Dormagen Dormagen bekämpft die Sucht

Dormagen · Ob AHG-Klinik am Bahnhof oder Drogenberatung in Hackenbroich – in Dormagen wird an vielen Fronten gegen das Problem Sucht gekämpft. Die NGZ hat am "Tag des Drogenmissbrauchs" bei den Einrichtungen nachgefragt.

Ob AHG-Klinik am Bahnhof oder Drogenberatung in Hackenbroich — in Dormagen wird an vielen Fronten gegen das Problem Sucht gekämpft. Die NGZ hat am "Tag des Drogenmissbrauchs" bei den Einrichtungen nachgefragt.

Auch alkoholfreies Bier bedeutet Rückfall. Die Regeln sind streng in der AHG-Klinik an der Kurt-Tucholsky-Straße in Dormagen, wo Alkohol- und Tablettenabhängige therapiert werden. Gerd Bremer (Name geändert) sitzt im Büro von Chefarzt Günter Mainusch. Es ist sein letzter Tag nach 16 Wochen Klinikaufenthalt. Er hat die Therapie erfolgreich beendet. Ein schwerer Weg.

Mit 15 habe er mit dem Trinken angefangen, der Alkoholkonsum habe sich immer mehr gesteigert. "Am Schluss habe ich mir morgens eine Flasche Bier aufgemacht, wenn meine Frau aus dem Haus war", erzählt der 51-Jährige. Er sei zunehmend nervös, unruhig, gereizt gewesen. Der Alkoholkranke hat Glück gehabt. Sein Arbeitgeber hatte Verständnis für seine Situation. Der 51-Jährige hat während der Therapie auch mit dem Rauchen aufgehört.

Sozialarbeiterin Susanne Rückheim hat es in ihrem Job mit allen Arten von Drogen zu tun. Sie sitzt jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr als Drogenberaterin an der Hackhauser Straße. "Dass Heroin und Kokain zugenommen haben, kann ich nicht bestätigen, aber: der Cannabis-Konsum hat zugenommen." Doch werde die Abhängigkeit der vermeintlich weichen Droge noch verharmlost. Heroin-Abhängige werden ab Mitte Juli Hilfe im Top-West-Gebiet bekommen. Dann eröffnet der Anästhesist Dr. Paul Klüger eine Methadon-Praxis an der Emdener Straße 10. "Die Lage ist zentral und gut erreichbar, es gibt zwei Bushaltestellen — ich lasse die Aufgabe mal auf mich zukommen", sagt Paul Klüger.

Gerd Bremer erhebt sich von seinem Stuhl im Büro des Chefarztes. Er hat während seiner Therapie schon eine schwere Situation gemeistert. Während eines Heimaturlaubs war er mit seiner Frau auf einer Party. "Auf einer Skala von 1 bis 10 war der Suchtdruck bei 7", sagt er. Gelangweilt hat er sich während seines Aufenthalts nicht. Er hat Sport gemacht, tägliche Therapiesitzungen durchlaufen. Der 51-Jährige fühlt sich für die kommenden Monate gestärkt. Dann sagt er: "Ich habe er Angst davor, was in drei Jahren passiert, ich hoffe wirklich nicht leichtsinnig zu werden."

Der Chefarzt sagt: "Vielleicht sieht man sich" — und ergänzt hastig: "beim Ehemaligentreffen."

(NGZ)
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