Heinz Hilgers "Kinderrechte müssen ins Grundgesetz"

Dormagen · Auf dem blauen NGZ-Sofa sprach sich Heinz Hilgers für vermehrten Schutz für Kinder gegen Gewalt und Armut aus.

 Auf dem blauen NGZ-Sofa stellte sich Altbürgermeister Heinz Hilgers den Fragen von NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten. Hilgers machte sich für Kinderrechte stark.

Auf dem blauen NGZ-Sofa stellte sich Altbürgermeister Heinz Hilgers den Fragen von NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten. Hilgers machte sich für Kinderrechte stark.

Foto: Hans Jazyk

Dormagen Altbürgermeister und Ehrenbürger Heinz Hilgers stellte sich auf dem blauen NGZ-Sofa in der VR Bank den Fragen von NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten.

Herr Hilgers, in Dormagen kennen Sie jeden Zweiten. Ist das lästig?

Hilgers Nein, überhaupt nicht. Ich genieße es, auf Bekannte zu treffen – ich bin hier geboren und komme gut mit den Menschen aus.

Sie sind in Horrem geboren, fühlen Sie sich als Dormagener?

Hilgers Beides, aber ich bleibe Horremer. Damals lebten dort 500 Einwohner, heute mehr als 8000. Insgesamt ist Dormagen ein Stück zusammengewachsen, allerdings nicht komplett eins geworden. Die Dormagener sind stark stadtteilbezogen, was leider auch die Entscheidungen für Projekte bestimmt, wenn nicht mehr rational, sondern emotional argumentiert wird. Da schauen viele nur auf ihren Ort.

Was halten Sie von Bürgerbeteiligungen – wie jetzt beim Bürgerentscheid für die Römer-Therme und beim Bürgerbegehren für die Sanierung beider Hallenbäder?

Hilgers Ich bin ein genereller Freund von Bürgerbeteiligung, habe auch jetzt für die Römer-Therme gestimmt, wo wir alle schwimmen gelernt haben. Mit einem jährlichen Zuschuss der Stadt von höchstens 200 000 Euro ist es übrigens das günstigste Freibad in ganz Deutschland. Rein von den Betriebskosten her halte ich ein neues Hallenbad für besser als zwei Bäder. Da vermisse ich bei einigen engagierten Bürgern die Sicht aufs Ganze. Ich finde es schwierig, wenn sich Bürger nur für sich selbst engagieren. Wegen der schlechten Finanzsituation und der demografischen Entwicklung wird es Schließungen geben, auch wenn die Betroffenen es nicht wahrhaben wollen: Schulen, Bäder, Sportplätze werden geschlossen oder zusammengelegt werden. Da gilt es für die Politik, rechtzeitige Entscheidungen zu treffen.

Wie hat Ihre politische Karriere angefangen?

Hilgers Zunächst war ich 1966/67 Mitglied in der Jungen Union, sogar deren Vorsitzender. 1968 habe ich mich verabschiedet. Anfang der 1970er bin ich zur SPD gewechselt. Dort fand ich mich mit meinem christlichen Menschenbild eher wieder als bei der Partei mit dem C im Namen. Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes und muss Chancen erhalten, sich weiterzuentwickeln. Dieses humanistische Menschenbild fand ich bei der SPD.

Seit 1993 sind Sie Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes. Wie nötig ist der Einsatz für Kinderrechte?

Hilgers Armut und Gewalt nehmen zu. Beides trifft Kinder besonders hart. 2000 brauchten 1,45 Millionen Kinder von 15,7 Millionen in Deutschland staatliche Unterstützung, heute sind es 2,5 Millionen Kinder, allerdings gibt es weniger als zwölf Millionen Kinder in Deutschland, in 20 Jahren wird die Hälfte der dann zehn Millionen Kinder auf Unterstützung angewiesen sein. Und auch Gewalt gegen Kinder nimmt zu. 150 Kinder sterben pro Jahr infolge von Gewalt in der Familie.

Was kann man dagegen tun?

Hilgers Wir müssen den Kindern eine faire Chance auf ein selbsterfülltes Leben geben. Das setzt bei Bildung an. Wir müssen in Bildung investieren. Dabei kommt es aber darauf an, nicht nur auf den Schwächen herumzureiten, sondern die Stärken zu betonen. Kinderrechte müssen endlich ins Grundgesetz aufgenommen werden. Kinder brauchen besonderen Schutz und besondere Förderung.

(NGZ)
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