Nach antisemitischen Protesten 300 Teilnehmer bei Kundgebung gegen Antisemitismus in Gelsenkirchen

Gelsenkirchen · Der antisemitische Aufmarsch an der Gelsenkirchener Synagoge am Mittwoch hat viele Bürger aufgewühlt. Mehrere hundert kamen am Freitag zu dem Gotteshaus, um ihre Solidarität mit der Gemeinde zu bekunden.

Teilnehmer der Demo gegen Antisemitismus in Gelsenkirchen.

Teilnehmer der Demo gegen Antisemitismus in Gelsenkirchen.

Foto: dpa/Fabian Strauch

 An der Synagoge in Gelsenkirchen haben sich am Freitag mehrere hundert Menschen versammelt, um gegen Antisemitismus zu demonstrieren. Nach Angaben der Polizei nahmen rund 300 Menschen teil. Sie folgten damit einem Aufruf der Gelsenkirchener „Initiative gegen Antisemitismus“. Diese hatte als Reaktion auf eine antisemitische Demonstration am Mittwoch an der Synagoge zur Teilnahme an einer Solidaritätskundgebung aufgerufen. Bei der unangemeldeten Demonstration waren auch antisemitische Hetzparolen gerufen worden.

„Ich bin zutiefst entsetzt und empört über das, was hier am Mittwochabend passiert ist“, sagte Birgit Wehrhöfer. Die 55-jährige Gelsenkirchener Bürgerin trug ein selbstgemaltes Schild mit der Aufschrift: „Antisemitismus bekämpfen! Egal, von wem er kommt!“

Die Gelsenkirchener Polizei hat nach der unangemeldeten Demonstration nach eigenen Angaben mittlerweile zwei Männer identifiziert, die beteiligt gewesen sein sollen. Die Staatsschutzabteilung hat die Ermittlungen übernommen.

Angesichts der zahlreichen Teilnehmer der Solidaritätskundgebung sagte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach: „Das tut gut.“ Sie berichtete von zahlreichen Solidaritätsbekundungen, die die Gemeinde nach der antisemitischen Demonstration erhalten habe. „Wir sind überwältigt von den Zusprüchen, die wir erfahren haben.“ Sie rief zu Begegnung und Gespräch auf und lud alle Zuhörer ein, die Gemeinde zu besuchen. Die Synagoge befindet sich in der Innenstadt von Gelsenkirchen in der Nähe einer Fußgängerzone.

Gelsenkirchens Stadträtin für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration, Anne Heselhaus, nannte die Kundgebung ein „klares und deutliches Zeichen der Solidarität“ mit der jüdischen Gemeinde. „Hass und Hetze und Gewalt haben in Gelsenkirchen keinen Platz. Hier sind wir alle gefordert, entschlossen Haltung zu zeigen.“

Die Gelsenkirchener Bundestagsabgeordnete Irene Mihalic (Grüne) forderte einen wesentlich besseren Schutz jüdischer Einrichtungen in Deutschland. „Nie wieder sollen Jüdinnen und Juden in Deutschland in Angst leben müssen.“

(th/dpa)
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