärt.

Ob der Schaden womöglich noch höher ist als 24 000 Euro, weiß Heydt nicht. Sie kennt ebenso wenig die Gründe, "Ingo hat dazu nichts gesagt. Wir haben bei der Bank die Auszüge beantragt, das dauert acht Tage. Wann eine Veruntreuung begann, wissen wir nicht." Der letzte Kassenbericht bei der Mitgliederversammlung Anfang März habe laut Kassenprüfer keine Unregelmäßigkeiten ergeben.

Kolmorgen ist in Dormagen vor allem als Kommunalpolitiker bekannt. Seit 1999 ist er Vorsitzender der Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Bis Anfang des Jahres war der 41-Jährige einer der beiden Sprecher der Grünen auf Kreisebene. 2009 kandierte er gegen Hermann Gröhe (CDU) um das Bundestagsmandat.

Überrascht reagieren die Dormagener Grünen. Geschäftsführer Michael Klinkicht sagte: "Die Kommunikation zu Ingo ist in den letzten Wochen und Monaten sehr schlecht gewesen. Er hat die Ausschuss-Arbeit nicht so wahrnehmen können wie gefordert." Die Grünen haben, so Klinkicht, schon seit längerem geplant, einen neuen Fraktionsvorsitzenden zu wählen. Heike Grosser soll noch in dieser Woche Nachfolgerin von Kolmorgen (der in der vergangenen Woche in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause fehlte) werden. "Diese Entscheidung hat nichts mit der Strafanzeige zu tun", betont der Geschäftsführer. Er erwartet, dass Kolmorgen sein Ratsmandat ruhen lässt "oder es zurück gibt". Christian Gaumitz, Sprecher der Kreisgrünen: "Ich erwarte, dass er sich erklärt, um Schaden von den Grünen abzuwenden."

Bürgermeister Hoffmann hat nach eigener Aussage in dieser Woche mit Kolmorgen gesprochen. Der habe angekündigt, noch in dieser Woche sein Ratsmandat niederzulegen. Der Ehren-Präsident der DHG zeigte sich "total erschüttert. Ich mag Ingo Kolmorgen als Person. aber der DHG-Vorstand ist verpflichtet zu handeln, weil es um Gelder geht, die ihm anvertraut wurden." Kolmorgen war gestern für keine Stellungnahme zu erreichen. Staatsanwaltschaft und Polizei prüfen jetzt den Sachverhalt auf Anfangsverdacht und werden "entsprechende Maßnahmen ergreifen, wenn es erforderlich ist", so ein Sprecher.

(NGZ)
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