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Lokalsport Ex-Profi Uli Borowkas wirbt für mehr Suchtprävention

Dinslaken · In Uli Borowkas Karriere war der Alkohol ständiger Begleiter. Nun ist er trocken. In Dinslaken las er aus seinem Buch.

 Aufmerksame Zuhörer fand Ex-Profi Uli Borowka zunächst bei den Schülerinnen und Schülern im GHZ-Zentrum sowie abends im Alten Gaswerk der Stadtwerke.

Aufmerksame Zuhörer fand Ex-Profi Uli Borowka zunächst bei den Schülerinnen und Schülern im GHZ-Zentrum sowie abends im Alten Gaswerk der Stadtwerke.

Foto: Martin Büttner

Er war ein angesehener Bundesliga-Profi, einer der besten Verteidiger des Landes, Fußballnationalspieler — und alkoholkrank. Uli Borowka (53), der mit Werder Bremen 1988 und 1993 Meister wurde, wollte sich 2000 mit einem Tabletten-Cocktail das Leben nehmen. Die Sucht hatte ihn zerbrochen. Doch der Selbstmordversuch scheiterte. Es folgte eine stationäre Therapie in einer Fachklinik und sein größter Sieg. Er kämpfte sich zurück ins Leben. Seit über 13 Jahren ist Borowka trocken. Im Hiesfelder Gymnasium vor rund 500 Oberstufen-Schülern und anschließend im Alten Gaswerk der Stadtwerke vor geladenen Gästen las er jetzt aus seiner Biografie "Volle Pulle - Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker" vor.

Er war keine typische Lesung. Die Zuhörer durften Fragen stellen, mitunter entwickelten sich lebhafte Diskussionen. Der 388-malige Bundesligaspieler, dessen Profikarriere 1981 bei Borussia Mönchengladbach begann, setzt sich nun für die Suchtprophylaxe ein. Während seiner Lesereise will er wachrütteln und darauf aufmerksam machen, dass das Thema "Alkohol" in der Gesellschaft zu sehr verharmlost wird. Borowka fordert "einen mutigeren Umgang. Denn weggucken bringt nichts." Bei ihm haben zu viele Wegbegleiter weggeschaut. Es gab den eisenharten Fußballer und den Säufer Borowka, dem es gelang, sich jahrelang zu verstellen und zu verstecken. Bis zu dem Tag, als er keinen anderen Ausweg mehr sah als den Suizid.

"Mein Name ist Uli Borowka, und ich werde mir jetzt das Leben neben." Der sechsfache Nationalspieler las im Alten Gaswerk auch diesen Satz aus seinem Buch vor, stoppte und schaute die Zuhörer an — betretenes Schweigen. "So war es eben." Borowka ist ein Mann der klaren Worte, er spricht aus, was er denkt. Der Berliner ist geläutert. Er sieht sich als "Aufklärer und Kämpfer für mehr Suchtprävention". 2013 hat er mit seiner zweiten Ehefrau Claudia den gemeinnützigen Verein "Suchtprävention und Suchthilfe" gegründet.

Borowka nahm während seines Abstechers nach Dinslaken kein Blatt vor den Mund. Enttäuscht zeigte er sich von den Krankenkassen und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB), die seine Bemühungen nicht gebührend unterstützen würden. Vor allem DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bekam sein Fett weg. Der Mann, mit dem Borowka lange per Du war und den er jetzt siezen soll. Seine Trainer-A-Lizenz hat er wegen der Ignoranz der DFB-Oberen zurückgeschickt. Auch heute, da ist sich Borowka sicher, werde bei Profis, die alkoholkrank oder spielsüchtig sind, immer noch weggeschaut. "Wenn Du funktionierst und Leistung bringst, wird wie bei mir vieles vertuscht." So sei sein Blut während der 16-jährigen Profizeit nie untersucht worden.

Die Dinslakener bekamen Einblicke in das Leben eines Mannes, der sich beinahe totgesoffen hat, der mittellos war, seine Ehe zerstörte und seinen zwei ältesten Kindern vor den Kopf stieß. Sie saßen aber auch einem Ex-Profi gegenüber, der wieder aufgestanden ist und sich nicht mehr verstecken möchte, sondern vor einer Sucht warnt, die ihm so viel genommen hat.

(RP)
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