Freie Wohlfahrtspflege NRW kritisiert „Die offizielle Statistik beschönigt Arbeitslosenzahlen“

Düsseldorf · Die Wohlfahrtsverbände in NRW kritisieren die Statistik der Bundesagentur für Arbeit und werfen der Behörde vor, die faktische Arbeitslosigkeit in Deutschland zu verschleiern.

 Die Wohlfahrtsverbände in NRW kritisieren die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Symbolbild).

Die Wohlfahrtsverbände in NRW kritisieren die Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Symbolbild).

Foto: dpa/Arne Dedert

Nur gut ein Drittel der Arbeitssuchenden in Nordrhein-Westfalen, denen zwischen Mai und Juni der Ausstieg aus der Arbeitslosigkeit gelungen sei, habe auch tatsächlich eine bezahlte Beschäftigung aufgenommen, teilte die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW am Dienstag in Düsseldorf bei der Vorlage ihres neuen Arbeitslosenreportes NRW mit. 64 Prozent der angeblich in Arbeit vermittelten Menschen fielen aus der Statistik heraus - etwa weil sie aufgrund von Krankheit, Erziehungs- oder Pflegezeiten für das Arbeitsamt vorübergehend nicht verfügbar waren.

„Die offizielle Statistik beschönigt Arbeitslosenzahlen, gesellschaftliche Realitäten werden verfehlt“, bemängelte der LAG-Vorsitzende Frank Johannes Hensel. Von den über 111.600 Betroffenen in Nordrhein-Westfalen, die im Juni 2021 aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet wurden, hätten nur rund 40.100 eine Erwerbstätigkeit aufgenommen. Die übrigen würden nicht mehr als arbeitslos geführt, weil sie arbeitsunfähig sind, die Mitarbeit mit der Bundesagentur verweigerten oder Maßnahmen aufnähmen, hieß es.

Fast 930.400 Menschen waren damit laut dem Arbeitslosenreport der Wohlfahrtsverbände im Juli in NRW unterbeschäftigt. „Diese Zahl der Unterbeschäftigten ist die genauere Arbeitslosenzahl, weil in ihr auch alle Personen mitgezählt werden, die faktisch arbeitslos sind, aber in der offiziellen Statistik nicht auftauchen“, betonte Hensel. Die Zahl der Unterbeschäftigten enthält all jene Personen, die faktisch arbeitslos sind, aber zum Zeitpunkt der statistischen Erfassung nicht als arbeitslos gezählt wurden. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Unterbeschäftigten im Juli 2021 um 6,2 Prozent gesunken.

Der langsame Rückgang der Arbeitslosenzahlen nach der Corona-Delle in der Konjunktur sei zwar zu begrüßen, erklärte Hensel, doch die Gesamtzahl der als arbeitslos erfassten Menschen, die nicht in die Erwerbsarbeit zurückkehrten, sei „definitiv zu hoch“. Die Wohlfahrtsverbände in NRW forderten deshalb verstärkte Anstrengungen von Unternehmen und der öffentlichen Hand, um Arbeitsplätze zu schaffen.

Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den Arbeitslosenreport NRW. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit sowie Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zu Personen in Bedarfsgemeinschaften. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen.

(bsch/epd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort