Nach der Flut-Katastrophe Großes Lob bis scharfe Kritik an Organisation der Hilfskräfte

Kreis Ahrweiler · Private Helfer, Behörden und Feuerwehr bewerten die Koordinierung der Einsatzkräfte nach der Flut höchst unterschiedlich. Helfer sollen mit möglichst wenig Fahrzeugen an die Einsatzorte kommen.

Hochwasser in NRW: Aufräumarbeiten nach der Flut-Katastrophe
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Aufräumarbeiten nach der Flut-Katastrophe

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Foto: dpa/David Inderlied

Henrich Heggemann lebt im äußersten Süden von Bonn, in Mehlem. In diesen Tagen ist der Rechtsanwalt aber oft noch ein paar Kilometer weiter südlich anzutreffen. In der Ahrweiler Altstadt hilft er einer Frau, deren Haus von der Flutkatastrophe stark beschädigt wurde. Durch private Initiative habe sich viel getan. Private Unternehmer räumten Schutt weg, auch Müll sei „ziemlich weggeräumt“. Kritik übt Heggemann aber an Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Diese seien ihm zufolge wenig präsent. Dies gelte auch für Vertreter der Kreisverwaltung.

Von Koordinierungsschwierigkeiten bei der Zusammenarbeit von Bundeswehr, THW, Feuerwehr und zivilen Helfern berichtete der Bürgermeister der Ortsgmeinde Rech, Dominik Gieler. „Das läuft überhaupt nicht“, sagte er unserer Redaktion. Selbstorganisation sei notwendig, machte Gieler deutlich.

Wie Landrat Jürgen Pföhler verlautbaren ließ, übersteige die „dramatische Lage“ die Leistungsfähigkeit des Kreises „erheblich“. Gründe dafür seien etwa die weiter steigenden Opferzahlen sowie die wahrscheinlich auf Wochen und Monate fehlende Infrastruktur, besonders in den Bereichen Wasser und Energie. Daher habe die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier die Einsatzleitung übernommen. Helfer bittet die Kreisverwaltung, mit so wenig Fahrzeugen wie möglich an die Ahr zu kommen. Es sei unverzichtbar, dass der Verkehrsraum so gut es geht für die Rettungs- und Einsatzkräfte freigehalten werde und Einsätze nicht durch Staus oder verstopfte Straßen behindert würden.

Zum derzeitigen Zeitpunkt werden von der Einsatzleitung der ADD über 5000 Einsatzkräfte aller Fachdienste koordiniert und eingesetzt, teilt die Behörde mit. Die Koordination erfolge von der Technischen Einsatzleitung Rheinland-Pfalz zentral aus den Räumen der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung in Ahrweiler. Von dort aus würden sowohl die Lage selbst als auch die Einsatzabschnitte und die Bereitstellungsräume koordiniert. Die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte bewerte man als sehr gut. Aus dem gesamten Bundesgebiet arbeiteten unter anderem zahlreiche Fachdienste, Hilfsorganisation „sehr engagiert und kompetent Hand in Hand an der Bewältigung der Lage“.

Einen positiven Eindruck vermittelt auch Andreas Solheid, Sprecher der Feuerwehr in Adenau. Die Zusammenarbeit sei „grundsätzlich super“. Es gebe viel Menschlichkeit und ein sehr gutes Miteinander. Viele Spezialkräfte würden ihre Expertise mitbringen. Jedoch bedürfe es zur Koordination Ortskundige. Wichtig sei eine Kontinuität bei den Kräften vor Ort. Jetzt gelte es aufzupassen, dass nicht zu viele Helfer kommen. Die Leute seien sehr motiviert, aber da es sich um ein Katastrophengebiet mit „eingeschränkter Reisegeschwindigkeit“ handele, sei es nicht nötig, das Martinshorn einzuschalten. Dies sei zwar nicht die Regel, aber vorgekommen.

Indes berichtet Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dass die Hilfskräfte Schritt für Schritt abgeschnittene Ortschaften wieder erreichbar machten. Die Versorgung mit Strom und Wasser sei vordringlich. Die Schäden an der Infrastruktur würden kontinuierlich erfasst und analysiert, um den Finanzbedarf zu ermitteln sowie Reparaturen organisieren zu können.

Dieser Text ist zuerst beim „Bonner-General-Anzeiger“ erschienen.

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