Leverkusen Das Bayer-Kreuz wurde 80 Jahre alt

Leverkusen · Wenn's nach Bayer gegangen wäre, dann hätte das Kreuz den Geburtstag nicht mehr erlebt. Es ging aber nicht nach Bayer, sondern nach Nostalgikern, die ihr Wahrzeichen lieben. Ein Jubiläumsrückblick.

 Fast wäre das weithin sichtbare Bayer-Kreuz ganz aus dem Stadtbild verschwunden gewesen: Erst sollte das alte Kreuz an der B 8 abgerissen werden, um als neue Lichtreklame auf dem Hochhaus zu leuchten. Jetzt ist das Hochhaus weg.

Fast wäre das weithin sichtbare Bayer-Kreuz ganz aus dem Stadtbild verschwunden gewesen: Erst sollte das alte Kreuz an der B 8 abgerissen werden, um als neue Lichtreklame auf dem Hochhaus zu leuchten. Jetzt ist das Hochhaus weg.

Foto: UM

ist für viele Leverkusener 51 Meter hoch und 300 Tonnen schwer. Es gibt nichts in dieser Stadt, was so markant ist, was so sehr für Leverkusen steht und was vor allem eines tut: mit 1710 Lampen im Dunkeln ein Gefühl von Heimat zu verbreiten — das Bayer-Kreuz. Ein Monument aus jeweils sieben Meter hohen Buchstaben, eine überdimensionale Leuchtreklame, die zum Markenzeichen eines Unternehmens geworden ist und zum Wahrzeichen einer Stadt.

Die Rheinische Post hat jetzt in einer Umfrage von den rund 900 Teilnehmern wissen wollen: "Was ist charakteristisch für Leverkusen? Bayer-Kreuz, Rhein, Funkenturm oder BayArena." 544 Teilnehmer setzten ihr Kreuzchen unters Kreuz. Zufall? Bestimmt nicht.

Denn dass die Leverkusener ihr Kreuz lieben, bewies der Sturm der Entrüstung, als 2007 die Pläne des Konzerns bekannt wurden, die Leuchtreklame an der B 8 aus den 50er Jahren zugunsten der Medienfassade im Chempark abreißen zu wollen. Zwei Kreuze, hatte Bayer gesagt, das sei dann doch wohl eines zu viel. Denn immerhin sollte an der zur Medienfassade umgebauten ehemaligen Hochhaus-Konzernzentrale ein Tag und Nacht im Bayer-Blau-Grün schimmerndes neues Kreuz erstrahlen — innovativ, modern. Womöglich auch noch eines auf dem Dach der damals noch zum Umbau anstehenden BayArena. Das wären ja dann schon drei Kreuze — und womöglich alle drei sogar aus dem Weltall sichtbar. Geht nicht, entschied Bayer. Das alte, liebgewonnene Kreuz an der B8 muss bleiben, entschieden die Kreuz-Retter und sammelten Stimmen. Auf den Listen unterschrieben auch Promis von nebenan. Die Kölner Musiker von Brings zum Beispiel.

Insgesamt zeichneten 21 000 Menschen für den Erhalt der Riesenleuchtreklame. Das hat den damaligen Konzernchef Werner Wenning, selbst Opladener, überzeugt: "Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten gelernt, wie sehr die Menschen in und um Leverkusen offensichtlich an unserem Bayer-Kreuz hängen. Das hat uns sehr gefreut", hat er damals gesagt: "Viele Menschen möchten die nachts weithin leuchtenden Buchstaben, mit denen sie viele Erinnerungen verbinden, auch weiterhin als traditionelles Symbol für unser Unternehmen und ihre Stadt sehen. Diesen Wünschen wollen wir uns nicht verschließen." Das war im Dezember 2007.

Im Februar 2013 hält das Kreuz weiterhin Erinnerungen wach, leuchtet Heimkommenden von der A3 und der A1 den Weg nach Hause und hat sie überlebt, die Versuche, ein anderes Kreuz zu etablieren. Am Stadion gibt es gar kein Dach für ein potenzielles Kreuz. Und die Medienfassade? Ist dem Erdboden gleichgemacht. Die alte Konzernzentrale ist weg. Wer vorbeifährt, sieht zwar noch einen Bauzaun, aber seltsamerweise fehlt an dieser Stelle optisch auch nichts. Bald wird Gras drüber gewachsen sein. Im wörtlichen Sinne. Denn dort, wo die Medienfassade glänzen sollte, modern, innovativ, kommt ein Stück Carl-Duisberg-Park hin, traditionell, klassisch.

So wie das Bayer-Kreuz. Das feiert in diesem Bayer-Jubiläums-Jahr (150 Jahre Firmengeschichte) auch Jubiläum: Am 2. September leuchtet es seit 55 Jahren an dieser Stelle. Und für noch intensivere Nostalgiker: Seit Carl Duisberg das erste Bayer-Kreuz (72 Meter hoch, 2200 Lampen) anknipste, sind just auf den Tag am Mittwoch 80 Jahre vergangen.

(RP/ac)
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