NRW Streik keine Entschuldigung für Verspätung

Düsseldorf · Verdi hat für heute in NRW 45 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes zu einem Warnstreik aufgerufen. Betroffen wird vor allem der Personennahverkehr sein. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

So läuft der Verdi-Warnstreik in NRW 2018
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So läuft der Warnstreik in NRW

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Foto: dpa, gfh

Der Warnstreik im öffentlichen Dienst wird heute so manchen vor große Herausforderungen stellen. Kitas bleiben geschlossen, der Müll wird nicht entsorgt, in Kliniken werden nur die nötigsten Behandlungen vorgenommen und vor allem: Busse und Bahnen fahren nicht. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den Warnstreik.

Streik und Demo in Düsseldorf
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Streik und Demo in Düsseldorf

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Wer streikt genau?

Aufgerufen sind die Tarifbeschäftigten bei den Kommunen und beim Bund — nach Angaben von Verdi sind das in Nordrhein-Westfalen insgesamt 45 000 Mitarbeiter, 10 000 allein im Bereich des Personennahverkehrs. Beamte dürfen allerdings nicht streiken.

In welchen Städten werden Behinderungen im Nahverkehr auftreten?

Betroffen sind der Dienstleistungsgewerkschaft zufolge die Verkehrsbetriebe in den Städten Bochum-Herne, Dortmund, Duisburg-Niederrhein, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Essen, Hamm, Unna, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim, Oberhausen, Bonn, Leverkusen, Remscheid, Solingen, Hagen, Märkischer Kreis, Wuppertal, Bielefeld, Paderborn, Siegen und Olpe.

Entschuldigen die Behinderungen im Nahverkehr ein zu spätes Erscheinen bei der Arbeit?

Nein. Arbeitnehmer sind nach Angaben des Essener Unternehmensverbandes auch bei Nahverkehrsstreiks verpflichtet, pünktlich am Arbeitsplatz zu erscheinen. "Das sogenannte ,Wegerisiko' liegt beim Arbeitnehmer", erklärte Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders. Die Streiks seien lange genug im Voraus angekündigt worden, so dass sich jeder darauf für den Weg zur Arbeit oder bei der Kinderbetreuung einstellen könne. Dennoch hätten die meisten Arbeitgeber wohl Verständnis, wenn ein Mitarbeiter sich deswegen etwas verspäte. Mitarbeiter müssten über die Verspätung allerdings informieren. Erfahrungsgemäß ermöglichten Unternehmen bei diesen besonderen Situationen Mitarbeitern, die Arbeitszeit flexibler zu gestalten, ausgefallene Zeiten nachzuarbeiten oder kurzfristig Urlaub zu nehmen.

Wo bekomme ich Informationen über die aktuelle Lage im Nahverkehr?

Die Rheinbahn hat einen Notfahrplan herausgegeben (www.rheinbahn.de) und will mit Hilfe von Subunternehmern zumindest einige Linien bedienen. Sie empfiehlt ihren Kunden jedoch, sich beizeiten eine Alternative zu Straßenbahn, U-Bahn und Bus zu suchen und auf S-Bahnen und Regionalzüge umzusteigen. Auch bei den Kölner Verkehrsbetrieben laufen die Vorbereitungen für den Streik auf Hochtouren.

Werden Eltern mit ihrem Kind vor verschlossenen Kita-Türen stehen?

Verdi hat die vom Warnstreik betroffenen Einrichtungen am vergangenen Freitag informiert, dass ihre Mitarbeiter zu dem Ausstand aufgerufen sind. Entsprechend dürften die Kitas die Eltern vorab in Kenntnis gesetzt haben.

Wird sich die Lage morgen wieder beruhigen?

Teilweise, denn Verdi will nur heute streiken. Eine völlige Entwarnung gibt es aber nicht. Denn der Deutsche Beamtenbund (DBB), der gemeinsam mit Verdi für höhere Gehälter der Tarifbeschäftigten kämpft, hat für morgen ebenfalls zu einem Warnstreik in NRW aufgerufen. Eine DBB-Sprecherin erklärte, man rechne mit "mehreren Tausend" Teilnehmern und entsprechenden Auswirkungen. Die Teilnehmer stammten in erster Linie aus dem Bereich der Kitas, Entsorgungsunternehmen, dem Nahverkehr und den Krankenhäusern. Der DBB werde auch die Beamten ermutigen, an den Aktionen teilzunehmen — allerdings nur in deren Freizeit. Der Chef des DBB in NRW, Meinolf Guntermann geht von mindestens 2000 Teilnehmern aus.

Was ist, wenn die Arbeitgeber auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein neues Angebot vorlegen?

Dann dürften die Gewerkschaften ihre Warnstreikaktivitäten noch einmal massiv ausweiten. Denn auch wenn es schon heute zu einem Verkehrschaos kommt: Die Arbeitnehmer können sich durchaus noch steigern. Denkbar wäre beispielsweise, auch die Bundesbeschäftigten an den Verkehrsflughäfen zum Ausstand aufzurufen.

(RP)
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