Busse, Bahnen, Kitas - NRW steht still Verdi: Warnstreik war ein starkes Zeichen

Düsseldorf · Verdi macht ernst und NRW steht für einen Tag still: Zehntausende Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes haben ihre Arbeit niedergelegt. Pendler, Schüler und Familien mit Kindern hatten das Nachsehen. Die meisten waren allerdings vorbereitet.

Mit Warnstreiks überall in Nordrhein-Westfalen haben Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes ihre Forderung nach einer kräftigen Tariferhöhung unterstrichen. Die Gewerkschaft Verdi sprach von einer "sehr, sehr hohen Beteiligung". Rund 50.000 Beschäftigte ließen nach Angaben von Verdi-Sprecher Günter Isemeyer die Arbeit ruhen - der Streik wird als ein starkes Zeichen für die kommenden Tarifverhandlungen gewertet. Der öffentliche Verkehr in den Städten lag am Dienstag weitgehend still, viele Kitas und zahlreiche Hallenbäder blieben geschlossen. Die meisten Menschen hatten sich auf den Streiktag eingestellt, ein Chaos blieb aus.

Die Warnstreiks in Nordrhein-Westfalen waren die heftigsten seit Jahren. Einige betroffene Pendler verloren da die Nerven: "Ich arbeite ja auch für Ihre Rente", brüllte ein Herr einen anderen an, der Verständnis mit den Streikenden geäußert hat. Aber Verständnis gab es auch. "Ich bin selber Erzieherin und fast alle meiner Kolleginnen haben noch einen Nebenjob, weil davon keiner leben kann", sagte eine 57-Jährige in Köln.

So läuft der Verdi-Warnstreik in NRW 2018
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So läuft der Warnstreik in NRW

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Foto: dpa, gfh

In Düsseldorf, Neuss, Krefeld und Mönchengladbach standen Busse und Bahnen still, auch in Krefeld, Leverkusen, Remscheid und Solingen ging den ganzen Tag gar nichts mehr. Bestreikt wurden zudem andere Einrichtungen, in Ostwestfalen-Lippe folgten beispielsweise nahezu 1400 kommunale Beschäftigte dem Aufruf der Gewerkschaften.

Allein im öffentlichen Nahverkehr streikten rund 10.000 Mitarbeiter. Busse und Straßenbahnen blieben bis auf einige Ausnahmen in den Depots. Nur die Züge der Deutschen Bahn rollten, ebenso diejenigen privater Unternehmen. Der angekündigte Arbeitskampf zwang viele Berufspendler und Reisende zum Umstieg auf ihre Autos. Taxis waren stärker gefragt als sonst, aber auch auffällig viele Radfahrer und Fußgänger waren unterwegs.

Bestreikt wurde aber nicht nur der Nahverkehr, auch viele städtische Einrichtungen blieben geschlossen. Die Auskünfte der betroffenen Städte waren unterschiedlich: In Dortmund oder Köln zum Beispiel öffneten nur wenige Kindertagesstätten ohne Einschränkungen, in Mönchengladbach oder Münster dagegen rund zwei Drittel. Fast überall, wo die Betreuerinnen streikten, wurden aber zumindest Notgruppen eingerichtet.

In Ostwestfalen-Lippe folgten am Morgen nahezu 1400 kommunale Beschäftigte dem Aufruf zu Warnstreiks. Vor allem Mitarbeiter der Krankenhäuser, Sparkassen, Senioreneinrichtungen und Verwaltungen legten vorübergehend die Arbeit nieder. In der Regel wurden dort wie auch in anderen Regionen soziale Einrichtungen nicht vollständig geschlossen.

Schwimmfreunde mussten weitgehend auf ihren Spaß verzichten: Die meisten Hallenbäder wurden ebenfalls bestreikt. Auch viele Bibliotheken blieben geschlossen. In manchen Städten oder Stadtteilen arbeitete die Müllabfuhr nicht.

Verdi verlangt für jeden Mitarbeiter 100 Euro pro Monat mehr, darüber hinaus eine Gehaltserhöhung um 3,5 Prozent. Am Donnerstag treffen die Tarifpartner ein zweites Mal zusammen. Bei der ersten Runde hatten die Arbeitgeber - der Bund sowie Städte und Gemeinden - kein Angebot vorgelegt.

Ein Sprecher des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Nordrhein-Westfalen bekräftigte, die Gewerkschaftsforderungen seien "völlig überzogen". Damit würden die Gehälter im Schnitt um 7,1 Prozent steigen. Für einzelne Entgeltstufen gehe es um bis zu 10,2 Prozent mehr. Die kommunalen Verwaltungen und Unternehmen in NRW haben mehr als eine halbe Million Beschäftigte.

Verdi-Sprecher Isemeyer wertete den Warnstreik als ein starkes Zeichen vor der zweiten Runde der Tarifverhandlungen am Donnerstag und Freitag in Potsdam. "Wir erwarten ein akzeptables Angebot der Arbeitgeber, klein beigeben werden wir nicht", sagte er.

Für diesen Mittwoch hat der Deutsche Beamtenbund (dbb), der sehr viel weniger Angestellte als Verdi vertritt, zu Arbeitsniederlegungen unter anderem in Bonn und Aachen aufgerufen.

(lnw)
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